Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
Schlüssel im Schloss, Motor läuft, in zehn Minuten.«
»Kann ich nicht machen. Nicht so.«
»In der Mitte der Reihe diesmal also. Ich könnte mir Brad vorstellen. Ich mag ihn nicht. Er sieht aus wie ein Weichei, der vordatierte Schecks einen Tag früher einlöst, um sie platzen zu sehen.«
»Ich löse keine Schecks ein«, protestierte der junge Mann im Hintergrund. »Ich bin doch nur ein Tourguide.«
Theresa schnappte sich Jasons Fernglas, durch das sie Brads linke Körperhälfte und sein frisches weißes Hemd sehen konnte. Er hielt seine Hände auf Schulterhöhe, Handflächen nach außen gedreht, und sie konnte die Angst in seinem Gesicht sehen, als der Lauf von Lucas’ Gewehr nur ein paar Zentimeter vor seiner Nase zum Halt kam.
Paul saß keine zwei Meter daneben. Er würde nicht zulassen, dass Lucas noch eine Geisel erschoss, da war sich Theresa ganz sicher. Er würde sterben, und sie würde nicht heiraten. Das überraschte sie nicht. Sie war eine gute Mutter, eine gute Tochter, eine gute Angestellte … und zufrieden in diesen Rollen. Doch die Liebe würde ihr nie hold sein; wie Apollo und Hyacinth waren sie von Anfang an verflucht.
»Brad«, wiederholte Lucas. »Oder vielleicht Missy.«
Neben ihr flüsterte Frank: »Wenn sie auf die Tür zulaufen, Theresa, dann weg von diesem Fenster. Sofort.«
»Ich weiß.«
»Außerdem brauche ich dann Platz zum Zielen.«
Cavanaugh sprach weiter. »Und was dann, Lucas? Sie werden für das, was Sie Cherise angetan haben, sowieso ins Gefängnis kommen. Wollen Sie die Situation noch schlimmer machen? Oder wollen Sie aufhören, solange Sie noch die Fäden in der Hand haben?«
»Dass ich Cherise erschossen habe, hat mir also einen Vorteil verschafft? Sie mochten Sie wohl genauso wenig wie ich.«
Theresa wollte Frank schon von Olivers Anruf erzählen, doch bei Cavanaughs nächsten Worten runzelte sie die Stirn: »Sie sagten, sie hätte mit Ihnen gekämpft. Hat sie nach dem Gewehrlauf gefasst, ist es plötzlich losgegangen?«
»Er bietet ihm einen Ausweg an«, sagte Frank, »er versucht nicht, dem Opfer die Schuld zu geben. Er versucht, Lucas dahin zu bringen, dass er glaubt, er kann sich aus der Mordanklage mit Notwehr herauswinden. Lucas muss glauben, dass er irgendwann wieder aus dem Gefängnis herauskommen wird, was natürlich utopisch ist.«
»Ich verstehe schon. Mein Rücken tut weh, das ist alles.«
»Willst du dich hinsetzen?«
»Nein, ich will mich zusammenrollen und sterben.«
Er legte den Arm um sie, doch nur für einen Moment, da die Sonne glühend heiß durch das Fenster schien. »Deine Mutter sieht das alles hier hoffentlich nicht im Fernsehen. Oder besteht die Gefahr?«
»Sie ist im Restaurant. Und deine Mutter?« Die Schwestern standen in ständigem Kontakt.
»Sie schaut nur den Wetterkanal.«
»Sie haben gerade fünf Minuten vertan, Chris«, sagte Lucas.
»Sie haben Angst, die Bank zu verlassen, weil Sie die Scharfschützen fürchten. Aber glauben Sie nicht, dass die noch viel heißer auf Sie sind, wenn Sie den jungen Mann töten?«
»Oder Missy.«
»Oder Missy.«
Sie konnten die junge Frau aufheulen hören. »Aber mein Baby …«
»Gut geschlussfolgert, Chris. Sie haben noch vier Minuten.«
»Warum die Eile, Lucas? Sie sind jetzt seit über vier Stunden in der Bank. Was machen da weitere zwanzig Minuten, um zu einer Lösung zu kommen?«
»Ich denke, wir sind fertig, Chris. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu reden. Stellen Sie das Auto in vier Minuten vor dem Gebäude ab.«
Klick .
»Ich kapier’s nicht.« Frank zündete sich vor Aufregung eine Zigarette an. »Er sagte, er wolle mehr Geld. Jetzt will er ohne es abhauen. Was soll das?«
Cavanaugh rieb sich über das Gesicht, eine nervöse Geste, die Theresa bisher nicht gesehen hatte. »Ich weiß es nicht. Und bitte rauchen Sie hier nicht.«
»Geben Sie ihm das Auto«, sagte Theresa.
»Das können wir nicht.«
»Es wird ihn davon abhalten, den Jungen zu erschießen.«
»Er wird ihn mitnehmen und ihn dann später umbringen. Und vielleicht auch Mrs. Ludlow und ihren Sohn. Er und Bobby werden sie mit in das Auto nehmen, und sie werden wegfahren, und wir werden sie nicht stoppen können, ohne Unschuldige zu verletzen, weshalb sie entkommen werden. Und dann ist das Leben dieser Leute nicht mal eine Packung Kaugummi wert.«
»Wir werden ihnen folgen. Sie können nicht ewig fahren. Und zumindest der Großteil der Geiseln wird in Sicherheit sein.«
Er wirbelte seinen Stuhl herum
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