Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn
wie die beiden Männer zu Fuß in das nächste Haus eindrangen, diesmal in die Schankwirtschaft des Dorfes.
»Dort, wo ich herkomme, gilt eine solche Bemerkung als überaus unhöflich«, sagte der ehemalige Mönch. Als er sich wieder umdrehte, sah er, dass der hoch gewachsene Kerl ihn aus seinem hohen Sattel wütend anfunkelte. Und der war wirklich hoch, denn das Pferd des Mannes war riesig.
Der große Mann spie abermals aus, diesmal knapp vor De’Unneros Füße.
Der frühere Mönch war klug genug, seinen Zorn im Zaum zu halten. Noch war der Augenblick nicht gekommen …
Die beiden unberittenen Männer gingen weiter zum nächsten Haus, doch inzwischen hatte De’Unnero beschlossen, die Karten offen auf den Tisch zu legen. »Ihr werdet unaufgefordert kein weiteres Haus mehr betreten«, rief er den beiden Schnüfflern zu. »Wir haben eine Gemeindeschänke, die ihr soeben gesehen habt, alles andere hier im Dorf ist für euch tabu, so lange die anderen Dorfbewohner nicht ihr Einverständnis gegeben haben.«
»Wir sind schon so lange unterwegs und bloß neugierig«, bemerkte die Bardin aalglatt und mit breitem Grinsen. »Nur die Ruhe, mein Freund, wir sind nicht gekommen, um Geschichten zu machen, sondern um welche zu hören.«
De’Unnero wandte sich zu ihr um, oder tat zumindest so, denn in Wahrheit richtete er den Blick zur Seite, wo die beiden Männer zu Fuß wieder zum Vorschein kamen. Er sah sofort, dass sie ihre Waffen in eine griffbereitere Position gebracht hatten.
Diesmal hätte der Speichel des hoch gewachsenen Kerls auf dem Pferd De’Unneros Bein getroffen, wäre der flinke ehemalige Mönch nicht im letzten Moment ausgewichen.
»Wir sind fünf und du nur einer«, knurrte der Kerl auf dem Pferd bedrohlich. »Wir gehen, wohin es uns passt.«
De’Unnero senkte den Blick und lachte amüsiert, dann hob er den Kopf und sah der Bardin in die Augen. »Und wie denkt Ihr darüber?«, fragte er.
»Sie hat überhaupt nichts zu denken!«, brauste der hoch gewachsene Kerl auf und zeigte mit dem Finger auf De’Unnero »Jetzt rede ich, und ich sage dir, du hältst den Mund!«
De’Unnero sah die Bardin achselzuckend an, die seine unverbindliche Geste erwiderte.
»Verschwindet von hier«, forderte der ehemalige Mönch sie ruhig auf.
»Aber nur mit deiner Leiche im Schlepptau …«, setzte der hoch gewachsene Kerl zu seiner Antwort an; die ersten Worte bekam er noch klar und deutlich heraus, bevor Marcalo De’Unnero sich blitzschnell in Bewegung setzte, mit zwei Riesenschritten bei ihm war, hochsprang und sich in der Luft drehte, sodass er mit den Füßen voran gegen den hoch gewachsenen Kerl prallte.
Der kippte mit einem lauten Aufschrei auf der anderen Seite vom Pferd, während De’Unnero, durch den Aufprall in seinem Schwung gebremst, sich geschickt auf die Seite fallen ließ und mit einer Körperdrehung wieder auf die Füße kam, um dem wütenden Angriff der beiden unberittenen Männer zu begegnen.
Blitzschnell richtete er sich auf, sodass der plumpe Koloss, der seine schwere Axt schwang, um De’Unnero den Kopf abzuschlagen, seinen Angriff, ganz wie von De’Unnero beabsichtigt, verhältnismäßig hoch ansetzte.
Der ehemalige Mönch, der bedeutendste jemals vom Abellikaner-Orden ausgebildete Krieger, tauchte ab, ging tief in die Hocke, wirbelte, eines seiner Beine streckend, herum, trat dem großen Mann mit der Ferse von hinten gegen den Knöchel und brachte ihn dadurch unter lautem Ächzen zu Fall.
Der andere Schurke stürzte sich mit seinem unhandlichen Speer auf den am Boden kauernden De’Unnero und versuchte, vor Wut, Erregung und vielleicht sogar vor Schadenfreude brüllend, ihn zu durchbohren.
Am Ende brüllte er vor Angst; denn De’Unnero war es gelungen, die Spitze des langen Speeres mit seinem linken Unterarm abzulenken, gerade so weit, dass sie ihr Ziel verfehlte; woraufhin der Speerträger um Hilfe rief, ja wimmerte, denn jetzt schnellte De’Unnero hoch und warf sich mit seinem ganzen Gewicht nach vorne, bevor der Mann reagieren, den unhandlichen Speer zurückziehen und erneut in Stellung bringen konnte. De’Unneros perfekt gezielte Gerade zerbrach den Speer genau in der Mitte. Der Speerträger besaß jedoch noch eine zweite Waffe, einen Dolch; den zog er jetzt, wirbelte herum und stach blindlings zu.
De’Unnero blieb augenblicklich stehen, drehte sich und ging, seinem Instinkt gehorchend, tief in die Hocke.
Ein Pfeil zerschnitt dicht über seinem Kopf die Luft.
Er blickte zu dem
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