Schattenblume
seiner Waffe traf Lena am Kopf. Einen
Moment lang sah sie nur Sterne. Sie sank in die Knie, und er trat ihr gegen die Brust. Lena fiel nach hinten, bevor Brad sie auffangen konnte. Jetzt richtete Smith die Sig auf
Brad und stellte den Fuß auf Lenas Brust.
Er sagte: «Wusst ich's doch, dass du hier die Heldin spielen willst.»
«Nein», stöhnte Lena. Der Stiefel erdrückte sie fast.
Smith erhöhte das Gewicht noch. «Willst du hier die
Heldin sein?»
«Nein», sagte sie. «Bitte.» Sie versuchte seinen Fuß
wegzustemmen, doch er drückte immer stärker zu. «Bitte»,
keuchte sie und dachte an das Kind in ihr.
Smith schnaubte, als wäre er enttäuscht. «Schön», sagte
er und nahm den Fuß weg. «Lass dir das eine Lehre sein.»
Brad half Lena aufzustehen. Ihre Knie waren weich, und
ihr war speiübel. Hatte Smith mit seinem Gewicht irgendein
Unheil angerichtet? Irgendwelche inneren Verletzungen?
Mit dem Fuß schob Smith Sara den Plastikkoffer hin.
«Das muss reichen», sagte er. «Notoperation, wie im Fern‐
sehen.»
Sara schüttelte den Kopf. «Das ist zu gefährlich. Wir
schaffen es nicht – »
«Ihr müsst.»
«Er muss in den OP.»
«Hier oder gar nicht.»
«Er stirbt vielleicht.»
Smith fuchtelte mit der Waffe herum. «Vielleicht stirbt
er so oder so.»
«Was wollt ihr ...» Sara brach ab, versuchte ihre Ge‐
fühle zu beherrschen. Aber es gelang ihr nicht. «Was habt ihr gegen uns? Was haben wir euch getan?»
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«Es geht nicht um euch», erklärte Smith. Er nahm das
Telefon ab und schrie: «Was zum Teufel wollt ihr?»
«Oder Jeffrey», brachte Sara stockend hervor. Smith sah
sie nicht an, und so wandte sie sich an seinen Komplizen.
«Was hat Jeffrey euch getan?»
Der Komplize drehte sich zu Sara um, das Gewehr wei‐
ter auf die Tür gerichtet.
«Halt die Fresse», bellte Smith ins Telefon. «Wir ma‐
chen hier eine kleine Notoperation. Dafür habt ihr die Sanitäter doch reingeschickt!»
Sara ließ nicht locker. «Was?», fragte sie. «Was wollt
ihr? Warum tut ihr das?», flehte sie verzweifelt. «War‐
um?»
Der Komplize starrte sie an. Smith hielt sich das Telefon an die Brust, als wäre er gespannt, was sein Partner antworten würde. Der Mann sprach leise, aber deutlich, als er
antwortete: «Weil Jeffrey sein Vater war.»
Sara riss die Augen auf, als hätte sie einen Geist gesehen. Mit zitternden Lippen fragte sie: «Jared?»
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KAPITEL SIEBZEHN
Montag
ara zählte das Tuten, bis der Anrufbeantworter ihrer
SEltern
dran war. Eddie Linton hasste Anrufbeantwor‐
ter, doch er hatte schließlich einen angeschafft, als Sara aus
Atlanta zurückgekehrt war, damit sie sich sicherer fühlte.
Nach dem sechsten Tuten schaltete sich sirrend das Band
ein, und die schroffe Stimme ihres Vaters befahl dem An‐
rufer, eine Nachricht zu hinterlassen.
Sara wartete auf den Piepton, dann sagte sie: «Mama,
ich bin's – »
«Sara?», meldete sich Cathy. «Einen Moment.» Sara
wartete, bis ihre Mutter den Anrufbeantworter abschal‐
tete, der oben im Schlafzimmer ihrer Eltern stand. Es gab nur zwei Telefone im Haus: eins in der Küche mit einer
zwanzig Meter langen Schnur und eins im Elternschlaf‐
zimmer, das für Sara und Tessa seit ihrer Teenagerzeit tabu
war.
Sara ließ den Blick über das Skelett auf dem Untersu‐
chungstisch gleiten, wo heute Morgen noch Luke Swan ge‐
legen hatte. Hoss hatte drei Pappkartons dabeigehabt, um
die Knochen abzutransportieren, und auch wenn Sara von
seiner Ignoranz schockiert war, war sie nicht in der Posi-287
tion, seine Methoden zu kritisieren. Mühevoll hatte sie das
Skelett wieder zusammengesetzt und nach Hinweisen auf
die Identität der Frau gesucht. Das Ganze hatte Stunden
gedauert, doch jetzt war sie sich zumindest einer Sache si‐
cher: Das Mädchen war definitiv ermordet worden.
Cathy war wieder am Apparat. «Geht es dir gut?»,
fragte sie. «Ist was passiert? Wo bist du?»
«Es geht mir gut, Mama.»
«Ich habe gerade Puderzucker für die Muffins gekauft.»
Sara hatte ein schlechtes Gewissen. Ihre Mutter backte
nur Muffins, wenn sie Sara trösten wollte.
Cathy fuhr fort. «Dein Daddy ist zu Chorskes gerufen
worden. Der kleine Jack hat eine Hand voll Wachsmalstifte
das Klo runtergespült.»
«Schon wieder?»
«Schon wieder», wiederholte ihre Mutter. «Kommst du
rüber und hilfst mir mit den Muffins?»
«Tut mir Leid», sagte Sara. «Ich bin noch in Sylacauga.»
«Oh.» Der Ausruf
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