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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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finden, eine orange gestreifte Katze vor einem Hintergrund aus abgestorbenem, buntem Laub?
    Ihr war klar, dass sie mehr als nur ein wenig Glück benötigen würde, daher dankte sie Gott, als sie auf die ersten untrüglichen Zeichen stieß, die zerrissenen Kleidungsstücke ihres Geliebten. Sie sammelte sie ein, lief in gebückter Haltung weiter, fand eine Spur, und tatsächlich, schon kurz darauf bot sich ihr ein Szenario des Schreckens.
    Der Wertiger drehte sich leise und bedrohlich knurrend zu ihr um. Sie konnte seine Erregung deutlich spüren; noch nie hatte sie De’Unnero so dicht vor einem Ausbruch erlebt.
    Plötzlich erschien Sadye der Einfall, sich hierher zu wagen, gar nicht mehr so gut, also nahm sie die Laute vom Rücken und begann, eine leise, besänftigende Melodie zu spielen.
    Abermals knurrte der Wertiger, ließ das Menschenbein fallen, an dem er genagt hatte, und begann sich in tief gebückter Haltung langsam und bedächtig anzupirschen.
    Sadye war klug genug, nicht wegzulaufen. Ruhig spielte sie weiter und sang dazu; mehr als einmal brach ihre Stimme aus Besorgnis und nackter Angst, denn sie glaubte sich ihrem sicheren Ende nah.
    Sie sang und spielte, flocht des Öfteren eine flehentliche Bitte in ihr Spiel ein und bekniete De’Unnero, sie nicht zu töten. Die große Katze, keine zehn Fuß entfernt, hätte sich ohne Weiteres auf sie stürzen können; als sie den Wertiger dann mit den Hinterpfoten trampeln sah, um einen sicheren Stand für den Absprung zu finden, setzte Sadyes Herz einen Moment lang aus, und sie hätte beinahe die Flucht ergriffen.
    Aber sie behielt die Nerven, gab die Hoffnung nicht auf, spielte und sang, und beinahe hätte ihre Stimme abermals ausgesetzt, als sie plötzlich sah, wie die Spannung aus dem Katzenkörper wich.
    Darauf wechselte sie zu einem anderen Lied, das sie oft benutzt hatte, um den Wertiger in den Wald zu schicken. Aber diesmal lief De’Unnero nicht fort, sondern blieb einfach stehen und starrte sie lange, sehr lange an.
    Als die Verwandlung einsetzte, vernahm sie das Knacken von Knochen, gefolgt von einem leisen, schmerzgequälten Knurren.
    Kurz darauf lag Marcalo De’Unnero nackt vor ihr auf dem Boden, über und über mit dem Blut der beiden Dorfbewohner beschmiert.
    »Was hast du nur getan?«, rief Sadye, schob ihre Laute wieder auf den Rücken und eilte zu ihm.
    De’Unneros Blick wanderte von ihr zum Schauplatz des Gemetzels; wieder knurrte er, diesmal jedoch war es ein menschlicher Laut, ein Laut abgrundtiefer Verzweiflung. Er raufte sich die schwarzen Haare, ballte seine Hände zu Fäusten und schlug sich damit auf die Augen.
    Sadye streichelte ihm die Schulter, versuchte ihn zu trösten. »Warum, mein Liebster, warum?«, bedrängte sie ihn sanft.
    De’Unnero stimmte ein lautes Wehklagen an, aus dem Sadye sowohl Wut als auch Selbstekel heraushörte.
    »Wie ist das passiert?«, bedrängte ihn Sadye. »Du musst es mir sagen!«
    Er antwortete nicht.
    »Wie konnte es nur so weit kommen?«
    De’Unnero fauchte sie an. »Wieso denn nicht?«, fragte er wütend. »Seit mehr als einem Jahrzehnt schlage ich mich jetzt in diesen kleinen Dörfern durch und versuche, bei diesen … diesen Leuten zu überleben!«, stieß er voller Verachtung hervor, mit dem Arm in die ungefähre Richtung des Dorfes deutend.
    Dann machten Stimmen aus dem Wald ihrer Unterhaltung jäh ein Ende. »Lauf weg!«, zischte ihm Sadye aufgebracht ins Ohr. »Verschwinde doch von hier, wenn du diesen Ort so hasst!« In ihrem Ton schwangen Wut und blanke Gehässigkeit mit, aber De’Unnero gehorchte und lief nackt durch den herbstlichen Wald.
    Sadye schaute ihm nach, dann eilte sie zum Schauplatz des Gemetzels zurück und wälzte seine zerrissenen Kleidungsstücke im Blut. Anschließend nahm sie eine sitzende Haltung ein und begann in wechselnden Stimmen mit sich selbst zu sprechen, so als führe sie beide Seiten eines Zwiegesprächs.
    Kurz darauf stolperten zwei der Späher völlig außer Atem auf den Tatort und stießen einen erschrockenen Schrei aus, als sie ihre toten Freunde wiedererkannten.
    »Und mein Callo auch!«, wimmerte Sadye und zeigte ihnen die zerfetzten Kleidungsstücke. »Die Bestie hat ihn überwältigt!« Dass ihre letzte Bemerkung ironischerweise mehr als nur einen Funken Wahrheit enthielt, war der intelligenten Sadye keineswegs entgangen, trotzdem ließ sie sich ihre Amüsiertheit nicht anmerken.
    Die Jäger schwenkten bedrohlich ihre Waffen und schworen, die Bestie auf der

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