Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
„Lasst sie nicht entkommen!“
Vor ihnen schien die Nabeshima in Anubisgestalt dem Boden zu entsteigen. „Ich hab sie!“, fauchte das Katzenwesen, machte allerdings einen Schritt zur Seite und gab den Weg zur Tür frei. „Auf Nimmer wiedersehen“, vernahm Nicholas, als er an ihr vorbei stürmte. Es war kein freundlicher Abschiedswunsch, eher eine Todesdrohung, für den Fall, dass er ihr trau tes Heim noch einmal stören würde.
Die Sonne schlug ihm Licht und Hitze ins Gesicht. Für einen Moment sah er nichts als gleißende Hellig keit. Er stolperte blind die Stufen h in ab .
„In den Wagen!“, brüllten zwei Stimmen, eine da von Joanas. Sie versetzte ihm einen Stoß und er fand die geöffnete Autotür und hangelte sich in den Fond. Der Wagen beschleunigte, noch ehe er die Tür ge schlossen hatte.
„Haben wir es geschafft?“, fragte Joana. Er vermu tete sie schräg vor sich auf dem Beifahrersitz. Ehe er etwas sagen konnte, spürte er die Antwort in seinem Kopf, in dem sich der ihm schon bekannte und den noch immer noch unfassbare Schmerz ausbreitete wie ein Buschfeuer.
Nein – er nicht.
15
J
oana konnte sich einen Jubelschrei nicht verkneifen. „Gott!“, rief sie und trommelte mit den Fäusten auf der Armatur herum, hinter der der Beifahrerairba g wartete. „Wir sind draußen! Wir haben es geschafft! Wir haben dem Luzifer in den Arsch getreten! Whoo huu!“
„Jetzt nichts wie weg.“ Mary war nervös. Während des Fahrens warf sie aus dem Augenwinkel nervöse Blicke nach hinten. Natürlich – sie hatte Nicholas noch nie gesehen. Erst recht nicht in seinem derzei tigen Zustand. „Wir fahren Richtung Süden. Alle Tunnel nach New Jersey rüber sind gesperrt, aber die George Washington Bridge soll geöffnet sein.“
„Tritt auf s Gas, Mama“, sagte Joana und betrachtete argwöhnisch die Geschwindigkeitsanzeige. „Die wer den heute keine Verkehrskontrollen durchführen und wir sollten die Brücke vor dem nächsten Beben errei chen, sonst …“ Sie stockte, als sie sich umdrehte, um nach Nicholas zu sehen, der eigenartig schweigsam war. „Nicholas? Nicholas, was ist mir dir?“ Er hing kollabiert im Sitz, den Kopf in den Nacken geworfen, die Arme wie im Krampf an die Brust gezogen. Seine Augen waren verdreht, sodass sie nur noch das Weiße saß, durchzogen von knallroten Adern. „Oh Scheiße. Mama, halt an!“
Mary wandte sich ein wenig zu ihm um und trat dann so abrupt auf die Bremse, dass sie den Motor abwürgte, nach einem Stottern, das an Raucherhusten erinnerte, erstarb er. Der Wagen rollte ein paar Meter aus und blieb am Fahrbahnrand stehen. Joana sprang hinaus und riss die hintere Tür auf. Nicholas fiel ihr beinah entgegen.
„Verdammt, was ist mit dir?“ Sie schüttelte ihn an den Schultern und bereute es sofort, denn kaum, dass sein Kopf nach vorn sackte, spritze ihm bereits hell rotes Blut aus der Nase. Sie versuchte, es wegzuwi schen, verschmierte es aber bloß. „Was ist denn? Himmel, Nicholas, rede mit mir!“
Er stöhnte auf, mit etwas Fantasie verstand sie Worte in den tiefen Lauten. „Weg hier. Luzifer.“
Eine Sekunde stand sie da wie versteinert und kämpfte mit dem Bedürfnis, Nicholas an sich zu drücken, ihm das Blut aus dem Gesicht zu waschen und ihm all das zu sagen, was sich in den letzten Wochen in ihr angesammelt hatte. Was sollte sie noch tun? „Hast du Schmerzen?“
Er hob das Kinn einen Zentimeter an und ließ den Kopf wieder fallen. „Marina … Marina macht es.“
„Okay.“ Durchatmen, Joana, ganz ruhig. Er würde ihr jetzt nicht wegsterben; nicht jetzt, da sie ihn gerade erst befreit hatte. So grausam war nicht einmal er. „Alles wird gut. Was können wir tun?“
Zunächst glaubte sie, er würde Blut prusten, dann erkannte sie, was er tat. Er lachte.
„Ich freu mich auch, dich zu sehen.“ Sie verstand ihn mit Absicht falsch, weil sie seinen Zynismus nicht teilen mochte. „Reiß dich zusammen. Hilf mir, ich brauche dich jetzt. Wird es besser, wenn wir den Ab stand vergrößern?“
„M… möglich. Aber … aber sie kommt schon. Ist fast hier.“
Ein knappes „Du hast mir so gefehlt, halt durch“, erlaubte sich Joana noch, dann schob sie ihn energisch zurück auf den Rücksitz und schlug die Tür zu.
„Mama, lass mich fahren“, wies sie an. „Wir müssen ihn hier schnellstens wegbringen. Ich weiß nicht , wie er es macht, aber der Luzifer wühlt in seinem Gehirn herum.“
Mary umklammerte das Lenkrad. „Kann er ihn …
Weitere Kostenlose Bücher