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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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unerfahren Aydrian war. Sein Gezeter, ob man ihm nun erlauben müsse, bei der Prüfung zuzusehen oder nicht, entsprach genau diesem bezeichnenden Zug, das wusste Brynn. Das war nicht etwa der erwachsene Protest gegen eine Ungerechtigkeit, sondern das für Kinder so typische Gejammer über feste Regeln.
    »Du bist jetzt fast fertig«, stellte Aydrian fest, rasch einen etwas melancholischeren Tonfall anschlagend.
    »Fertig?«
    »Mit deiner Ausbildung«, erklärte der junge Mann. »Wenn Lady Dasslerond jeden hier nach draußen bittet, um deiner Darbietung beizuwohnen, ist das doch wohl ein Zeichen dafür, dass deine Ausbildung sich dem Ende nähert. Ich glaube, eigentlich hast du deine Ausbildung längst abgeschlossen. Ich hab keine Ahnung, was du noch tun musst, jedenfalls bist du fast fertig und wirst Andur’Blough Inninness bald verlassen.«
    »Das kannst du unmöglich mit Bestimmtheit wissen«, entgegnete Brynn, obwohl sie seine Einschätzung im Grunde genommen teilte, denn der Gedanke war ihr auch schon gekommen. Belli’mar Juraviel hatte sich mit ihr über eine »Namensgebung« unterhalten, aber wie gewöhnlich hatte der Elfe ausweichend reagiert, als sie nähere Einzelheiten von ihm hatte wissen wollen. Brynn vermutete, dass die Zeremonie, wie auch immer sie aussehen mochte, das Ende ihrer Tage im Tal der Elfen markierte.
    Aydrian sah sie bloß schmunzelnd an.
    Brynn schenkte dem Jungen ein kurzes Lächeln. »Wahrscheinlich hast du Recht«, gab sie zu. »In meiner Heimat herrscht große Unruhe, und ich vermute, Lady Dasslerond würde mich gerne so früh wie möglich dorthin schicken, damit ich die Geschehnisse dort beeinflussen kann.«
    Aydrians Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Neugier und offenkundiger Verwirrung.
    »Mein Volk, die To-gai-ru, wurde vor vielen Jahren von den Behrenesern unterworfen«, erläuterte Brynn. »Das ist eine Situation, die man nicht einfach auf sich beruhen lassen kann.«
    »Die Geschichte kenne ich schon«, erinnerte Aydrian sie, und nicht zuletzt sein Ton erinnerte sie daran, dass sie ihm in den vergangenen Jahren, seit Lady Dasslerond ihnen beiden erlaubt hatte, sich gelegentlich zu sehen, unzählige Male von der Eroberung To-gais durch die Behreneser erzählt hatte.
    »Dann wirst du wohl Hüterin in To-gai werden«, meinte Aydrian.
    »Es ist das Land, das ich kenne«, erwiderte Brynn. »Ich kenne mich mit den großen Ochsen und den Löwen der hoch gelegenen Tundra aus, mit der schwarzen Schlange und den Wildpferden. Ich habe nie daran gezweifelt, dass meine Pflichtzeit bei den Touel’alfar mit meiner Rückkehr nach To-gai, meinem geliebten Land und meiner Heimat, enden würde.«
    Aydrian nickte zum Zeichen, dass er ihre Erklärung akzeptierte, dann aber nahm sein Gesicht einen verwirrten Ausdruck an, der Brynn nicht entging. Aydrian fragte sich natürlich, wo er wohl am Ende seiner Pflichtzeit zum Einsatz kommen würde, schließlich hatte er keine Heimat, in die er zurückkehren konnte. Er wusste nicht einmal, in welchem Königreich, in welcher Stadt er geboren worden war. Lady Dasslerond hatte Brynn gleich zu Beginn ihrer Zeit in Andur’Blough Inninness unmissverständlich zu verstehen gegeben, wohin ihre Mission sie letztendlich führen würde, und vermutlich hatte man auch für Aydrian Pläne, auch wenn ihr diese weniger augenfällig schienen – und dem Jungen offenbar auch.
    »Dann wirst du also zurückkehren und in der Tundra in der Nähe eines To-gai-Dorfes patrouillieren«, schloss Aydrian. »Und die Menschen vor gefährlichen Tieren und Ungeheuern beschützen … gibt es in To-gai überhaupt Ungeheuer? Goblins vielleicht, oder Riesen?«, fügte er mit leuchtenden Augen hinzu, denn der junge Krieger hörte die Geschichten von den zahllosen Ungeheuern, die es in der Welt gab, und von den Helden, vor allem den Hütern, die sich mit ihnen befassten, stets gern.
    »Aber ja, jede Menge«, antwortete Brynn und bekam dabei diesen entrückten Blick, wie immer, wenn sie von ihrer geliebten Heimat zu erzählen begann. »Riesige Berg-Yetis und scharenweise Goblins. Tundra-Riesen mit der Hautfarbe des braunen Tundragrases, die sich in abgedeckten Erdlöchern verstecken, aus denen sie sich auf unaufmerksame Reisende stürzen!« Bei den letzten schnell und erregt gesprochenen Worten warf sie sich auf Aydrian, woraufhin der junge Krieger auch tatsächlich überrascht aufsprang, wenn auch nicht sehr hoch, gerade hoch genug, um eine Verteidigungshaltung einzunehmen.
    Ja, er ist

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