Schattendämonen 3 - Nybbas Blut - Benkau, J: Schattendämonen 3 - Nybbas Blut
Wie enden denn Dämonenbeschwörungen für gewöhnlich?“
Nicholas strich waagerecht über seine Kehle. Joana blinzelte zweimal und sagte: „Das ist gerade nicht so günstig.“
„Nicht?“ Ein wenig Spott kam beinah reflexartig über seine Lippen. „Du spazierst doch nicht ohne Todessehnsucht ins Haus des Luzifers und verlangst kackdreist nach seinem Lieblingsspielzeug.“
Joana lächelte sanft. „Tatsächlich war es mir noch nie so wichtig, nicht zu sterben, wie dieser Tage.“ Ihre Hand berührte ihren Bauch, eine Geste, die so zart wirkte, als wäre sie ihr nicht bewusst. Eine Geste, die eine seiner drängendsten Fragen wortlos bejahte. Man sah noch nicht viel, aber Nicholas hatte keinen Zwei fel mehr. Da wuchs ein kleines Wesen in ihrem Leib heran, ein lebendiger Beweis, dass sie einmal tief und innig verbunden gewesen waren. Dämonenbrut ent stand erst in zweiter Linie durch eine anatomische Verbindung. E xistenzieller waren zueinanderpassende Gefühle. Er hatte das immer als gutes Argument für unbedeutende One-Night-Stands bezeichnet. Nun war es ein Trost, zu wissen, dass das, was da wuchs, geboren werden und leben würde, entstanden war , als seine Welt noch in Ordnung schien.
Joana schien seinen Blick auf ihren Bauch zu be merken. Ihr Gesicht wurde ganz weich. „Du hast das mit der Abtreibung hoffentlich nicht geglaubt. Ich musste den Luzifer verwirren, um mir ein paar Sekun den Zeit zu verschaffen.“ Während sie sprach, ging ihr Blick nach innen. Es war, als spr ä ch e sie zu ihrem ungeborenen Baby, um es für die bösen Worte um Verzeihung zu bitten. Wenn Nicholas kein Herz im herkömmlichen Sinn mehr besaß – und darauf deute te alles hin –, dann berührte dies ein anderes der Or gane, die er in der Brust herumtrug .
Joana kam zu ihm und ließ sich auf die Fersen nie der. „Möchtest du …“ Ihre Stimme war rau, sie musste sich räuspern, „möchtest du es spüren?“
Er zuckte fast zusammen bei der bloßen Vorstel lung. „Kann man das schon?“
„Vielleicht.“ Joana lächelte. „Ich spüre es seit ein paar Tagen. Von außen hat es noch niemand versucht. Ich wollte, dass du der Erste bist. Komm, versu…“
Nicholas hob beide Hände , als sie nach ihm greifen wollte. „Bitte mich nicht“, bat er. „Es wäre wie eine Anweisung. Ich kann dann nicht mehr Nein sagen.“
Joana ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Dann verzog sie die Lippen. „Es tut mir leid“, flüs terte sie, als begriff e sie langsam, was die Beschwö rung bedeutete. „Du musst nicht … nur für den Fall, dass du möchtest …“ Sie hielt ihm die Hand ein ladend hin. „Ist das okay?“
Es war ein Eiertanz und es war schrecklich. Doch er nickte und legte seine Finger in ihre warme Hand fläche. Sie öffnete die Lippen und schloss die Augen in dem Moment , als sie sich berührten. Ihre Lippen flüsterten etwas, aber er konnte nur raten, was sie meinte. ‚Du fehlst mir‘, vermutete er. Sie fehlte ihm auch. Immer noch und erst recht jetzt, als sie seine Hand hielt. Sie fehlte ihm sogar so sehr, dass er am liebsten aufgesprungen und hinausgerannt wäre, weil Nähe so sehr frustrierte, wenn man sich nicht auch emotional nah sein konnte.
Warum bist du so fremd geworden?, glaubte er auf ihren Lippen zu sehen, aber vielleicht war es auch nur eine Illusion, weil er sich diese Frage selbst die ganze Zeit stellte.
Joana rückte auf den Knien ein Stück näher, damit sie seine Hand an ihr Sweatshirt führen und schließ lich darunterschieben konnte. „Vielleicht hast du Glück – es ist sehr aufgeregt heute“, murmelte sie. Seine Finger, knochig und spröde wie Äste, trafen auf weiche, nachgiebige Haut. Sie war unglaublich warm. Lag es daran, dass sein Körper kalt geworden war und er sich so sehr daran gewöhnt hatte, dass er nicht mal mehr fror?
„Hier.“ Sie deutete seinen Finger einen Weg unter den Bund ihrer Jeans, die nur ein wenig enger zu sitzen schien als früher. „Du musst … nein, entschul dige, du musst überhaupt nichts. Wenn du ein wenig Druck ausübst, kannst du es dort spüren.“
Tatsächlich. Etwas Kleines, Rundliches streifte seine Fingerkuppen. Er folgte der Bewegung, aber es war wieder verschwunden. „Was war das?“, fragte er, erfüllt von Faszination. „Ein Fuß?“
Joana hob in einer Geste glücklicher Ahnungslosig keit beide Hände. „Ich habe keinen Schimmer.“
„Tut es weh, wenn es zappelt?“
„Nein. Es fühlt sich schön an. Und es stupst mich immer
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