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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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er es gewohnt, dass Erwachsene sich so benahmen. Der andere Junge, der draußen geblieben war, spielte mit einem Plastiklaster und machte die Motorengeräusche nach. Sara wiederholte: «Nicht vor den Kindern.»
    «Wer zum Teufel sind Sie?», lachte ihr die Frau ins Gesicht. «Für wen halten Sie sich eigentlich?»
    Sara hielt es nicht mehr aus. Sie musste ihrem Ärger Luft machen. «Ich weiß, dass der Junge krank ist. Und er ist schmutzig. Wie können Sie zulassen, dass er so verdreckt herumläuft?» Sie zeigte auf den anderen Jungen. «Und er genauso. Ich werde Sie beim Jugendamt anzeigen.»
    «Machen Sie nur», gab die Frau zurück. «Glauben Sie vielleicht, das kümmert mich? Zwei Mäuler weniger zu stopfen.» Doch während sie es sagte, streckte sie die Hand aus und winkte Eric zu sich. Der Junge folgte ihrem Befehl. Als Sara ihn zurückhalten wollte, spürte sie die Beulen auf seiner Haut.
    Die Frau sagte zu Sara: «Ihr Freund hat meine Tochter vergewaltigt.»
    Sara war schwindelig. Sie musste sich an der Wand festhalten.
    «Er hat sie vergewaltigt und geschwängert, und am Ende, als sie um Hilfe gebettelt hat, hat er sie umgebracht, und ich musste den kleinen Bankert von einem Sohn selber großziehen.» Sie streckte Jeffrey wieder den Finger ins Gesicht. «Es ist noch nicht vorbei.»
    «Doch», sagte er. «Das ist es.»
    «Sag deinem verfluchten Kumpel, wenn ich ihn auf der Straße erwische, ist er tot.»
    «Ich kann Sie wegen Morddrohung anzeigen.»
    «Du verfluchter Feigling», sagte sie, dann räusperte sie sich mit einem höhnischen Grinsen. Bevor Jeffrey ausweichen konnte, hatte sie ihm ins Gesicht gespuckt.
    «Es ist noch nicht vorbei», wiederholte sie und packte Eric am Handgelenk. Seine Arme waren voller blauer Flecke, doch er ließ sich alles gefallen. Der andere Junge trottete zum Wagen zurück, als wenn nichts gewesen wäre und seine Mutter ihm gerade ein Eis versprochen hätte.
    Jeffrey zog ein Taschentuch heraus und faltete es sorgfältig auseinander. Dann wischte er sich die Spucke aus dem Gesicht.
    Sara brauchte ein paar Minuten, bis sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. Die Anschuldigungen der Frau hallten noch immer in ihrem Kopf nach. Schließlich brachte sie heraus: «Willst du mir erklären, worum es hier geht?»
    «Nein.»
    Sie warf die Arme in die Luft. «Jeffrey, sie hat gesagt, du hättest ihre Tochter vergewaltigt.»
    «Glaubst du ihr?», fragte er und sah ihr in die Augen. «Glaubst du, ich hätte jemanden vergewaltigt? Ich hätte jemanden umgebracht?»
    Sie war viel zu schockiert, als dass sie ernsthaft hatte darüber nachdenken konnte. Die Anschuldigungen hatten sie getroffen wie ein Hammer, sie konnte nicht klar denken.
    «Sara?»
    «Ich   …» Sie schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.»
    «Dann haben wir uns wohl nichts mehr zu sagen», sagte er und ging davon.
    «Warte», rief sie und folgte ihm auf die Straße. «Jef frey .» Er drehte sich nicht um, und sie musste laufen, um ihn einzuholen. «Sprich mit mir.»
    «Wozu? Du hast dich doch schon entschieden.»
    «Warum willst du mir nicht sagen, was passiert ist?»
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. «Warum lässt du es nicht einfach, Sara? Warum kannst du mir nicht einfach vertrauen?»
    «Es geht hier nicht um Vertrauen», sagte Sara. «Mein Gott, die Frau behauptet, du hättest ihre Tochter vergewaltigt. Sie sagt, du hast einen Sohn.»
    «Das ist Bockmist», zischte er. «Glaubst du etwa, ich könnte ein Kind haben, von dem ich nichts weiß? Das geht doch gar nicht.»
    Sara dachte an Jared und widerstand dem Drang, ihm Nells Geheimnis ins Gesicht zu schleudern.
    «Was ist?» Er wertete ihr Zögern als Misstrauen. «Weißt du was? Scheiß drauf.» Aufgebracht lief er weiter. «Ich dachte, du wärst anders. Ich dachte, ich könnte dir vertrauen.»
    «Vertrauen ist hier nicht der springende Punkt.»
    «Der springende Punkt», wiederholte er. «Was für eine Scheiße.»
    «Oh, wie erwachsen von dir», sagte sie und imitierte ihn. «‹Was für eine Scheiße›.»
    Sie griff nach seiner Schulter, um ihn zurückzuhalten, doch er schüttelte sie ab und riet ihr: «Du lässt mich jetzt besser allein.»
    «Warum?», fragte sie. «Willst du mich vielleicht auch vergewaltigen? Mich erwürgen?»
    Sie hatte ihn schon wütend, fuchsteufelswild erlebt, doch als sie jetzt sah, wie sehr sie ihn verletzte, bereute sie die Worte sofort.
    Sara versuchte sie zurückzunehmen, doch er schüttelte nur den

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