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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Sadye fragen, was sie da tue, als sie eine ganze Folge disharmonischer Töne anschlug.
    Wie sie ihn bis ins Mark erschauern ließen! Jetzt merkte De’Unnero, dass der nervenzerfetzende Klang ihres Spiels durch Magie verstärkt sein musste und dass Sadye die in ihr prachtvolles Instrument eingesetzten Edelsteine benutzte, um jeden Wohlklang zu vermeiden.
    »Was tust du?«, wollte er sie fragen, doch statt seiner Worte entwich seinem Mund nur ein unverständliches Knurren.
    De’Unnero sah die Frau fragend an, während immer mehr schrille Töne an sein Ohr drangen und sie ihn dabei augenzwinkernd anlächelte.
    »Die Bestie«, sagte er mit rauer, kehliger Stimme, bevor er schlagartig zu zucken begann, als einer der Knochen seines Armes brach und in neuer Form wieder zusammenwuchs. »Was …?«
    Sadye, jetzt leicht vornübergebeugt, schien das Spektakel zu genießen und intensivierte ihr Spiel noch. Vielleicht konnte sie den Wertiger nicht einfach wieder verschwinden lassen, wenn er sich erst einmal befreit hatte, aber alles deutete darauf hin, dass sie ihn hervorlocken konnte.
    Sie fand ganz offensichtlich Gefallen an dieser schwarzen Magie.
    Ihr Spiel wurde eindringlicher, schneller, ihre Hände flogen über die Saiten ihres Instruments, das schockierende, magisch verstärkte Disharmonien von sich gab.
    Mittlerweile sah sich De’Unnero außer Stande, auch nur zu protestieren, denn er merkte, wie der Tiger in seinem Innern rasch die Oberhand gewann und alle Widerstände seiner Selbstbeherrschung und seines Bewusstseins überwand.
    »Lauf und geh auf die Jagd, mein Geliebter«, hörte er Sadye mit erregter Stimme sagen.
    Der Wertiger musterte kurz die Frau, dann verschwand er mit einem Satz im Wald, auf der Suche nach dem süßen Blutgeruch.
     
    Wie sich herausstellte, waren die Auswirkungen auf sein Alltagsleben unmittelbar und unumkehrbar. Aufgrund seines Sieges über die Straßenräuberbande behandelte man Aydrian nicht länger wie ein ungeratenes Kind. Jetzt tuschelten die Bewohner Festertools und Roadapples hinter vorgehaltener Hand über ihn, sobald er in ihre Nähe kam, und nannten ihn Nachtfalke statt Aydrian.
    Was ihn ziemlich amüsierte.
    Noch mehr amüsierte ihn die Reaktion des sonst so mürrischen Rumpar, der jetzt, die Daumen in seine Weste gehakt, durchs Dorf stolzierte und jedem erzählte, es sei sein Schwert gewesen, das den Riesen zur Strecke gebracht habe. Sein Schwert, mit dem endlich wieder Heldentaten vollbracht wurden.
    Aydrian ließ dem Mann seine Fantasien; schließlich diente Rumpars Stolz auch seinen Zwecken. Er hatte sich einen Namen machen wollen – Nachtfalke, Hüter von Festertool – und wie es schien, war er seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen.
    Es dauerte nicht lange, und schon trafen Anfragen aus anderen Ortschaften ein, ob der Hüter sie nicht besuchen und ihnen bei einem Problem helfen könne; sei es bei einem tollwütigen Wolf oder Bär, oder weil man sich auch dort vor Banditen fürchtete. Einmal, gegen Ende des Sommers, half Aydrian einer weiter westlich gelegenen Dorfgemeinschaft, einen Goblin aufzuspüren und zu töten – ein armseliger Kerl auf dürren Beinen, der einen völlig verängstigten Eindruck machte. Doch selbst dieser Umstand konnte der wachsenden Berühmtheit von Nachtfalke keinen Abbruch tun.
    Aydrian nahm dies alles hocherfreut in sich auf; er war überglücklich, endlich auf dem Weg zu seinem Lebensziel zu sein. Dass sein Aufenthalt hier von vorübergehender Natur war, wusste er, denn mangels eines weiteren allumfassenden Krieges – derzeit äußerst unwahrscheinlich – waren seine Möglichkeiten des Erfolgs begrenzt, und auch sein Ruhm konnte sich nur begrenzt verbreiten. Immerhin, das Schicksal hatte ihm einen Erfolg versprechenden Anfang beschert, einen besseren Einstand, als er sich jemals erhofft hatte. Das Auftauchen jener ersten Straßenräuberbande, insbesondere der Umstand, dass sie von einem Riesen angeführt wurde, hatte ihm schnell zu einem Rang verholfen, der ihn über jeden anderen in dieser Gegend erhob. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass dies nicht der einzige Höhepunkt seiner Laufbahn blieb.
    Augen und Ohren offen haltend, suchte er nach Gelegenheiten, die Dinge weiter voranzutreiben. Jeden Abend suchte er das Orakel auf und stellte fest, dass die Stimme aus dem Dunkel geradezu versessen darauf war, ihn anzuspornen, ihn unter Druck zu setzen und ihm begreiflich zu machen, dass es seine Bestimmung war zu herrschen.
    Bei

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