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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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aus festgetretenem Lehm. Er spielte in diesem Augenblick mit dem Gedanken, zu Sadye zu laufen und sie gewaltsam zu nehmen, ohne ein einziges Wort.
    Aber schon die Vorstellung ließ ihn zögern. In letzter Zeit hatte Sadye davon gesprochen, ein Kind, De’Unneros Kind, zu bekommen, und sicher war sie dafür noch jung genug. Es war nicht so sehr der Gedanke an ein Kind, der De’Unnero störte – bis er sich seine Umgebung näher besah. Wie konnte er sein und Sadyes Kind – das zweifellos intelligent sein würde – in dieser Umgebung in die Welt setzen?
    Nach dem Glauben der abellikanischen Kirche war die Hölle ein Ort des Feuers und des Schwefels, voller bösartiger Kreaturen, die glücklose Seelen marterten. De’Unnero dagegen hielt es mit jedem Tag, der verstrich, für wahrscheinlicher, dass die Hölle ein Bauerndorf am Rande des Nirgendwo war.
    Also verließ der ehemalige Mönch innerlich aufgewühlt das Dorf Masur Tuber und lief, sämtliche Äste abknickend, die niedrig genug hingen, um sie zu erreichen, in den Wald. Vor einem kleinen abgestorbenen Baum blieb er stehen und begann mit seinen Übungen des Kampfkunsttrainings, ganz ähnlich denen, die er so erfolgreich in St. Mere-Abelle unterrichtet hatte. Füße und Hände in unablässiger Bewegung, zersplitterte De’Unnero den abgestorbenen Baum und riss dabei sogar dessen Stamm halb aus der Erde.
    Als selbst das ihn nicht befriedigte, setzte er seinen Fußmarsch durch den Wald fort. Er spielte mit dem Gedanken, ein Lied anzustimmen, zu versuchen, sich mit Hilfe von Musik zu beruhigen, wie Sadye es oft tat, aber er hatte kaum angefangen, als sich eine andere Melodie in sein Bewusstsein drängte, eben jene disharmonische Tonfolge, die Sadye gespielt hatte, um den Wertiger hervorzulocken. Anfangs versuchte De’Unnero sich gegen die schrillen Töne zu sperren und sie aus Angst vor ihrer Wirkung in seinem erregten Zustand aus seinen Gedanken zu verbannen.
    Dabei war es gerade dieser Erregungszustand, der ihn zwang, dieses unmelodische Lied in Gedanken weiterzuspinnen, und der ihn verführte, die schrillen Töne offenen Ohres in sich aufzunehmen.
    Innerhalb von Minuten hatte Marcalo De’Unnero seine zerfetzten Kleidungsstücke abgelegt und bewegte sich auf vier samtenen Pfoten fort. Vielleicht würde es seinen Zorn besänftigen, wenn er einen Hirsch riss. Vielleicht würde er seine Wut im Kampf mit einem Bären austoben können.
    Eine unglückliche Fügung des Schicksals ließ zwei Jäger, die sich nach erfolgreicher Jagd mit einem noch blutenden Hirsch auf dem Rückweg in ihr Dorf befanden, seinen Pfad kreuzen.
    Dieser köstliche, süße Blutgeruch!
    Federnd sprang der Wertiger auf einen tief hängenden Ast, stieß sich mit einem zweiten, mächtigen Satz ab, der ihn das weite Stück bis hin zu den Jägern trug, und fiel in wilder Raserei über sie her. Wenige Herzschläge und ein paar schmerzerfüllte Schreie später lagen drei blutige Kadaver auf dem Boden.
    Der Wertiger tat sich an ihnen gütlich, nicht ahnend, dass ihre Todesschreie durch den Wald bis zu den in Masur Tuber arbeitenden Bauern gedrungen waren.
     
    Als Sadye die Schreie hörte, Schreie äußersten Entsetzens und menschlicher Schmerzen, wusste sie sofort, woher sie stammten und dass sich die Bestie wieder einmal gezeigt hatte. Sie mischte sich unter die Gruppe der Dorfbewohner, die sich auf der den Schreien am nächsten gelegenen Seite von Masur Tuber eingefunden hatte. Die meisten kräftigen Männer waren, wie auch viele der Frauen, irgendwo außerhalb des Dorfes unterwegs, daher entstand einige Verwirrung und es kam zu hektischem und hilflosem Gestikulieren. Sadye wusste dies zu ihrem Vorteil zu nutzen; sie trug den Zurückgebliebenen auf, sich in der Ortschaft zu verschanzen, während sie losziehen wollte, um zu sehen, was sie in Erfahrung bringen konnte.
    Natürlich waren einige der jüngeren Männer mit diesem Plan nicht einverstanden, also bot Sadye ihnen an, sie als Späher zu begleiten, und schickte sie dann absichtlich in die falsche Richtung.
    Ihre Gedanken ein wüstes Durcheinander, hastete sie zwischen den Bäumen hindurch. Marcalo hatte bei der Versammlung gefehlt, obwohl sie wusste, dass er an diesem Tag im Dorf zu tun hatte; es bestätigte ihr lediglich, was sie im Herzen längst wusste.
    Sie besaß ein feines Gehör und war sich, was Richtung und Entfernung betraf, ziemlich sicher; trotzdem, wie konnte sie hoffen, ihn in diesem Dickicht, diesem undurchdringlichen Wald zu

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