Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
gewesen. Sich daran zu entsinnen und daran zurückzudenken, wie sehr eine solche Degradierung ihn damals abgestoßen hätte, schmerzte nun.
Er musste bitter lachen, als er an die Vanth und ihre Pläne dachte. Sie hatte ihn zum Fürsten machen wol len. Jetzt war ein Sklave aus ihm geworden.
Sie hatte ihn ohnehin belogen. Wenn die Todesfee ihr Wort gehalten hätte, wäre er gestorben. Sie hatte ihn im Stich gelassen. Geschah ihr recht, dass ihr hoffnungsvoller Krieger jetzt in Ketten durch den Dreck kroch.
„Warum grinst du so?“
Zu sehen, wie aggressiv die Wut Joana machte, fas zinierte ihn wider Willen. Zumindest sie war gewach sen und stark geworden. Endlich hatte sie zu ihren wahren Wurzeln gefunden und damit zu ihrer Kraft. Er wusste seit der ersten Nacht, in der sie ihn in dä monischer Gestalt gesehen hatte, dass in ihr das Blut der Nekromanten floss. Sie hatte ihn berührt und im Schattenleib hatte er den Unterschied sofort erkannt. Er hatte eine Witterung in ihrer Aura wahrgenom men, die er bisher nur von Lorenna kannte. Loren na … die er hassen wollte und lieben musste.
„Früher“, erklärte er Joana und formte die Worte ‚bei Lorenna‘ mit den Lippen, „habe ich die Gefan genschaft nicht als solche empfunden. Ich kannte es nicht anders, darum war es zu ertragen. Aber jetzt war ich frei, war daran gewöhnt, mein eigenes Leben zu leben, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, Wünsche zu haben und hin und wieder auch Träume. Jetzt wieder gefangen zu sein ist wie …“ , nein, der an gedachte Vergleich traf es nicht , „ e s ist noch schlim mer , als lebendig begraben zu sein.“
„Aber ich bin nicht Lorenna und ich würde nie Din ge von dir verlangen, die du nicht willst“, versuchte sie es, doch er schüttelte den Kopf. Wie sollte er ihr begreiflich machen, dass das nichts besser machte? Wie sollte er ihr erklären, dass es nichts mehr gab, das er wollte?
Joana lehnte Rücken und Hinterkopf gegen eine Wand und schloss auf der Suche nach Ruhe ihre Au gen. „Wir werden eine Lösung dafür finden“, sagte sie. „Aber nun müssen wir uns zunächst etwas ande res durch den Kopf gehen lassen. Wir müssen einen Krieg verhindern.“
Es war beunruhigend, wie wenig er von den Vor gängen draußen mitbekommen hatte, solange er in der Hand des Luzifers gewesen war. Hätte ihm je mand anders als Joana erzählt, was vor sich ging, so hätte er es nicht geglaubt. Ein beginnender Fürsten krieg um ihn, den Nybbas?
„Was sagst du dazu?“, wollte Joana wissen.
Er wusste nicht recht. In seinem früheren Leben hätte er sich zumindest unterschwellig geschmeichelt gefühlt. Zwei Fürsten im Kampf um einen Dämon? Das klang, als wäre dieser Dämon ausgesprochen wichtig. Nun, da er wusste, dass er nicht so schuldre sistent war, wie er sich über zweihundert Jahre lang gefühlt hatte … war er nicht mehr so sicher.
„Es gab eine vage Idee, wie ich aus der Gefolgschaft beider Fürsten hinauskomme“, berichtete er Joana und erzählte vom Besuch der Vanth und dem Vor schlag, den sie ihr unterbreitet hatte.
„Zwei Dinge“, unterbrach Joana und hob eine Hand an. „Die Vanth ist mir bekannt als Todesfee, die nur erscheint, wenn man im Sterben liegt. Wie ernst war es, Nicholas?“
Er brachte es nicht über sich, ihr zu erzählen, dass er um den Tod gebettelt hatte wie ein Verhungernder um ein Stück Brot. Daher antwortete er ausweichend: „Ziemlich ernst.“
Mit einem knappen Nicken nahm sie es hin. Wie tough sie geworden war. „Zweitens: Verstehe ich das richtig, dass eine theoretische Möglichkeit für dich bestand, dich zum Fürsten ernennen zu lassen und damit diesen Krieg zu verhindern ? “
Wieder wäre er gern ausgewichen, aber sie schob nach: „Ich will die Wahrheit wissen.“
„Theoretisch ist das richtig“, sagte er. „Praktisch fehlte mir die Möglichkeit, denn der Luzifer hatte mich eng an der Kette.“
Sie schluckte. „Aber nun bist du … draußen.“ Zumindest hatte sie nicht ‚frei‘ gesagt. „Vielleicht ist die Frage naiv, aber kannst du den Plan nun nicht in die Tat umsetzen?“
Ein Leibeigener, der sich zum Herrscher ausrufen ließ? „Unmöglich, Jo. Niemand würde einen aus der untersten Schicht als Fürst akzeptieren. Jeder von uns, der einem Nekromanten untersteht, ist leider nicht mehr als …“ Dämonischer Abschaum.
Joana fuhr sich nervös durch die Haare. „Dann hängt alles daran, dass wir diese Beschwörung aufhe ben. Das muss doch zu schaffen sein.
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