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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Danube ihr an diesem Tag zugefügt hatte, war der Schmerz beinahe unbedeutend, und sie war unfähig, sich zu rühren oder irgendetwas zu tun, um die Blutung zu stillen.

16. Das eiskalte Frösteln der Angst
    Gelangweilt ging Marcalo De’Unnero seiner alltäglichen Arbeit nach und nahm einen Hirsch aus, den er am Abend zuvor als Wertiger gerissen hatte. Mittlerweile hatten sich er und Sadye in Masur Tuber gut eingelebt, und die Dorfgemeinschaft hatte sie mit offenen Armen aufgenommen. Und warum auch nicht?, überlegte De’Unnero. Schließlich hatten er und Sadye etwas mitgebracht – eine Vielzahl von Geschichten aus aller Welt –, das die Bewohner in dieser abgelegenen Ortschaft schmerzlich vermisst hatten.
    Das Leben hier war angenehm und sorgenfrei, die Felder waren fruchtbar, es gab Wild im Überfluss, und man wurde weder von Goblins noch von anderen Ungeheuern bedroht.
    Nun ja, überlegte De’Unnero, es gab fast keine Ungeheuer hier, die die Menschen bedrohten. Denn eines hatte er, gefangen in seinem Körper, selbst mitgebracht, und diese Bestie war allgegenwärtig, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Inzwischen versuchte er gar nicht mehr, diesen Appetit seiner Person zu leugnen, wie er es noch in Micklins Dorf versucht hatte. Stattdessen half Sadye ihm, die Energie des Wertigers in bestimmte Bahnen zu lenken, ihn, sobald im Ort die geringsten Spannungen auftraten, mit besänftigenden Worten und Melodien im Zaum zu halten und ihn, wenn er sich gegen Abend zeigte, in den Wald zu locken, damit die Bestie sich dort nützlich machen und Hirsche jagen konnte. Aus diesem Grund stand Callo Crump auch in dem Ruf, der vortrefflichste Jäger des ganzen Dorfes zu sein, obwohl keiner der anderen verstand, wie er es anstellte, oder wie ein Mensch überhaupt in den dunklen, nächtlichen Wald hinausgehen, überleben und dabei noch einen der sonst so wachsamen Hirsche erlegen konnte.
    Ja, Sadye war zu seiner Retterin geworden, sie verstand es, seine Energien, die er nicht wirklich unterdrücken konnte, zu zügeln. De’Unnero staunte über die Leidenschaft und das Feuer zwischen ihnen, das ihn in Sphären vordringen ließ, deren Existenz er sich bei der vergleichsweise gesitteten Lebensweise, die er sich als Mitglied des Abellikaner-Ordens angewöhnt hatte, niemals hätte träumen lassen. Die Vorstellung, in dem Ruf zu stehen, der glühendste aller Ordensbrüder zu sein, der Krieger und Kreuzritter, amüsierte ihn. Er selbst empfand sich im Vergleich zu Sadye als eher langweilig, denn sie war voller Lebendigkeit und Tatendrang, geradezu erfüllt von grenzenloser Energie und dem Verlangen, stets hart an der Grenze zur völligen Vernichtung zu leben. Marcalo De’Unnero hatte kein Wagnis gescheut, hatte sich bereitwillig, geradezu verbissen in den Kampf mit den gefährlichsten Gegnern und größten Herausforderungen gestürzt, die er nur finden konnte. Sadye dagegen teilte ihr Leben mit dem gefährlichsten Menschen, den man sich nur denken konnte. Und das nicht etwa aus dem Bedürfnis, sich selbst zu beweisen. Nein, sie tat es allein um den Reiz des Augenblicks willen.
    Mittlerweile hatte Sadye sich in ihn verliebt, wie er zuversichtlich glaubte. Sie war in jeder Hinsicht die Frau Marcalo De’Unneros. Aber sie war noch mehr als das. Aus eigenem Entschluss war Sadye zur bereitwilligen und eifrigen Gefährtin jener dunkleren Kreatur, des Wertigers, geworden. Sie hatte diesen Teil De’Unneros nicht nur akzeptiert, sie fand ihn geradezu elektrisierend.
    De’Unnero unterbrach seine Arbeit und warf einen Blick nach hinten über den Hofplatz, wo Sadye still im Schatten einer Eiche saß, die Saiten ihrer Laute zupfte und offenbar ein neues Lied für die allwöchentliche Dorffeier komponierte, die für diesen Abend angesetzt war. Mit ihren hellbraunen Augen, in denen unschuldige Freude funkelte, wirkte sie so zart, so sanftmütig und so … hübsch war das einzige Wort, das De’Unnero in den Sinn kam, um Sadye zu beschreiben, wie er sie jetzt vor sich sah.
    Und doch machte ihm diese hübsche junge Frau mindestens ebenso viel Angst wie die Bestie in seinem Innern. Denn sie war ihm sehr ähnlich – auch sie war ein Mensch mit zwei Gesichtern. Die Bewohner von Masur Tuber hielten sie für eine freundliche und amüsante junge Frau, eine Person, der man mit Respekt begegnete.
    Sie hatten nie gesehen, wie sie sich liebten, hatten nie das alles andere als unschuldige Feuer gesehen, das hinter ihren braunen Augen loderte, oder das boshafte

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