Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Anwesenden, entweder wegen ihrer kollektiven Unkenntnis des Notenbanksystems oder wegen der Aufgabe, es für sie zusammenzufassen.
»Man raubt keine Notenbank aus. Sie überwacht und reguliert Banken, setzt den Diskontsatz fest – den Zinssatz, zu dem wir Geld an Banken und andere Finanzinstitute verleihen – und kontrolliert die sich im Umlauf befindliche Menge an Geld; dabei arbeiten wir mit der Münzprägeanstalt der USA zusammen. Wir verarbeiten auch alle eingelösten Schecks für unseren Distrikt, auch wenn das alles mittlerweile elektronisch geschieht …«
Frank Patrick unterbrach ihn: »Aber es ist immer noch eine Bank, oder? An den Schaltern wird Bargeld aufbewahrt?«
»Ein gewisser Betrag, ja. Sparbrieftransaktionen werden immer noch auf der Westseite der Schalterhalle abgewickelt. Die Schalter auf der Ostseite sind nicht mehr in Gebrauch.«
»Ist der Tresor auch in der Halle?«, fragte Theresa.
Der Vizepräsident der Bank zog erneut an seiner Krawatte, die tief in seinen zerfurchten Nacken einschnitt. »Der Geldtresor ist unterirdisch. Er ist dreigeschossig, und sie würden sowieso nicht hineinkommen … Das hier ist keine normale Bank wie an jeder Ecke, das versuche ich Ihnen zu erklären.«
»Sie haben nach Terroristen gefragt«, griff Cavanaugh eine Bemerkung des Mannes auf. »Bevor ich den Kontakt aufnehme, müsste ich wissen, ob die Bank in der letzten Zeit entsprechende Drohungen erhalten hat.«
»Jeden Tag. Seien es die Leute, die mit den Zinsen nicht einverstanden sind, oder diejenigen, die der Meinung sind, eine Notenbank ist eine Privatbank und/oder eine Methode, das amerikanische Volk zu unterdrücken und/oder verantwortlich für die Ermordung von JFK . Ich übertreibe hier nicht. Angeblich haben wir ihn wegen der Präsidentenverfügung 11110 ermordet …«
»Ich meine, in der letzten Zeit«, unterbrach ihn Cavanaugh. »Gab es erst kürzlich ausdrückliche Drohungen, die sich zum Beispiel auf den heutigen Tag oder den Besuch der Außenministerin bezogen?«
Kessler dachte einen Moment lang nach. »Nein. Und die Presseabteilung soll mir alles vorlegen.«
»Okay. Wenn das hier einen politischen Hintergrund hat, werden sie es als Erstes ansprechen. Solche Typen halten damit nie lang hinter dem Berg. Bis dahin müssen wir annehmen, dass es sich um normale Bankräuber handelt.«
»Aber das ist doch lachhaft ! Wir sind besser abgesichert als das Weiße Haus. Wir haben Metalldetektoren, bewaffnete Sicherheitsleute und Hunde, die die Schalterhalle bewachen.« Mit jedem Wort wurde Kesslers Stimme lauter. »Wie konnte das nur passieren ?«
»Sie stürmten hinein und haben einem Wachmann eine Pistole an den Kopf gehalten«, erklärte Frank. »Da sind die besten Sicherheitskräfte der Welt machtlos.«
»Aber warum?«, jammerte der Mann. »Warum wir ?«
»Weil diese Typen dachten, dass es eine normale Bank ist. Und Ihre Schalterhalle öffnet früher als die anderer Banken in der Innenstadt.«
Kessler rieb sich mit der Handfläche über die Augen und gab gequält zu, dass man bereits um acht Uhr für Sparbrieftransaktionen und für Schulklassen öffnete.
Frank fuhr fort: »Vielleicht dachten die Kerle, dass der Berufsverkehr unsere Ankunft verzögern würde. Sie dachten, sie gehen da rein, lassen die Schalterbeamten das Geld in die mitgebrachten Taschen füllen und hauen wieder ab. Wie die meisten Banküberfälle eben so ablaufen. Was ja auch hier passiert wäre, wenn der Wachmann sich nicht ihr Fluchtauto geschnappt hätte.«
Jason räusperte sich. »Er hat gemäß seiner Anweisungen gehandelt. Einschließen ist die höchste Priorität bei bewaffneten Angreifern.«
»Bis auf die Tatsache, dass sie ohne sein Eingreifen vielleicht einfach das Geld genommen hätten und abgehauen wären. Jetzt haben wir eine Geiselnahme«, entgegnete Patrick. Gerade als Theresa vor Wut über diese Fehleinschätzung der Situation zu zittern begann, fügte er hinzu: »Andererseits hätten sie dann vielleicht einige Geiseln mitgenommen. Man weiß es nicht.«
Cavanaugh überlegte laut: »Die gehen da rein, denken, es sei eine x-beliebige Bank, sind überrascht von der Menge an Sicherheitsleuten – und dann stehen sie plötzlich auch noch ohne Fluchtauto da. Sie nehmen ein paar Geiseln, bis sie ihre nächsten Schritte überlegt haben.«
»Außer sie haben Ludlow umgebracht«, bemerkte Theresa. »Dann sollten sie eigentlich genau wissen, um was für eine Bank es sich hier handelt.«
Kessler zuckte so stark
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