Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
»Rückkehr« ließ Brynn innehalten, denn womöglich lag darin der Schlüssel zu den unterschiedlichen Gefühlen, die sie und Aydrian für Lady Dasslerond und ihr Volk empfanden. Sie würde tatsächlich zu ihrem Volk zurückkehren; Aydrian dagegen hatte nie bei seinem Volk gelebt. Wie seltsam musste das für den Jungen sein!
    »Eines Tages wirst du die Geschenke der Touel’alfar noch schätzen lernen«, fuhr sie stattdessen mit leiser Stimme und gebührendem Respekt fort. »Du wirst deine Meinung über Lady Dasslerond und ihre hochmütigen Artgenossen schon noch ändern.«
    Jetzt war es an Aydrian, einfach mit den Achseln zu zucken, so als sei dies alles völlig nebensächlich; Brynn musterte ihn eine ganze Weile und fragte sich besorgt, wie tief seine Wut auf ihre Mentoren wohl sitzen mochte. Aydrian war ja nicht einmal bereit, die Wut zuzugeben. Er sagte Dinge, die er einfach nur für pragmatisch und ehrlich hielt, aber Brynn war scharfsichtig genug zu erkennen, dass sich hinter seinen Bemerkungen ein gewisser Zorn, ja geradezu Hass verbarg.
    Sie fragte sich, ob Lady Dasslerond das ebenfalls bemerkt hatte, und konnte sich nicht recht vorstellen, dass es der ehrwürdigen Herrscherin von Caer’alfar und ihren scharfohrigen Artgenossen entgangen sein sollte. Welche unheilvollen Folgen mochte dies für den armen Aydrian haben?
    Schließlich ließ sie ihn mit einem Klaps auf die Schulter sitzen, während er den Blick starr in die Zweige des wunderschönen Waldes richtete. Wie gerne hätte sie diese Unterhaltung gegenüber Lady Dasslerond erwähnt, doch das war natürlich ausgeschlossen, wenn sie Aydrian nicht in entsetzliche Schwierigkeiten bringen wollte.
    Als Brynn gegangen war, blieb Aydrian noch eine ganze Weile sitzen und ging das Gespräch noch einmal in Gedanken durch, vor allem seine eigenen Worte, jene letzten paar Bemerkungen, die ihm vor Augen geführt hatten, wie tief seine Wut saß. Alles schien sich zusammenzufügen, glaubte er jetzt, die Teile des großen Lebenspuzzles ordneten sich zu einem großen Ganzen.
    Und das Bild, das sich aus den Puzzlestücken ergab, gefiel Aydrian ganz und gar nicht. Die Ungerechtigkeit seiner Lage machte ihm schwer zu schaffen. Es war nicht nur sein Schicksal, in den Augen der einzigen Gemeinschaft, die er sinnvollerweise als seine Familie bezeichnen konnte, als minderwertig zu gelten, sondern jedes einzelne Mitglied dieser Familie würde ihn, unvorhersehbare Umstände einmal ausgenommen, um ein Vielfaches überleben! Was war an diesem jämmerlichen Dasein gerecht! Gut möglich, dass To’el Dallia nach ihm noch ein Dutzend oder mehr Hüter ausbildete; würde sie sich überhaupt an den einen namens Aydrian erinnern? Würde seine »Familie« seinen Namen in hundert Jahren überhaupt noch kennen?
    Gleichzeitig aber war dies der Hoffnungsschimmer, den Aydrian an diesem Abend im Gespräch mit Brynn Dharielle gesehen hatte, jener Hüterin, der es bestimmt war, eine Revolution anzuführen, der Hüterin, deren Name sich, so schien es Aydrian, auf lange Zeit in das Bewusstsein der gesamten Welt einprägen würde.
    Ja, dachte der junge Mann, vielleicht konnte ein einfacher Mensch doch noch ein kleines Stück elfengleicher Unsterblichkeit erlangen …
     
    Es war wieder eine dieser stillen, ruhigen Nächte – zu ruhig, fand Aydrian, der instinktiv wusste, dass etwas im Gange war, eine weitere Prüfung Brynns vielleicht. Da selbst To’el Dallia nirgendwo zu finden war, begab sich der junge Hüter zum selben Feld, auf dem Brynn schon ihre letzte Prüfung mit Bravour bestanden hatte.
    Das Feld lag ruhig und verlassen da, kein Nachtvogel regte sich, und nicht einmal eine Fackel brannte.
    Aydrian wanderte über die Waldpfade, rieb sich das Kinn und versuchte herauszufinden, wohin die Elfen Brynn in dieser Nacht gebracht haben mochten. Er wusste nicht, wie viele Elfen in Caer’alfar lebten, aber es waren sicher mehr als hundert. Trotzdem war sich Aydrian darüber im Klaren, dass er sie, wenn sie alle mit Brynn draußen im Wald waren, niemals finden würde, es sei denn, er stieß zufällig auf sie. Aydrian hatte sein ganzes Leben in Andur’Blough Inninness verbracht, hatte ausgiebig nach Art der Elfen trainiert, und das Einzige, was ihm diese geballte Erfahrung und das Training eingebracht hatten, war die Erkenntnis, besser als jeder andere auf der Welt zu wissen, wie verstohlen sich die Elfenwesen im nächtlichen Wald bewegen konnten.
    Immer weitere Kreise um Caer’alfar ziehend,

Weitere Kostenlose Bücher