Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Grün.« Er blickte zu dem Schwarzen neben Paul, der so gut über die Deckenmalereien Bescheid wusste. »Wo ist das Geld?«
Der Mann schluckte angestrengt, antwortete aber mit ruhiger Stimme. »In den Schubfächern der Schalter. Der Rest der Halle ist nur zur Anschauung, für Schulklassen.«
Lucas zog eine Augenbraue hoch. »Sie glauben, dass ich das alles hier nur für ein bisschen Geld aus den Schaltern tue?«
Das half auch nicht weiter. »Es ist Geld auf verschiedene Orte in diesem Gebäude verteilt. Meinen Sie einen speziellen Betrag?«
»Ich meine den ganz großen Haufen.«
»Nun …«
Das Telefon klingelte.
»Missy«, sagte Lucas. »Ich möchte Sie bitten, an den Apparat zu gehen.«
7
9:40 Uhr
Theresa starrte auf den Bildschirm, war sich kaum bewusst, dass sie immer noch Cavanaughs Arm festhielt. »Hat diese Frau ein Kind bei sich?«
Alle lehnten sich wie magisch angezogen zu dem kleinen Monitor.
Sie konnte das helle Haar der Frau erkennen und die Umrisse eines kleinen Kindes auf ihrem Arm, doch sonst verschwamm alles in pixeligem Grau. »Frank, glaubst du …«
»Warum zum Teufel sollte sie ein Kind dabeihaben?«, fragte Jason, an niemand Bestimmten gerichtet.
»Gibt es eine Tagesstätte auf dem Gelände?«, fragte Cavanaugh Kessler.
»Nein.«
Theresa ließ Cavanaughs Arm los und tätschelte aufgeregt ihren Cousin. »Unser Toter von heute Morgen – könnten das seine Frau und sein Kind da in der Schalterhalle sein?«
Jetzt war auch Franks und Cavanaughs Aufmerksamkeit geweckt. »Warum glaubst du das?«
»Die Beschreibung passt auf sie. Wir haben heute früh ihre Fotos gesehen, das könnten sie wirklich sein.«
Frank sagte: »Glaubst du, sie hat dort nach ihrem Mann gesucht?«
»Das wäre nachvollziehbar. Allerdings erklärt es nicht, warum sie ihn vor ihrem Haus nicht gefunden hat.«
»Nein«, warf Kessler ein, und alle drehten sich zu ihm um. »Sie arbeitet hier. Das war Teil der Vereinbarungen, um Ludlow zum Umzug aus Atlanta zu bewegen.«
Cavanaugh deutete mit dem Kinn auf den Bildschirm. »Ist sie das?«
»Ich habe sie bisher nicht persönlich kennen gelernt.«
»Jason, wissen wir, wer sich alles in der Lobby aufhält?«
»Nicht alle. Die Security hat vorhin über die Kameras eine Liste erstellt; auf der steht aber nur eine Frau, und jetzt sind da … drei. Woher kommen die beiden anderen?«
»Haben sich wahrscheinlich beim ersten Schuss unter ihren Schreibtischen versteckt. Wer sind die identifizierten Geiseln?«
Jason ratterte die Namen und die Eckdaten der drei Wachmänner und der drei Geiseln herunter; Paul und die Neuzugänge ließ er außen vor. Die fünf Angestellten waren zwischen vierundzwanzig und einundsiebzig Jahre alt. Die meisten waren verheiratet und hatten Kinder. Hier geht es um mehr als Paul , dachte Theresa. Diese Tragödie ist viel allumfassender als meine persönliche .
Keiner von ihnen hatte eine kriminelle Vergangenheit oder auch nur einen Vermerk in der Personalakte. Keiner von ihnen arbeitete in Hochsicherheitsbereichen.
Frank sagte: »Keiner scheint als Kontakt innerhalb der Bank geeignet zu sein. Aber Ludlow wurde ermordet, und Mrs. Ludlow ist zufällig in der Lobby, als diese überfallen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Zufall ist.«
Das Stimmengemurmel aus den Angestelltenbüros wurde leiser. Eine junge Frau näherte sich der Gruppe um den Lesetisch, einen Stuhl und einen Notizblock in der Hand, und setzte sich schräg rechts hinter Cavanaugh. Ohne sich umzudrehen sagte dieser: »Das ist Irene, unsere Protokollantin. Es ist Zeit anzufangen.«
Bevor das FBI ihm befahl, auf die unerwünschte Laura zu warten, vermutete Theresa. Cavanaugh musste als Erstes am Zug, oder besser gesagt am Telefon sein, denn hatte er erst einmal Tatsachen geschaffen und sich als Unterhändler etabliert, würde man ihn sicher nicht mehr abziehen. Er wählte eine Nummer aus Jasons Laptop mittels des beeindruckenden Telefonequipments, das sein Mitarbeiter aufgebaut hatte; drei Telefone, ein digitales Aufzeichnungsgerät und ein Lautsprecher waren an ein zentrales Hub angeschlossen.
Alles dreht sich um Worte , dachte Theresa. Keine Mikroskope, keine Chemikalien, keine Datenbanken. Nur Worte.
Eine Frau antwortete mit bebender Stimme: »Hallo.«
»Hier spricht die Polizei. Könnte ich bitte mit einem der Männer mit den Gewehren sprechen?«
Sofort übernahm eine männliche Stimme. Theresa vermutete, dass er über die Lautsprechfunktion kommunizierte,
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