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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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geriet bereits bei den ersten Worten seiner Erwiderung ins Stammeln; als er daraufhin Lady Dasslerond aus großen Augen ansah, ihre Körperhaltung und ihr katzenhaftes Grinsen betrachtete, wurde ihm jenseits allen Zweifels klar, dass sie sich keinesfalls einen Scherz mit ihm erlaubte. Erst jetzt dämmerte ihm, dass er es mit der gestrengen Herrscherin von Caer’alfar diesmal etwas zu weit getrieben hatte.
    Wie schon die ganze Zeit seit Brynn Dharielles Abreise.
    Plötzlich schien sich eine düstere Wolke über Dassleronds Miene zu legen und ihr Blick wurde stechend kalt. »Runter mit dir ins Loch, unverschämtes Bürschchen, oder du wirst, ohne jemals zurückkehren zu können, aus meinem Land gewiesen«, sagte sie kühl. »Und glaube ja nicht, dass ich bluffe, denn allmählich bin ich es leid mit dir.«
    Entsetzt über ihre plötzliche Härte, über die Unerbittlichkeit ihres Tons und ihres Plans, starrte Aydrian sie fassungslos an.
    »Hältst du durch, wird man dir mit ein wenig Glück gestatten, den Sonnenuntergang jenseits des Tales zu betrachten«, fuhr die Lady fort. Ihre enorme Selbstbeherrschung und die offenkundige Verärgerung, die unmittelbar hinter ihrer kühlen Fassade brodelte, machten dem Jungen große Angst.
    »Ich weiß nicht, wie das geht«, beklagte sich Aydrian. »Das habe ich doch schon so oft gesagt.«
    »Aus eben diesem Grund wirst du es immer wieder versuchen«, erwiderte Lady Dasslerond. »Wenn wir immer nur jene Fertigkeiten üben, die wir bereits hervorragend beherrschen, verdammen wir uns selbst zur Mittelmäßigkeit. Dass du deine Schwäche zugibst, bestärkt mich nur in meinem Entschluss, dich in das Loch zum Orakel hinabsteigen zu lassen, und zwar von nun an jeden Tag.«
    »Und außerdem macht es mir keinen Spaß«, fügte der junge Mann dickköpfig hinzu.
    »Wann bist du nur auf die Idee verfallen, dir soll hier irgendetwas Spaß machen?«, entgegnete die Elfe ruhig. »Du bist aus einem Grund hier, der viel mehr zählt als dein persönliches Vergnügen. Vergiss das niemals.«
    Aydrian wollte etwas erwidern, doch Dasslerond schnitt ihm mit erhobener Hand das Wort ab.
    »Ich habe dich vor die Wahl gestellt«, sagte sie. »In klaren Worten und ohne jeden Verhandlungsspielraum. Entscheide dich. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    Wieder machte er Anstalten, etwas zu erwidern, doch bevor er überhaupt dazu kam, machte Lady Dasslerond auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen.
    »Ich bin doch keine Marionette!«, rief Aydrian ihr nach und musste gegen seine Tränen ankämpfen, gegen das überwältigende Gefühl von Verzweiflung und Einsamkeit, das er im Grunde immer noch nicht recht begriffen hatte. Brynn Dharielles Abreise, des einzigen anderen Menschen in Andur’Blough Inninness und die einzige Person, für die Aydrian Wyndon jemals so etwas wie Freundschaft empfunden hatte, hatte ihn zutiefst verletzt und so einsam gemacht wie nie zuvor, und er hatte nur noch wenig Hoffnung, dass dieser Verlust jemals wieder wettgemacht werden könnte.
    Aber so gerne er Lady Dasslerond auch angeschrien und sich ihr widersetzt hatte, was ihn jenseits des geschützten Tales von Andur’Blough Inninness erwartete, ängstigte Aydrian weit mehr. Hier war sein Zuhause, das einzige, das er je gekannt hatte. Die Geschichten, die man ihm von der weiten Welt draußen erzählt hatte, hatten alles andere als verlockend geklungen; es waren albtraumhafte Geschichten von Krieg und Streit, von einer grausamen und verheerenden Epidemie gewesen.
    Hektisch holte er ein paar Mal tief Luft, murmelte leise ein paar Flüche und zwängte sich hinein in das Loch, bis er in eine kleine Erdhöhle mit einer Wurzel als Bank auf der einen Seite gelangte, mit einer einzelnen brennenden Kerze davor und einem Spiegel genau gegenüber. Aydrian hielt inne und sog den schweren Geruch der mit Duftstoffen, mit Flieder und einer Vielzahl anderer Düfte des bewaldeten Tales, versetzten Kerze ein. Sofort beruhigten sich seine Nerven, seine Muskeln entspannten sich, und obwohl es ihn eigentlich kaum interessierte, vermutete er, dass bei der Kerze ein wenig Elfenzauber im Spiel war, ein wenig Duftmagie, mit der man seine ungestüme Natur ein wenig zügeln wollte.
    Achselzuckend ließ der junge Mann sich auf der Wurzel nieder und schaute in den Spiegel. Nachdem er ihn eine ganze Weile betrachtet hatte, blies er die Kerze aus.
    Anfangs sah er überhaupt nichts; als seine Augen sich dann aber an die Dunkelheit gewöhnt hatten, zeichnete sich der

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