Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
sie Nicholas nicht befreit! Doch wie auch immer – darüber mussten sie später sprechen.
„Ich gebe mein Bestes“, versprach Demjan.
„Vielen Dank. Auch für deine Loyalität uns gegen über. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.“
Demjan knurrte ein verlegenes „Nicht der Rede wert“ und kappte die Verbindung.
Mary rieb sich die Stirn. „Joana. Du hast gerade ein Erdbeben bestellt wie andere Leute eine Pizza.“
„Ach, hol mich doch der Teufel“, zischte Joana zu rück. Auf ein weiteres Beben kam es nun auch nicht mehr an. Der Radiosprecher gab gerade die Opfer zahlen der letzten Katastrophen durch. Sie hatten den dreistelligen Bereich bereits überschritten. Ab einer gewissen Anzahl an Menschenleben machte die Schuld vermutlich keinen Unterschied mehr. War das der Grund, warum manche Staatsoberhäupter ihre Gefolgschaft so lässig in den Krieg schickten?
Der Radiomoderator berichtete von einem zweiten Riesenkraken, der ein Schiff der Küstenwacht über zig Meter mitten in ein Hotel geschleudert hatte. Ein selbst ernannter Experte äußerte in einem Interview seine Theorie von einem durch das Beben aufgerisse nen Tiefseekrater, der für all diese unerklärlichen Phä nomene verantwortlich sein musste.
„Wenn man keine Ahnung hat …“ murmelte Mary.
Joana sah über ihre Schulter. „Nicholas? Bist du okay?“
Er gab ein Geräusch von sich, das vermutlich Zustimmung ausdrücken sollte, doch Joana glaubte ihm nicht. Inzwischen rann ihm ein dünner Blutstrom aus dem Ohr.
„Spürst du, ob sie näher kommt?“ Joana trat vor sorglich härter aufs Gas und überholte hupend eine Kolonne von Autos.
„Glaube nicht“, flüsterte Nicholas. Er lehnte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und stabilisierte den Kopf zwischen den Händen. Mary hielt ihm hilflos ein Taschentuch entgegen, das er nicht einmal wahrnahm, da er die Augen geschlossen hielt. Sich räuspernd packte Mary das Tuch zurück in ihre Handtasche.
„Wie hast du es geschafft?“, fragte sie im Flüster ton, als befürchte te sie, Nicholas könnte schlafen und sie würde ihn wecken. „So, wie wir es besprochen haben?“
„Ja.“ Bei der Erinnerung musste Joana grimmig lächeln. Sie verschwieg ihrer Mutter, dass Nicholas sie angegriffen hatte und erzählte in knappen Worten, was geschehen war. „Und schließlich“, endete sie ihren Bericht, „hat mich John-Boy gerettet. Ich habe ihn genommen und dem Luzifer vor den Kopf geworfen. Hehe, das Miststück hat bekommen, was es sich gewünscht hat. Es sagte, es würde alte Dinge lieben.“
„Armer John-Boy“, ließ Nicholas verlauten. Für Joana klangen die paar schwachen Worte wie Musik.
„Ich glaube, Nicholas, wenn wir später gekommen wären, hättest du irgendwann auch ausgesehen wie er.“
„Gewisse Ähnlichkeiten sind nicht zu leugnen“, bestätigte Mary schnippisch, offenbar entschlossen, sich gleich als Schwiegerhexe zu präsentieren. Nicho las sagte darauf nichts, Joana war nur erleichtert über den Ansatz eines Schmunzelns in seinem schmerzver zerr t en Gesicht.
„Es wird besser, oder?“ Er gab ihr keine Antwort, aber es musste einfach so sein. „Es wird besser. Wir schaffen es.“
Die doppelte Hängebrücke baute sich gewaltig vor ihnen auf. Joana entdeckte einen winzigen, roten Leuchtturm, der sich neben das erste Tor gesetzt hatte wie ein Fliegenpilz in den Windschutz einer Eiche. Sie betrachtete den Leuchtturm, ein kleines Zeichen der Hoffnung, so lange sie konnte , und verlor ihn erst aus den Augen, als sie bereits viele Meter über dem Hud son River fuhren. Auf der Brücke herrschte Verkehr, doch die Autos fuhren ausnahmslos Richtung New Jersey. Im Gegensatz zu normalen Tagen hatte man die Kassenhäuschen nicht besetzt und die Schlagbäu me geöffnet. Sich zu retten war ausnahmsweise gratis.
Das Beben begann, als sie zwei Drittel der Brücke hinter sich gelassen hatten . Zunächst erschien es nur wie ein Windstoß, der am Wagen zog und es Joana schwer machte, die Spur zu halten. Doch schon tou chierte das erste Auto die seitlichen Planken. Offen bar war der Fahrer in Panik geraten und hatte ver sucht, seitlich ranzufahren.
Weiterfahren, dachte Joana, als könn t e sie die ande ren Autofahrer instruieren. Sie sah stur geradeaus. Fahrt einfach weiter.
Auf der Brücke war die Intensität des Erdstoßes schwer auszumachen. Der Fluss unter ihnen geiferte und schnappte in die Höhe. Windböen würgten ge waltige Eisenkonstruktionen ,
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