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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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deine Eltern hielten noch lange nach der Eroberung des Landes durch die Yatol an diesen Sitten fest«, vermutete Aydrian.
    »Wie mein ganzer Stamm«, bestätigte Brynn. »Und viele andere, die, über die endlose Steppe verteilt, heimlich beteten und sich an den uralten religiösen Stätten trafen, um unsere wichtigsten Gedenktage zu feiern. Ich bin sicher, irgendjemand hat meine Eltern und deren Freunde an die Behreneser verraten. Irgendjemand hat die Yatol-Priester von unserem Frevel unterrichtet, weshalb sie mit einer so gewaltigen Streitmacht über uns hergefallen sind«, erklärte sie, und Brynn Dharielle war in diesem Augenblick deutlich ihre innerlich schäumende Wut anzumerken. Sollte sie jemals die Identität dieses Verräters in Erfahrung bringen, so viel war Aydrian klar, dann wäre dieser Mann besser bereits tot!
    Das kurze Aufflackern ihres Zorns war rasch vorbei, als Brynn zu erzählen begann, sie wolle To-gai wieder zu dem machen, was es einst war, zu einem Ort, an dem zahllose Stämme im Geiste vereint und in Frieden miteinander lebten. Wie prächtig würde das erste To-gai-Winterfest werden, wenn sich sämtliche Steppenvölker in der alten Stadt Ysohun Magyek trafen, um sich an den Händen zu fassen und das Ber’quek Jheroic Suund zu singen, das »Lied der Kalten Nacht«!
    Aydrians Neugier wurde noch gesteigert, als Brynn von der Revolution sprach, von den Höhen, die ihr Volk erklimmen würde, um seine Unterdrücker zu besiegen. In diesem Augenblick wurde dem jungen Krieger bewusst, dass der Name Brynn Dharielle im Falle ihres Erfolges in den Geschichten der To-gai-ru für Jahrhunderte überdauern würde. Vielleicht würde der Name Brynn Dharielle sogar das Ende der Tage von Lady Dasslerond überdauern …
    Damals war er sich dessen noch nicht bewusst, aber dieser Gedanke, die Vorstellung, durch Ruhm unsterblich zu werden, grub sich tief in die Psyche des jungen Aydrian Wyndon ein.
    Als Brynn geendet hatte, blieb sie, den Blick starr nach vorne gerichtet, vollkommen still und ruhig sitzen, auch wenn für Aydrian unverkennbar war, dass sie nichts mit den Sinnen Wahrnehmbares vor sich sah, dass ihr Blick in die Ferne gerichtet war, in eine ferne Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen, »Ich verstehe immer noch nicht«, sagte Aydrian nach einer Weile. »Immer höre ich Lady Dasslerond davon reden, die Angelegenheiten der Menschen seien nicht die der Touel’alfar, und nie lässt sie einen Zweifel daran, dass wir beide, als Menschen, weit unter den Touel’alfar stehen. Warum sollte sie sich dann für To-gai und die To-gai-ru interessieren? Wieso sind die Probleme unseres Volkes die der Touel’alfar, und wenn nicht, warum sollte sie dann wollen, dass du zurückkehrst und einen solchen Krieg anzettelst?«
    »Sie hat Angst vor den Yatols«, antwortete Brynn. »Oder besser, sie bedenkt die möglichen Probleme, die sie eines Tages verursachen könnten. Seit vielen Jahren schon hat Lady Dasslerond ihren Blick nach Süden gerichtet, auf den gewaltigen Gebirgszug namens Großer Gürtel, auch wenn ich nicht weiß, warum. Ihr wäre es bedeutend lieber, wenn die To-gai-ru – in deren Erzählungen die Jyok ton’Kutos , die Touel’alfar, als wunderliche oder gutmütige Geister beschrieben werden – den Südrand dieses Gebirges bewohnten. Früher erzählte mir meine Mutter immer Geschichten von den Jyok ton’Kutos oder den Jynek ton’Kutos, den hellen und den dunklen Elfen, und hatte dabei stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Von allen Menschen seien ausgerechnet wir dem Volk der Elfen am ähnlichsten, behauptete meine Mutter dann immer, und jetzt, da ich die Jyok ton’Kutos selbst aus der Nähe kennen gelernt habe, glaube ich, sie hatte Recht. Die To-gai-ru sind dem Volk Lady Dassleronds bestimmt ähnlicher als die Behreneser oder die hellhäutige Bevölkerung des Bärenreiches. Wie die Behreneser versucht auch dein Volk das Land nach seinen Bedürfnissen zu gestalten, während die To-gai-ru sich an dem Land erfreuen, wie es ist.«
    Aydrian sah sie an, als hätte er nicht recht verstanden – was natürlich insofern stimmte, als er nur eine sehr begrenzte Vorstellung davon hatte, was es mit »seinem« Volk des Bärenreiches auf sich hatte. Sicher, die Touel’alfar hatten ihm einige der alten Geschichten erzählt und ihm die großen Städte beschrieben – und wie sehr wünschte sich Aydrian, diese Städte zu besuchen! Aber die einzigen Erzählungen, die er von »seinem« Volk kannte, stammten

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