Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
ihre Schwäche auch an der Hitze. Wenn ich renne, werde ich es nicht schaffen. Wenn ich hineingehe, muss er mich nicht zwingend töten. Da sind noch jede Menge andere Leute, die er zuerst umbringen kann. Und ich habe ihm sein Auto gebracht.
Triff deine Entscheidung. Und handle danach.
Langsam, die Arme immer noch erhoben, ging sie auf die Tür zu.
Ihr verräterischer Körper sehnte sich nach der marmornen Halle – raus aus der Sonne. Als deren Strahlen sie nicht mehr blendeten, sah sie ihn. Seine Haut, die Farbe von Karamell, glänzte vor Schweiß unter dem Rand der Baseballkappe. Er hatte schmale Lippen und eine drahtige Gestalt. »Sie wollten ja unbedingt hier rein.«
»Nein«, korrigierte sie ihn. »Ich wollte ihn unbedingt hier rausschaffen.«
Seine hellbraunen Augen blickten sie abschätzend an. »Dann hoffe ich, dass er es wert ist.«
Das hoffe ich auch , dachte Theresa plötzlich. Wäre Rachael derselben Meinung? Und ihre Mutter?
Sie ging die Marmorstufen zum Eingang hinauf und sah die Lobby, die verängstigten Menschen, die vor dem Informationsschalter kauerten. Sie sah Pauls Blut auf dem Boden und die breite rote Spur, die zum Eingang führte. Sein Lebenssaft. Allein der Gedanke hineinzutreten … Schaudernd trat sie einen Schritt zur Seite.
»Geben Sie mir die Schlüssel«, befahl Lucas schneidend. »Und werden Sie bloß nicht ohnmächtig.«
Theresa streckte ihm den Schlüsselbund entgegen, den er ihr rasch aus den Fingern riss.
Lucas musterte ihre Hose, die am Körper klebende Seidenbluse. »Ich schätze mal, dass Sie darunter nichts verbergen.«
»Ich bin kein Cop und trage auch keine Waffe.« Die anderen Geiseln beobachteten sie mit großen Augen, ausgenommen Brad, der wie hypnotisiert auf Pauls Blut starrte.
»Und was sind Sie dann?«
»Ich bin forensische Wissenschaftlerin.«
Die Falten um seine Augen vertieften sich, als er einmal schallend auflachte. »Eine verdammte Wissenschaftlerin. Okay, Ma’am, willkommen im Club. Dem Geiselclub.«
Das Schnellfeuergewehr senkte sich Richtung Boden. Theresa ließ daraufhin langsam ihre Hände sinken.
»Dennoch.«
Sie hielt mitten in der Bewegung inne, ihre Hände auf Hüfthöhe.
»Offensichtlich habe ich bei dem Typen versagt, den Sie gerade hier rausgeholt haben, und ich will einen Fehler kein zweites Mal machen. So was ist nicht zu entschuldigen, wie meine Mutter immer sagte. Deshalb muss ich Sie abtasten. Bitte seien Sie versichert, dass ich das bedauere und mit dem äußersten Respekt vorgehen werde.«
Theresa blinzelte.
»Das bedeutet, bleiben Sie ruhig stehen. Ganz ruhig, denn Bobby dahinten hat Sie im Visier. Verstanden?«
Sie nickte. Bobby spähte um die Ecke, das Gewehr im Anschlag.
Lucas kam näher. Sie konnte sein Aftershave riechen, vermischt mit Schweiß und einem sauren, öligen Geruch, vielleicht Schmieröl. Es war ein unangenehmes Gefühl, die Hände eines fremden Mannes auf dem eigenen Körper zu spüren, doch er tastete sie rasch und leicht ab und verweilte an keiner Stelle. Er nahm ihr ihr Mobiltelefon ab und verstaute es in seiner hinteren Hosentasche.
»Okay, alles in Ordnung. Ich habe übrigens geschwindelt – ich bedauere es nicht. Setzen Sie sich bitte zu den anderen Geiseln hier drüben, und wir werden weitermachen.«
Theresa ging auf Mrs. Ludlow und ihren kleinen Sohn zu. Sie brachte es nicht über sich, sich auf Pauls Platz zu setzen und seinem Blut zuzusehen, wie es zu einer schwarzen Paste trocknete.
Das Telefon am Informationsschalter klingelte.
»Das wird der Unterhändler sein. Bekomme ihn einfach nicht los.« Lucas griff nach dem Telefonhörer. »Danke für Ihren Anruf, Chris, aber ich brauche Sie wirklich nicht mehr. Ich habe mein Auto, ich habe meine Mannschaft, und wir werden jetzt gleich wegfahren.« Er lauschte. »Es geht ihr gut … Warum? … Ja, aber warum? … Ich schalte den Lautsprecher ein.«
Er drehte sich um. »Sind Sie Theresa?«
Sie war auf dem Weg zu den anderen Geiseln stehen geblieben, aus Angst, ihn durch ihre Bewegungen zu erschrecken, wenn er durch das Telefon abgelenkt war. »Ja.«
»Er will mit Ihnen reden.«
Sie wusste, was Chris sagen würde. »Nein. Ich möchte nicht mit ihm sprechen.«
»Es ist mir vollkommen egal, was Sie wollen oder nicht, Ma’am. Kommen Sie her.«
Theresa begann zu zittern, als der Adrenalinstoß langsam abebbte. Hatte sie heute nicht schon genug durchgemacht? »Nein. Er wird mich nur anschreien.«
»Sie haben Glück, dass mir ein bisschen Lachen
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