Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
dachte, dieser Bereich wäre von der Security abgesperrt.«
»Das stimmt«, bestätigte Cavanaugh. Das musste dann der Gang und die Aufzüge hinter den Geiseln sein, hinter dem Informationsschalter, dachte Theresa.
»Dann, vom Aufzug aus, bräuchten sie eine Schlüsselkarte, um durch die Doppeltür auf Sublevel eins zu kommen, und dann eine weitere, um in den Raum mit der Schreddermaschine zu gelangen, ohne den Alarm auszulösen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass diese ganzen Bereiche kameraüberwacht sind.«
»Das ist ihnen ziemlich sicher egal.« Cavanaugh deutete auf den Bildschirm. »Wir sehen sie sowieso über die Überwachungskameras.«
Der Vizepräsident wandte sich zu dem Monitor, auf dem er seine Angestellten auf dem Boden kauern sah, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er erhob sich halb, sank dann auf den harten Holzstuhl zurück, als habe ihn alle Kraft verlassen. Er versteht so langsam , dachte Theresa. Die Sinnlosigkeit. Die Hilflosigkeit .
Oder vielleicht auch nicht. »Woher haben Sie diese Videoübertragung?«
»Internet-Stream«, erklärte Jason.
»Das hier wird über das Internet gesendet?« Kessler war entsetzt.
»Es ist dreifach passwortgeschützt, und alle drei Passwörter werden sofort geändert, wenn das alles hier vorbei ist. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Ms. Elliott ergriff das Wort. »Wir haben im ganzen Gebäude W-LAN . Könnte es da zu Störungen kommen?«
»Nein. Wir arbeiten zwar auf demselben Server, aber es ist ein sicherer Link.«
Theresa fühlte sich leicht schwindelig. Da drüben sind Typen mit Gewehren, und hier diskutieren wir über Probleme bei der modernen Kommunikation .
»Keine Angst, Theresa.«
Erst einen Moment später erkannte sie, dass Cavanaugh mit ihr gesprochen hatte. Erschrocken wandte sie ihren Blick vom Monitor ab. »Wie bitte?«
»Ich sagte, keine Angst.« Das Grinsen war verschwunden. Seine dunklen Augen blickten ernst, und für einen Moment fühlte sie sich getröstet. Vielleicht war er wirklich so genial, wie alle sagten. Vielleicht würde Paul alles gut überstehen. »Wir holen ihn da raus. Ich denke, die Typen haben mittlerweile erkannt, dass sie sich in eine missliche Lage gebracht haben, und beten um einen Ausweg. Mit etwas Glück haben wir bis zum Mittagessen alles hinter uns. Doch da wäre noch eine Sache. Sie müssen uns hier allein lassen.«
So musste sich ein Schlag in die Magengrube anfühlen. »Wie bitte?«
»Ich kann hier keine emotional involvierten Leute brauchen. Ich muss mich allein auf die Geiselnehmer konzentrieren, wenn ich Paul da herausbekommen will.« Er sprach ruhig, eindringlich, und wenn Theresa nicht aufpasste, stimmte sie ihm gleich zu. »Ihre Reaktionen dürfen mich nicht ablenken oder aus dem Konzept bringen.«
»Ich werde nichts tun.«
»Theresa …«
»Nein, ich meine das ernst«, beteuerte sie, nicht ohne einen flehenden Unterton. »Ich war fünfzehn Jahre lang verheiratet. Ich weiß, wie man einfach alles über sich ergehen lässt, glauben Sie mir.«
»Theresa …«
»Ich bin mir sicher, Jack Sabian würde wollen, dass ich bleibe.«
Das Gewicht seiner politischen Ambitionen bremste ihn ein wenig, wenn auch nur für einen Moment. »Ich bin die Verbindung zu den Männern, die Paul mit einem Gewehr bedrohen, Theresa. Sie wollen doch nicht, dass ich dabei abgelenkt werde, oder?«
Da hatte er Recht. Doch sie blickte ihn weiter ruhig an, wie sie es auch bei Verteidigern und Rachaels Schulbandleiter tat. »Sie brauchen mich. Ich bin ihnen schon näher gekommen als Sie. Ich habe ihr Werk heute Morgen untersucht. Ich saß in ihrem Auto. Ich weiß, wer der Fahrer war und dass er Tic-Tacs mit Zimtgeschmack mag und Countrymusik. Ich muss hier sein.« Theresa wandte sich zu dem Bildschirm, als ob damit das Thema beendet wäre. Ha! Wenn doch nur alle Diskussionen so leicht zu gewinnen wären.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er sie beobachtete, bis allgemeines Stühlerücken aus den Angestelltenbüros ihrer aller Aufmerksamkeit erregte. Offensichtlich hatten die Befehlshaber eine Entscheidung getroffen.
Zu ihrer Überraschung und unendlichen Erleichterung sagte Cavanaugh schließlich: »Okay. Aber das ist nur eine vorübergehende Erlaubnis. Fangen wir also an.« Er griff nach dem Headset.
Theresa legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Warten Sie.«
6
9:10 Uhr
Pauls Körper versteifte sich, wartete auf den Schuss. Der nicht kam. Nur der Schrei der Frau. Dann Bobbys Stimme, laut und entschieden. Schritte
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