Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
genauso gehen würde, wenn ihr alle Beteiligten fremd wären, wenn sie nicht eine der Geiseln lieben würde, wenn der Mann, der ihre Gefühle aus dem selbst auferlegten Winterschlaf aufgerüttelt hätte, nicht auf der anderen Straßenseite sitzen würde, im Visier eines Gewehres.
Die jungen Männer eilten den Weg zurück, den sie gekommen waren, zweifellos, um ihren Vorgesetzten zu berichten, dass das CPD ohne sie angefangen hatte.
»Es gibt Gründe für das hier«, erklärte Cavanaugh. »Ich kann mich nicht auf Sie konzentrieren und gleichzeitig Entscheidungen treffen. Wenn wir uns eine Weile unterhalten haben, besteht die Chance, dass ich beginnen könnte, Sie zu mögen, und dann wären alle Entscheidungen, die ich treffe, vorbelastet.«
»Oh«, erwiderte Lucas gedehnt, »diese Chance wird nicht sehr groß sein, Chris. Sobald ich eine dieser Geiseln töte, werden Sie mich sofort von Ihrer Weihnachtskartenliste streichen.«
Es beunruhigte Theresa, dass der Mann von Geiseln und nicht von Menschen sprach. Killer versuchten oft, ihre Opfer zu entmenschlichen, um das Töten leichter zu machen. Es würde Aufgabe des Unterhändlers sein, Lucas dazu zu bewegen, die Gefangenen als Menschen zu sehen, als Menschen mit Jobs und Familien und Träumen, für die es sich zu leben lohnte.
Cavanaugh hatte offensichtlich denselben Gedanken. »Wo wir gerade davon sprechen, können Sie mir sagen, wer alles bei Ihnen ist? Wir wissen von der Rezeptionistin Missy, und den drei Wachmännern Greg, Antoine und …«
Lucas unterbrach ihn. »Vier Millionen. In Hunderterscheinen. Und während Sie das organisieren, erzähle ich Ihnen etwas über die Lobby der Notenbank von Cleveland. Sie ist groß. Sie ist wirklich schön, mit Deckenmalereien und all so was. Aber groß. Wir werden immer näher an den Geiseln dran sein als Sie, und wir können sie töten, bevor ihr bei uns seid. Wenn ihr Tränengas hier hereinwerft oder versucht, uns auszuräuchern, werden wir sie töten, bevor ihr bei uns seid. Haben Sie das verstanden?«
»Ich verstehe. Vier Millionen ist eine Menge Geld, Lucas. Aber wissen Sie was? Es ist machbar. Wir können das organisieren. Es wird allerdings ein bisschen dauern – sicher mehr als eine Stunde.«
»Wir befinden uns in einem Gebäude voller Geld, Chris. Hier liegen weit mehr als vier Millionen in bar herum, und wir alle wissen das. Es sollte also nicht länger als zehn Minuten dauern, oder? Ich gebe Ihnen nur eine Stunde, damit Sie das Auto von da wieder zurückbringen können, wohin Sie es gefahren haben. Fahren Sie es oder transportieren Sie es auf einem Tieflader. Verwenden Sie auf keinen Fall eine Anhängerkupplung. Verstanden?«
»Lucas, ich weiß nicht viel über das Notenbank-Gebäude, aber …«
»Sie haben das mit dem Auto kapiert? Lassen Sie es einfach von jemandem herfahren. Kein Abschleppen.«
»Kein Abschleppen, verstanden. Doch wegen des Geldes … Die Bank ist wie Fort Knox. Sie müssen mit uns kooperieren, um an das Geld zu kommen, wegen der ganzen Sicherheitsvorkehrungen …«
»Seien Sie nicht dumm, Chris.«
Cavanaugh verstummte.
»Ich werde sicher nichts holen gehen. Im Untergeschoss sind Roboter, die das Bargeld umladen, und wir haben Aufzüge. Lassen Sie das Geld zu mir bringen. Eine Stunde. Oder jemand stirbt. Und vermasseln Sie es ja nicht, indem Sie einen Abschlepper verwenden.«
8
9:46 Uhr
Das Klicken in der Leitung, als Lucas auflegte, erfüllte den Raum. Plötzlich begannen alle gleichzeitig zu reden.
»Er hat nichts von seinem Partner gesagt«, bemerkte Theresa.
Frank zündete sich seine Zigarette an, und Theresa unterdrückte den Impuls, sie ihm aus der Hand zu reißen und ein paar Züge zu nehmen. »Wir sollten ihm das Geld bringen«, sagte er. »Diese Typen sind nicht so dumm, wie ich zuerst dachte.«
»Und sie kennen sich mit der Notenbank aus. Bitte rauchen Sie hier nicht, Detective«, fügte Cavanaugh hinzu, nahezu gleichzeitig mit der Bibliothekarin.
Theresa sah, wie Frank fragend den aufsteigenden Zigarettenrauch betrachtete, dann die Zigarette in seine Wasserflasche fallen ließ und Ms. Elliott mit einem kleinlauten Lächeln bedachte. Sie wunderte sich, warum die Bibliothekarin bleiben durfte, doch man könnte ihre Unterstützung noch brauchen, und schließlich besetzten sie hier ihren Arbeitsplatz. Außerdem würde sie keine Gefühlsausbrüche bekommen. Ihr Verlobter war keine der Geiseln.
Cavanaugh sprach den Vizepräsidenten der Bank an: »Mr. Kessler.«
»Ja?«
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