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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ihrer Schwester ein
    Geschirrtuch an den Kopf. «Und das war in der Neunten.»
    Tessa legte das Geschirrtuch zusammen und seufzte.
    «Dass er traumhaft blaue Augen hat.»
    «Stimmt.»
    «Dass er unglaublich charmant ist und gut erzogen.»
    «Stimmt beides.»
    «Jede Menge Humor hat.»
    «Stimmt auch.»
    «Dass er immer mit abgezähltem Kleingeld zahlt.»
    Sara lachte und schob ihrer Schwester noch einen Hau‐
    fen Wäsche hin. «Reden und Falten.»

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    Tessa zupfte eine Fluse von einer schwarzen Hose. «Sie
    sagt, er war früher Footballspieler.»
    «Ach, wirklich?», fragte Sara. Jeffrey hatte ihr nie davon erzählt. Tatsächlich erzählte er ziemlich wenig von sich.
    Aber dass er nicht gerne von der Vergangenheit sprach,
    war einer der Züge, die ihr gefielen.
    «Ich hoffe, er ist es wert», seufzte Tessa. «Redet Daddy wieder mit dir?»
    «Nein», erklärte Sara. Sie versuchte so zu klingen, als
    machte ihr das nichts aus. Obwohl ihre Eltern Jeffrey
    noch nicht einmal kennen gelernt hatten, hatten sie sich
    bereits eine Meinung über ihn gebildet, wie alle anderen
    im Ort.
    Tessa ließ nicht locker. «Erzähl doch mal. Was weißt du, das Jill‐June nicht weiß?»
    «Nicht viel», gab Sara zu.
    «Komm schon.» Offensichtlich dachte Tessa, Sara
    machte Spaß. «Erzähl mir, wie er so ist.»
    Aus dem Flur meldete sich Cathy Linton. «Erst mal ist
    er viel zu alt.»
    Tessa rollte die Augen, als ihre Mutter im Zimmer
    stand.
    Sara sagte: «Man sollte nicht glauben, dass das hier
    mein Haus ist.»
    «Wenn du nicht willst, dass man einfach reinspaziert,
    musst du eben die Tür abschließen.» Cathy küsste Sara auf
    die Wange und überreichte ihr eine grüne Tupperware‐
    Box und eine fettige Papiertüte. «Ich wollte dir was auf die
    Fahrt mitgeben.»
    «Kekse! » Tessa griff nach der Tüte, doch Sara riss sie ihr aus der Hand.
    «Dein Vater hat Maisbrot gebacken, aber ich durfte dir

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    keins mitbringen.» Cathy sah sie scharf an. «Er meint, er rackert sich nicht ab, um deinen aufgeblasenen Kerl durchzufüttern.»
    Die Worte hingen im Raum wie eine dunkle Wolke. So‐
    gar Tessa blieb das Lachen im Hals stecken. Sara griff nach
    einer Jeans.
    «Gib her.» Cathy nahm ihr die Hose aus der Hand.
    «So», sagte sie, klemmte sich die Aufschläge unters Kinn
    und verwandelte das Ganze in weniger als zwei Sekunden
    in ein perfektes Quadrat. Sie betrachtete den Wäscheberg
    auf Saras Bett. «Hast du erst heute gewaschen?»
    «Ich hatte keine –»
    «Auch wenn man allein lebt, gibt es keine Entschuldi‐
    gung, dass man die Wäsche nicht macht.»
    «Ich habe zwei Jobs.»
    «Na und? Ich hatte zwei Kinder und einen Klempner
    und habe trotzdem meine Pflichten erledigt.»
    Sara sah Tessa Hilfe suchend an, doch ihre Schwester
    arbeitete so konzentriert an einem Paar Socken, als würde
    sie Atome spalten.
    Cathy fuhr fort. «Wenn du die schmutzige Wäsche ein‐
    fach direkt in die Waschmaschine steckst und sie alle zwei Tage anstellst, passiert dir das nicht mehr.» Sie schüttelte eins der Hemden auf, die Sara bereits zusammengelegt
    hatte. Unzufrieden verzog sie den Mund. «Warum hast
    du kein Bügelspray benutzt? Ich hab dir doch letzte Woche
    einen Coupon hingelegt.»
    Sara gab auf. Sie kniete sich auf dem Boden und suchte
    aus einem Stapel Bücher diejenigen heraus, die sie am
    Strand lesen wollte.
    «Nach allem, was ich so höre», frotzelte Tessa, «wirst du nicht viel Zeit zum Lesen haben.»

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    Das hoffte Sara auch, aber vor ihrer Mutter wollte sie es trotzdem nicht besprechen.
    «Dieser Mann ...», begann Cathy. Sie ließ sich Zeit,
    dann sagte sie: «Sara, ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber diesmal hast du dich wirklich übernommen.»
    Sara drehte sich um. «Danke für dein Vertrauen, Mut‐
    ter.»
    Cathys Gesicht verfinsterte sich. «Hast du vor, einen
    BH drunterzuziehen? Man sieht ja die –»
    «Jaja», sagte Sara und begann an Ort und Stelle die
    Bluse auszuziehen.
    «Außerdem sind dir die Shorts zu groß. Bist du dünner
    geworden?»
    Sara sah sich im Spiegel an. Sie hatte eine Stunde ge‐
    braucht, bis sie ein Outfit gefunden hatte, das gut aussah und doch nicht so, als hätte sie eine Stunde darüber nachgedacht. «Die Shorts sollen so weit sein», sagte sie und zupfte am Po herum. «Das ist jetzt Mode.»
    «Liebe Zeit, Kind. Hast du in letzter Zeit mal deinen
    Hintern gesehen ? Ich jedenfalls nicht. » Tessa gackerte und
    Cathy änderte ihren Ton, aber die Botschaft blieb

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