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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Stellung ging. Der hoch gewachsene Kerl stand näher an der Hüttenwand.
    Die große Katze flog einem gewaltigen Geschoss gleich heran. Eigentlich hatte De’Unnero es auf den plumpen Koloss abgesehen, aber als er an dem Hochgewachsenen vorübersegelte, trat er geschickt mit seinen Tatzen aus und riss dem noch immer spottenden Kerl die Kehle auf. Den plumpen Koloss trat er mit voller Wucht, presste ihm den Atem aus den Lungen und stieß ihn rücklings zu Boden. Alles Selbstvertrauen und aller Spott waren verflogen, als der bärenhafte Kerl jetzt seine Freunde heulend und kreischend beschwor, ihm irgendwie beizustehen, und dabei wild mit den Armen fuchtelnd versuchte, die große, reißzahnbesetzte Schnauze und die Krallen von seinem Gesicht fern zu halten.
    Mit seinen gewaltigen Tatzen schälte De’Unnero die Haut so mühelos vom Arm des Mannes, als wäre sie aus trockenem Papier, riss ihn mit jedem Hieb in Stücke. Er verhakte sich am Knochen des einen Arms, und als er seine Tatze nach unten zog, riss er diesen wie auch den anderen Arm mit herunter, sodass Kopf und Kehle des Mannes ungeschützt vor ihm lagen. Blitzschnell schnappte das Tigermaul zu, schloss sich über dem Gesicht des kreischenden Mannes und biss erbarmungslos zu.
    Ein Stechen in seiner Hüfte erinnerte De’Unnero daran, dass wenigstens noch zwei weitere Gegner übrig waren, woraufhin er von dem hünenhaften Kerl abließ und sich mit einigen Sprüngen entfernte. Als ein zweiter Pfeil ihn sirrend verfehlte, brachte er sich mit einem schnellen Satz um die Hüttenecke in Sicherheit. Der Kerl mit dem zertrümmerten Knie und der hünenhafte Kerl schrien hinter ihm vor Schmerzen. Das Lied der Bardin war nach wie vor zu hören und wurde einen Augenblick darauf vom Geräusch galoppierender Pferde unterlegt. Irgendwo, tief in seinem Innern, begriff De’Unnero jetzt, was es mit der Melodie auf sich hatte; die Bardin hatte dieses Lied angestimmt, um ihr Pferd zu noch schnellerer Flucht anzutreiben.
    De’Unnero stürmte zurück um die Hüttenecke. Ein Reiter, der Bogenschütze, war noch in Sichtweite und entfernte sich in scharfem Galopp über die Straße, auf der die Bande ins Dorf gelangt war; von der Bardin dagegen war keine Spur zu sehen.
    Der bärenhafte Kerl schrie abermals auf; beinahe hätte die Hilflosigkeit in seiner Stimme De’Unnero bewogen, stehen zu bleiben und zu seinem Festmahl zurückzukehren.
    Aber nur beinahe, denn noch immer spürte er das Brennen in seinem Hinterteil, von dem Pfeil, den der davongaloppierende Reiter abgeschossen hatte.
    In seiner Versessenheit, sich aus dem Staub zu machen, schaute der Bogenschütze stur geradeaus, daher war er völlig überrascht, als ihn der Tiger von der Seite her ansprang und aus dem Sattel warf. Die beiden Körper landeten in einem wirren Knäuel, der Mann schreiend, der Tiger mit den Krallen reißend und um sich schnappend. Der Fuß des Bogenschützen verfing sich im Steigbügel; das völlig verängstigte Pferd raste weiter, sowohl seinen Reiter als die um sich schlagende Bestie hinter sich herschleppend. Wie es der Zufall wollte, bot der Oberschenkel des Bogenschützen den besten Halt für die Raubtierzähne, sodass sich dieses Bein dank der vereinten Kräfte des Gezogenwerdens und der schnappenden und reißenden Zähne alsbald vom Körper löste.
    Der Mann hörte überhaupt nicht mehr auf zu schreien, bis seine Stimme erst in ein Wimmern und schließlich in ein leises Stöhnen überging. Schließlich blieb er reglos liegen, während der Wertiger sich an ihm gütlich tat.
    Später kehrte Marcalo De’Unnero blutüberströmt und mit zerrissener Hose in Micklins Dorf zurück. Er wusste nicht genau, wie viel Zeit verstrichen war, seit er gefressen hatte und anschließend in einen Dämmerzustand verfallen war, in dessen Verlauf er sich wieder in einen Menschen zurückverwandelt hatte. Nach dem Erlegen seiner Beute hatte er nicht einmal versucht, die Bardin zu verfolgen; gefangen in der Gedankenwelt des Tigers war ihm das überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Nie zuvor hatte die Bestie so vollkommen, so alles verzehrend, von ihm Besitz ergriffen. Diesmal war er nicht nur seiner äußeren Erscheinung nach eher Bestie als Mensch gewesen; sein Hunger auf Blut, seine nackte Gier nach Nahrung und die Lust am Töten hatten alles andere überlagert.
    Jetzt war er müde und wütend – auf die Banditen und auch auf sich selbst. Sogar hauptsächlich auf sich selbst. De’Unnero hatte die Verwandlung

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