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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Glas Wein oder ab und zu ein Bier trinken sehen.
    Das passte auch zu dem, was sie inzwischen über seine
    Mutter wusste. Die Tatsache, dass er ausgerechnet heute
    Abend sturzbetrunken war, ließ bei Sara alle Alarmglo‐
    cken schrillen.
    Argwöhnisch sagte sie: «Hallo.»
    Er grinste albern und legte sich den Finger an die Lip‐
    pen, als im Radio Elvis Presleys «Wise Men Say» spielte.
    «Jeffrey ...»
    Er fasste sie um die Hüfte und zog sie an sich, allerdings machte er sich beim Führen nicht besonders gut.
    Sie warf einen Blick auf den Truck, der wahrscheinlich
    älter war als sie. Vorn gab es nur eine durchgehende Sitzbank, wie die in der Höhle. Der dürre Arm des Schaltknüppels ragte in der Mitte aus dem Fußboden.
    «Bist du etwa gefahren?»
    «Schsch», machte er.

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    «Wie viel hast du getrunken?» Sie wedelte sich mit der
    Hand frische Luft zu.
    Er summte das Lied mit und sang die Zeile: «Falling in
    love ... with ... you ...»
    «Jeff.»
    «Ich liebe dich, Sara.»
    «Das ist nett», sagte sie und schob ihn sanft von sich.
    «Bringen wir dich lieber heim, ja?»
    «Ich kann nicht zu Possum.»
    Sie legte ihm die Hände auf die Schultern, und er lehnte sich gegen sie. «Doch, du kannst.»
    «Sie haben Robert festgenommen.»
    Sara schluckte, doch sie sagte nichts. «Lass uns morgen
    sprechen, wenn du nüchtern bist.»
    «Ich bin jetzt nüchtern.»
    «]aja», sagte sie und sah sich um, ob Harold sie vielleicht beobachtete.
    «Komm, wir fahren irgendwohin», sagte Jeffrey und
    versuchte kopfüber in den Truck zu klettern.
    «Warte.» Sara hielt ihn fest, als er abrutschte. Dann
    legte sie ihm die Hände auf den Hintern und schob ihn
    hinein.
    Er lallte: «V‐v‐verdammt langer Tag heute.»
    «Ich fasse es nicht, dass du in dem Zustand gefahren
    bist.»
    «Wer sperrt mich schon ein?», fragte er zurück. «Hoss hätte Robert nie eingesperrt. Ich bin dran schuld.» Er legte
    die Hände ans Steuer. «Mann, ich bringe wirklich Un‐
    glück. Kaum dass ich hier auftauche, geht die ganze Stadt vor die Hunde.»
    «Rutsch rüber», sagte sie und gab ihm einen Schubs.
    «Männer ham's nicht gern, wenn Frauen fahren.»

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    Sie lachte und schob ihn mit Gewalt rüber. «Komm
    schon, du großer Junge. Morgen früh bist du wieder ein
    Mann.»
    Auf dem Boden klirrten Bierflaschen, als er auf die Bei‐
    fahrerseite rutschte. Er beugte sich vor und ging die Flaschen
    durch. «Scheiße», sagte er. «Wir brauchen mehr Bier.»
    «Wir besorgen welches», sagte sie, stieg ein und schlug
    die Tür zu, dass das Führerhaus zitterte. Sie griff zum
    Zündschloss, doch der Schlüssel steckte nicht,
    «Wahrscheinlich kriegt er die Spritze», sagte Jeffrey,
    und sie hörte den Kummer in seiner Stimme. «O Gott, o
    Gott.» Er legte sich die Hand über die Augen.
    Sara starrte den Eingang zur Leichenhalle an. Sie wuss‐
    te nicht, was sie sagen sollte. Wahrend der Zeit in der Not‐
    aufnahme des Grady Hospital hatte sie mit vielen Be‐
    trunkenen zu tun gehabt. Man konnte nicht mit ihnen
    diskutieren, wenn sie nicht mehr logisch dachten.
    Sie fragte: «Wo sind die Schlüssel?»
    Jeffrey lehnte den Kopf gegen das Fenster und schloss
    die Augen. «In meiner Hosentasche.»
    Sara starrte ihn an, sie wusste nicht, oh sie ihn ohrfeigen oder ihn trösten sollte. Schließlich sagte sie: «Rück ein
    Stück rüber.» Sie griff ihm in die Hosentasche.
    Er lächelte und schob ihre Hand in seinen Schritt. In
    Anbetracht seines Vollrauschs war Sara überrascht, dass
    seine Libido noch funktionierte.
    «Hey», protestierte er, als sie die Schlüssel fand und die Hand wegzog.
    «Sorry», sagte sie unbeeindruckt und suchte den Zünd‐
    schlüssel heraus.
    «Wie wär's mit 'nem Blowjob?»
    Sie lachte. «Du bist derjenige, der betrunken ist, verges-296
    sen? Nicht ich.» Sie ließ den Motor an und war erleichtert, als sie beim ersten Versuch Erfolg hatte. «Schnall dich an.»
    «Hier gibt's keine Gurte», sagte er und rutschte wieder
    näher an sie heran.
    Sara trat auf die Kupplung und legte den Rückwärts‐
    gang ein. Jeffrey saß jetzt so, dass er den Schaltknüppel zwischen den Beinen hatte. Sie fragte: «Wie viel hast du getrunken?»
    «Zu viel», sagte er und rieb sich die Augen.
    Der Schein eines Neonschilds erleuchtete das Wagenin‐
    nere, als Sara zurücksetzte, und sie zählte mindestens acht
    leere Bierflaschen, die auf dem Boden herumrollten. Jef‐
    frey trug schwarze Stiefel, die sie noch nie gesehen hatte, ein Hosenbein

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