Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
klebte an ihr wie Teer, zäh und dunkel, und Joana las Gier in den Augen.
„Er war wegen dir bei mir.“ Die Dame rieb sich die Wange. „Ich verstehe.“
„Um mich zu retten“, sagte Joana. Irgendetwas mahnte sie, teuflisch aufzupassen, was sie nun sagte. Hilf mir, Nicholas, ich kann das nicht allein, dachte sie, doch dann sagte sie geradeheraus: „Euch die Treue zu schwören, hat ihn in große Gefahr gebracht, seid Ihr Euch dessen bewusst?“
Die Dame wiegte den Kopf. „Ich möchte es so ausdrücken: Er war begehrt. Andere suchten nach ihm.“
Joana ging vor dem Stuhl des Fürsten in die Knie, um dem Dämon direkt in die Augen zu sehen. „Sie haben ihn gefunden. Fürst, und wenn Ihr ihn nicht verlieren wollt, dann helft mir, ihn zu finden.“
Ihre Bitte zog Schweigen nach sich. Die Dame schloss sogar eine Weile die Augen, als wäre sie einge nickt. Joana musste sich beherrschen, um nicht unru hig hin und her zu rutschen.
„Ich bin es nicht gewöhnt, dass jemand kommt und Forderungen stellt“, sagte die Dame schließlich. „Der Nybbas tat es dennoch. Gut, er ist dafür bekannt, Ge fahren ins Gesicht zu lachen. Man erzählt sich einiges über ihn und seinen ganz speziellen Umgang.“ Der kritische Blick verriet, dass der Leviathan sehr genau wusste, wer oder was Joana war. Zumindest wusste er, einer Clerica gegenüberzusitzen , es war aber auch nicht ausgeschlossen, dass er von Joanas zweiter, ihr selbst fremden Seite ahnte. „Dass nun du folgst, und deine Bitten vorträgst, lässt mich annehmen, ich wäre als jemand bekannt, von dem es heißt, er würde Wün sche erfüllen oder Probleme lösen.“
„So ist es sicher nicht, Ihr …“
„Schweig still. Merke dir eines: Du kannst deinem Dämon widersprechen, junges Fräulein, aber niemals einem Fürsten.“
Prächtige Aussichten. Joana senkte den Kopf. Die Demut musste sie nicht vorspielen. Hatte sie jemals so viel Angst gehabt? Sicher nicht in den letzten zwei Wochen.
„Ich war noch nicht fertig. Du willst mir sicher gleich erzählen, du würdest mich nur um meines Vor teils willen um Unterstützung bitten, nicht wahr? Ich soll dir nur deshalb helfen, weil ich sonst meinen Ergebenen verliere. Lass dir gesagt sein …“
„Verzeiht, Hoher Fürst“, wagte Joana sie noch ein mal zu unterbrechen, „aber wenn ich Euresgleichen für so einfältig halten würde, wäre ich längst nicht mehr am Leben. Fakt ist, dass Nicho… der Nybbas verschwunden ist. Ich befürchte, dass der Luzifer ihn in die Hände bekommen hat, aber ich weiß es nicht genau. Ich würde einen weiten Bogen um Euch und jeden anderen Dämonenfürst en machen, wenn ich könnte, und Ihr dürft mir glauben, dass ich jeden anderen vor euch fragen würde, wenn ich Aussicht auf Erfolg hätte. Das habe ich aber nicht. Ich suche jemanden, der fähig ist, ihn zu finden, und außer Euch fällt mir niemand ein.“
Die Dame senkte in einer überheblichen Geste das Kinn und klimperte mit den Wimpern, während sie die Brauen kritisch hochzog. Überlegte sie jetzt, ob sie den ungebeten Gast selbst verschlang oder unter den Schlangen und Ratten aufteilte?
„Das ist alles, was ich zu sagen habe“, schloss Joana und verkniff sich innerliches Beten.
„Eine ungewöhnliche Art, mir Respekt auszuspre chen“, erwiderte die Dame nach nervenzehrenden Momenten des Wartens. „Aber nicht die schlechteste. Du darfst dich glücklich schätzen, ich werde meinen neu gewonnenen Diener gewiss nicht einfach ziehen lassen.“
„Ihr helft ihm?“
„Ich rufe ihn“, entgegnete die Dame und Joana wurde sich bewusst, dass das keineswegs dasselbe sein musste.
~*~
Nicholas hielt den Atem an, presste die zitternden Fäuste vor seine Brust und lauschte. Sein Hals war roh und ausgedörrt vom Schreien, sein Mund von innen blutig. Glasscherben steckten überall in seinen nackten Füßen und gruben sich bei jedem Schritt tie fer unter die Haut. Er hatte getobt, gewütet und zum Schluss, als für alles Weitere keine Kraft mehr geblie ben war, still vor sich hingeheult . Er hatte die Angst beschworen, genährt und in sich angesammelt und den Nybbas mit aller Macht zurückgehalten, diese Emotionen zu verschlingen. Die Gier in seinem Inne ren hatte für ausreichend weitere Angst gesorgt. Gut so – er brauchte alles, was er bekommen konnte.
Jetzt, als es darauf ankam, war er mucksmäuschen still und hoch konzentriert . Er hatte nur diese eine Chance. Und als sie die Tür aufschlossen, um ihn er neut zu
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