Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
mir unser Auto, sodass wir abhauen können. Dann können Sie die Sanitäter hier reinschicken, um den Kerl zusammenzuflicken, und alle sind glücklich. Vor allem ich.«
»Werden Sie die anderen Geiseln zurücklassen, nur Sie und Bobby wegfahren?«
»Glauben Sie, ich bin dumm? Nein! Alle fünf – nicht die Wachmänner – werden mit uns zum Auto hinausgehen und eine Schutzmauer zwischen Bobby und mir und den Scharfschützen bilden. Wenn wir erst im Auto sitzen, können sie sich in Ihre wartenden Arme werfen.«
»Wie kann ich sicher sein, dass Sie nicht doch einen von ihnen mitnehmen? Ich gefährde das Leben dieser Menschen. Auf diesen Deal kann ich nicht eingehen, Lucas, nicht unter diesen Umständen. Sie müssen die Geiseln in der Bank zurücklassen.«
»Dann wird der Mann hier sterben, früher oder später. Eher früher. Er sieht wirklich nicht gut aus.«
»Sie müssen ihm das Auto geben, oder Paul wird verbluten«, sagte Theresa. Sie dachte, sie hätte es ruhig und deutlich geäußert, doch sie hatte fast geschrien und sich verhaspelt.
»Schaffen Sie sie hier raus«, befahl Cavanaugh an Frank gewandt.
» Geben Sie ihm das Auto ! «
Er stand so abrupt auf, dass sein Stuhl nach hinten umkippte. »Ich kann nicht ein paar Bankangestellte opfern, nur damit Ihre Hochzeit wie geplant stattfindet. So läuft das nicht!«
Auf dem Monitor konnte man sehen, wie sich ein dunkler Fleck auf Pauls Hüfte ausbreitete und erbarmungslos größer wurde, als das Blut aus seinem Körper strömte und durch die Stoffschichten drang.
Theresa ging zu Cavanaugh. Sie wollte ihn nur an der Schulter berühren, wollte ihn nur erinnern, dass das reale Menschen waren und keine Theorien, an denen er seine »perfekte Fallbilanz«-Techniken üben konnte. Sie hatte nicht vorgehabt, seinen Hemdkragen zu packen oder ihm beide Hände gegen die Brust zu pressen. »Geben Sie ihm …«
»Patrick, schaffen Sie sie hier raus, oder Sie sind verantwortlich für alles, was als Nächstes passiert.«
Frank zögerte nicht. »Retten Sie bitte sein Leben«, sagte er zu Cavanaugh, während er Theresa aus dem Raum zog.
16
12:21 Uhr
Die Hitze hatte noch zugenommen, wenn das überhaupt möglich war. Die Sonne stand direkt über dem Asphalt. Theresas weißer Laborkittel hielt die Sonneneinstrahlung zwar einigermaßen ab, ließ aber keine Luft an ihre Haut, und schon nach kurzer Zeit waren Bluse und Hose schweißdurchtränkt.
Dennoch wollte sie den Kittel nicht ausziehen. Trotz ihrer roten Augen und der hektischen Bewegungen bedeutete das Kleidungsstück, dass sie hierhergehörte, eine Expertin, eine objektive Beobachterin. Außerdem waren die Schlüssel des Mercedes in der Tasche.
Die Officer, die die Superior Avenue säumten und denen ganz offensichtlich langweilig und heiß war, fanden nichts Seltsames dabei, als sie an ihnen vorbeiging. Ohne Kommentar durfte sie passieren, durfte hinter das gelbe Absperrband bis zu den Absperrungen, die die Kreuzung zur East Ninth blockierten. Ungehindert konnte sie zu Bobby Moyers’ 1994er Mercedes Benz gehen. Warum nicht? Sie hatte ihn ja schon zweimal heute Morgen untersucht.
Sie fragten nicht einmal nach, als sie die Tür öffnete und sich auf den Fahrersitz setzte.
Cavanaugh hatte Recht, dachte sie, als sie den Motor anließ. Dort waren noch acht weitere Leute, plus ein kleines Kind, und wenn Lucas sein Auto zurückbekommen hatte, würden einige von diesen Menschen mit ihm darin verschwinden. Wenn sie den Wagen um die Ecke fuhr, könnte sie genauso gut die Todesurteile dieser Leute unterschreiben.
Sei vorsichtig , hatte ihr Großvater immer gesagt.
Sie war nicht für Verhandlungen mit Geiselnehmern ausgebildet. Sie drängte sich mitten in eine angespannte Situation hinein, schreckte zwei bewaffnete Männer auf, die keine Ahnung hatten, wer sie war, und die sie nie zuvor gesehen hatten.
Aber sie hatte genug Zeit in ihrem Leben mit Blut zugebracht, um zu wissen, was zu viel war. Und Paul verlor zu viel Blut. Er würde es nicht schaffen, bis Lucas endlich aufgab. Cavanaugh hatte es selbst gesagt – das könnte sich über Tage hinziehen.
Denk alles genau durch , hatte ihr Großvater gesagt. Hab ein Sparbuch. Kündige keine Stelle, bevor du nicht eine neue hast.
Sie legte den Gang ein. Zwei Officer in Uniform, die sich in den Schatten beim Hampton Inn drückten, sahen sie etwas misstrauisch an, unternahmen jedoch nichts.
Die Bankangestellten wussten auch nicht, wer sie war, hatten sie noch nie gesehen.
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