Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn
wirklich ein Krieger , dachte Brynn. Ruhig und sich seiner Sache sicher.
»Jede Menge Ungeheuer«, fuhr sie einen Augenblick später fort. »Aber die sind längst nicht so zahlreich und gefährlich wie die Behreneser.«
»Die Bewohner der Wüste«, bemerkte Aydrian, der in den Religionen und Völkern der menschlichen Königreiche ein wenig bewandert war. »Sie folgen den Yatol-Priestern.«
»Die Dämonen, die den Häuptling Chezru als ihren Gottkönig bezeichnen«, erläuterte Brynn. »Schon viel zu lange verpesten sie die reine Luft To-gais mit ihrem Gestank!«
Aydrian sah sich nervös um. »Pass auf! Dieselben Elfenohren, die meine Worte mitbekommen haben könnten, wie du behauptest, könnten jetzt auch deine hören«, meinte er.
»Aufpassen?«, fragte Brynn amüsiert. »Lady Dasslerond hat für meine Absicht vollstes Verständnis. Ich wurde dazu ausgebildet, den Aufstand gegen die Behreneser anzuführen, und das ist meine erste und vornehmste Pflicht.«
Aydrians Gesicht nahm wieder diesen verwirrten Ausdruck an. »Alles, was ich in Andur’Blough Inninness gelernt habe, hat mir gezeigt, dass die Interessen der Menschen und die der Touel’alfar sich normalerweise nicht decken«, sagte er. »Man wird dir, wie du sagst, einen Namen geben, und das macht dich zu einer voll ausgebildeten Hüterin. In Lady Dassleronds Augen ist das ein großes Geschenk. Warum sollte Lady Dasslerond dir erlauben, dieses Geschenk im Interesse der Menschen einzusetzen? Verstößt das nicht gegen die ureigensten Gebote der Touel’alfar? Ich kann mir nicht –«
Brynn hob die Hand und unterbrach ihn lächelnd. »Die meisten Hüter werden als Wachen gegen die Übergriffe aus der Wildnis ausgebildet«, gab sie ihm Recht. »So hat es dein Vater, Nachtvogel, gehalten, obwohl sein Weg ihn in einen der größten Konflikte in der Geschichte zwischen den Bewohnern des Bärenreiches geführt hat. Aber meine Adoption durch die Touel’alfar entsprach nicht dem gewöhnlichen Verfahren; man hat mich nicht aufgenommen, damit ich eine typische Hüterin werde. Lady Dasslerond hat mich vor meinen Häschern, diesen teuflischen Yatols, die meine Eltern und mein ganzes Dorf hingemetzelt haben, gerettet, damit ich eines Tages zurückkehre, nicht nur um diese Morde zu rächen, sondern um mein Volk von der Sklaverei zu befreien, in der es leben muss, seit die verhassten Behreneser bei uns eingefallen sind.«
Aydrian, leicht nach vorn gebeugt, lauschte gespannt auf jedes Wort; offenbar zog diese Wendung der Geschichte ihn ganz in ihren Bann. Teilweise kannte er Brynns Geschichte bereits, aber erst jetzt begann er zu begreifen, dass Brynn Dharielle nicht nur eine »typische Hüterin« werden wollte, sondern ein ganz besonderes Ziel in ihrem Leben verfolgte. Brynn erzählte von den Yatols und den ehemaligen Häuptlingen der To-gai-ru, jenen stolzen Männern und Frauen, die das Nomadenvolk in körperlichen und geistigen Dingen anleiteten, die weit älter waren als die Religion der Yatols oder des Abellikaner-Ordens. Sie erzählte von den spirituellen Ritualen der To-gai-ru, und in Aydrians Ohren ähnelten viele den Gebeten, die die Touel’alfar ihm und Brynn beigebracht hatten. Und allmählich dämmerte dem jungen Mann, was Brynn längst wusste, dass ein großer Teil der To-gai-Kultur eine überraschende Ähnlichkeit mit den Sitten und Gebräuchen der Touel’alfar aufwies.
Brynns Stimme veränderte sich, als sie Aydrian ein weiteres Mal von den grässlichen letzten Tagen ihres Dorfes erzählte, als sie Zeugin der Enthauptung ihres Vaters und der Vergewaltigung und Ermordung ihrer Mutter geworden war. Die Narben seien noch immer vorhanden, aber unter der Vormundschaft der Touel’alfar, erklärte Brynn Dharielle, habe sie gelernt, aus diesen Narben optimistische Zukunftspläne erwachsen zu lassen.
Und was war das für eine Zukunft, die sie Aydrian jetzt beschrieb! Nichts weniger als eine Revolution, um die Behreneser aus den Steppen To-gais zu vertreiben, die Eindringlinge wieder in die Sandwüsten ihrer Heimat zurückzudrängen und To-gai von den blutigen Fesseln der Yatol-Religion zu befreien.
»Vielleicht stellt sich heraus, dass es meine schwerste Aufgabe sein wird, mein Volk von dem Haufen Lügen zu erlösen, die diese Yatols gesät haben«, erklärte Brynn in düsterem, melancholischem Tonfall. »Viele aus meinem Volk sind ausschließlich mit den Gebeten der Yatol aufgewachsen – sie kennen die alten Sitten und Gebräuche gar nicht mehr.«
»Aber
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