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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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und Verschrobenheiten Entels waren der abellikanischen Kirche stets ein Dorn im Auge gewesen, und seine Nähe zu Behren hatte König Danube Brock Ursal schon des Öfteren Anlass zu äußerstem Unbehagen gegeben.
    Jilseponie würde Königin werden, davon war Meister Bou-raiy, wie alle Beobachter, ganz offenkundig überzeugt, und als solche wäre sie für König Danubes Wünsche und politische Notwendigkeiten empfänglich. Zweifellos käme es König Danube nicht sonderlich gelegen, Olin als ehrwürdigen Vater der abellikanischen Kirche zu sehen. Das wiederum würde Jilseponie in den Stimmenblock um Meister Bou-raiy treiben.
    Was für ein gerissener Plan!, musste Braumin zugeben. Er stellte fest, dass er Bou-raiy für diese Ränke nicht einmal sonderlich gram war und er den Mann für seine Hartnäckigkeit und sein politisches Geschick im Grunde bewunderte. Schließlich brachte es das Amt des ehrwürdigen Vaters mit sich, dass man die Notwendigkeiten der Kirche und die Anliegen des Königs möglichst geschickt miteinander verband. Es war, trotz Agronguerres Weigerung, sich in irgendeinem politischen Amt zu engagieren, ebenso sehr wie alles andere eine politische Funktion. Traditionell hatten sich die meisten ehrwürdigen Väter stets mit dem jeweils herrschenden König eng beraten.
    Jilseponie in das Amt des Bischofs zu hieven – und damit den Wünschen Braumins und mehrerer anderer Rechnung zu tragen –, würde sich für Fio Bou-raiy im Abtkollegium also als vorteilhaft erweisen, insbesondere, wenn sie tatsächlich Königin des Bärenreiches würde. Wenn Jilseponie auch keine leidenschaftliche Anhängerin Bou-raiys war, so war sie doch auch nicht seine Feindin, und jede Königin Danubes würde ihm den Vorzug vor Olin und seinen zahlreichen behrenesischen Freunden geben müssen.
    In Wahrheit aber gefielen Abt Braumin die Folgen von Fio Bou-raiys Intrige nicht sonderlich, und Jilseponie, auf welche Weise auch immer, zu benutzen, hinterließ bei ihm einen bitteren Nachgeschmack. Letztendlich aber musste er sich eingestehen, dass Bou-raiys Plan auf mannigfaltige Art dem Wohl der Kirche und des Staates dienen würde. Allen persönlichen Vorbehalten zum Trotz konnte Braumin die Berufung Jilseponies in das Amt des Bischofs von Palmaris sowie seine Versetzung, um der Eröffnung und Aufwertung der Kapelle von Avelyn vorzustehen, zu diesem Zeitpunkt nur als doppelten Gewinn ansehen.
    »Ihr werdet sie also überzeugen?«, fragte ihn Fio Bou-raiy lächelnd und selbstgewiss, so als hätte er genau gesehen, dass Braumin sich nach hartem inneren Kampf am Ende doch auf seine Seite geschlagen hatte.
    Abt Braumin zögerte lange, dann aber nickte er schließlich doch.

6. Das Ende des Bertram Dale
    Obwohl der Sommer seinen Höhepunkt längst überschritten hatte und der achte Monat sich dem Ende näherte, war der Tag unerträglich heiß und feucht; dampfend stand die Luft über den zahlreichen Seen in der Nähe. Tagein, tagaus hatte die Sonne glühend heiß herniedergebrannt und das Wasser verdunsten lassen, woraufhin gegen Ende eines jeden Tages der vergangenen Woche am späten Nachmittag ein schweres Unwetter losgebrochen war, das den Boden erzittern ließ und das Wasser in einem alles durchtränkenden Regenguss zurück auf die Erde schleuderte.
    So war es auch am Tag zuvor gewesen; es hatte ein heftiges und stürmisches Unwetter gegeben, weswegen De’Unnero – Bertram Dale – an diesem heißen Morgen, zusätzlich zu seinen üblichen Arbeiten, auch noch ausgiebige Reparaturen an den Dächern vornehmen musste. Lange vor Tagesanbruch war er wach geworden, gleich zum Holzstoß hinausgegangen und hatte sein Pensum Holz gehackt, um die anstrengendsten Arbeiten hinter sich zu bringen, bevor die Sonne hoch am Himmel stand. Jetzt hockte er, bekleidet nur mit seiner Hose und am ganzen schlanken und gebräunten, muskulösen Körper in der Mittagssonne schwitzend, auf dem Giebel eines Daches, entfernte das beschädigte Dachstroh und besserte die darunter liegende Tragekonstruktion aus. Obwohl er oft innehielt, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, sickerte noch immer ein großer Teil durch sein Stirnband und brannte ihm in den Augen. Trotz seiner ausgezeichneten körperlichen Verfassung musste De’Unnero in der stickigen Luft häufig eine Pause einlegen, um Atem zu schöpfen und sich mit Wasser zu übergießen. Als er sich während einer dieser Verschnaufpausen flüchtig umsah, erblickte er von seinem erhöhten Ausguck in der Ferne

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