Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
sodass alle Anwesenden in der Schalterhalle am Gespräch teilhaben konnten. Cavanaugh dagegen sprach nur in den Telefonhörer, damit die Geiselnehmer nicht hörten, was sonst noch im Raum gesprochen wurde.
»Hier ist Sergeant Chris Cavanaugh vom Cleveland Police Department.«
»Es ist mir egal, wer Sie sind«, antwortete der Mann vollkommen gelassen. »Ich muss wissen, ob Sie den Oberbefehl haben.«
»Ich bin der Unterhändler. Ich bin hier, weil wir eine Krise haben, und ich möchte helfen, dass wir da alle heil herauskommen. Das ist unser wichtigstes Ziel – dass niemand verletzt wird. Sie nicht, die Bankangestellten nicht, die Cops nicht. Klingt das für Sie annehmbar?«
»›Eine Krise‹. So könnte man es auch nennen.«
»Wie ich schon sagte, ich heiße Chris. Wie darf ich Sie nennen?«
»Es freut mich wirklich sehr, mich heute mit Ihnen zu unterhalten, Chris. Ich heiße Lucas. Ich werde einige Dinge verlangen, und dafür brauche ich ein Ja oder ein Nein von Ihnen. Haben Sie dafür die Befugnis, oder sollte ich besser mit jemand anderem reden? Ich wiederhole mich ungern.«
»Ich will nicht mit Ihnen diskutieren, doch jegliche Konversation wird über mich laufen. So handhaben wir es grundsätzlich. Wie geht es den Leuten in der Halle? Ist jemand verletzt?«
»Okay, dann sage ich Ihnen, wie ich das hier handhabe, Chris.« Der Spott kam laut und deutlich über die Lautsprecher, doch mit einem leicht zittrigen Unterton. Wahrscheinlich war er nicht so abgebrüht, wie er gern klingen wollte, doch Theresa wusste genug über die Psyche von Kriminellen, dass ihnen das leider gar nichts helfen würde. Im Gegenteil – jegliche Unsicherheit würde ihn noch verzweifelter werden lassen. »Ich spreche mit dem Oberbefehlshaber.«
»Wie geht es den Leuten bei euch? Ist jemand verletzt?«
»Das wird es bald sein, wenn ich nicht mit dem Oberbefehlshaber sprechen kann.«
Theresa atmete langsam aus, ihre Lunge schmerzte. Sechzig Sekunden dauerte das Gespräch erst, und sie konnten eine Forderung nicht erfüllen, konnten keinen Befehlshaber präsentieren, und alles nur, weil Chris Cavanaugh unbedingt im Scheinwerferlicht stehen wollte.
Was er auch tat, weil von den Autoritäten keiner hier war, sondern bei einem schicken Mittagsempfang. Theresa wandte sich flüsternd an Frank: »Kommt der Autokordon der Außenministerin durch dieses Gebiet? Könnte es sich um ein Ablenkungsmanöver oder so etwas handeln?«
Frank schüttelte den Kopf; er brauchte dringend einen frischen Haarschnitt. »Die Route vom Flughafen zum Convention Center verläuft durch die Ontario und zwei Blocks von hier entfernt.«
Cavanaugh seufzte theatralisch. »Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen, Lucas, und ich möchte, dass Sie das sorgfältig im Gedächtnis behalten – was auch immer passiert, ich werde Ihnen die Wahrheit sagen, weil ich weiß, dass das der einzige Weg ist, wie sich solche Krisen zur allgemeinen Zufriedenheit lösen lassen, meine eingeschlossen. Sie können mir so weit folgen?«
»Hmh.« Lucas klang nicht überzeugt.
»Okay, so ist die Situation: Hier sind drei Polizeibehörden – die Sicherheitskräfte der Notenbank, das Cleveland Police Department und das FBI –, die sich im Moment darüber streiten – ich meine natürlich, diskutieren –, wer hier der Oberboss sein darf. Sobald das entschieden wurde, werde ich Ihnen den Befehlshaber ans Telefon holen. Doch egal, wer das sein wird, heute dreht sich alles um Sie und mich.«
»Ich bin mir sicher, dass Sie ein toller Typ sind, Chris, aber warum sollte ich meine Zeit mit Ihnen verschwenden? Sie holen den glücklichen Gewinner ans Telefon, ich stecke mein Gewehr ins Ohr eines dieser Menschen hier, und dann kommen wir sicher schnell zu einer Lösung.«
Bei diesen Worten hatte Theresa Blutbadvisionen, und sie ging rasch zu dem Teleskop hinüber. Paul hatte sich bewegt, die Geiseln saßen jetzt dicht vor dem Informationsschalter zusammen. Es schien ihm gut zu gehen. Seine Hände lagen in seinem Schoß, und er starrte geradeaus. Schau nach oben, Liebling, ich bin hier.
Schritte näherten sich über den Teppichboden. Zwei junge Männer, der korrekten Kleidung nach vom FBI , betraten den Lesebereich und hielten einen Moment inne, um Chris Cavanaugh und seine Konversation mit dem Geiselnehmer zu beobachten. Ihre Augen glühten aufgeregt; es machte sie offensichtlich richtig an, mittendrin im Geschehen zu sein. Nach einem kurzen Anflug von Ärger gestand Theresa sich ein, dass es ihr
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