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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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nachzugehen.
    De’Unnero bemerkte die Bewegung erst gar nicht, als er die Pergamentrollen an sich nahm und sich zu Micklins Dorf umdrehte. Dann sah er, wie sich mehrere Gestalten zwischen den Hütten bewegten, und war froh, dass er nicht alle getötet hatte, auch wenn es jetzt noch mehr Zeugen gab, die Geschichten über den riesigen Tigermenschen verbreiten würden, der das Grenzland des Bärenreiches schon seit Jahren unsicher machte.
    Ein Ruf, der De’Unnero nicht unbedingt mit Stolz erfüllte.
    Sich mit einem resignierten Seufzer eingestehend, dass die Welt vermutlich nicht groß genug für ihn war, machte er sich erschöpft wieder einmal auf den Weg; was machte es schon für einen Unterschied, ob er sich für diese oder jene Straße oder auch für überhaupt keine Straße entschied? Wohin mochte ihn sein Weg diesmal führen? Auf wie viele entlegene Dörfer würde er noch stoßen?
    Konnte er sich guten Gewissens einfach wieder unter die Menschen wagen? Diese Frage würde er sich stellen müssen. Diesmal hatte er geglaubt, der Wertiger sei besiegt und endgültig unter Kontrolle. Obwohl es außerordentlicher Ereignisse bedurft hatte, die Bestie erneut hervorzulocken, wusste er, dass Ähnliches immer wieder passieren konnte. Schlimmer noch, der Tiger war trotz aller Disziplin und Entschlossenheit hervorgebrochen und würde sich nicht ohne weiteres wieder in die Schranken weisen lassen.
    Fürs Erste jedoch war der Hunger des Wertigers gestillt, wenn auch nur vorübergehend. Und das war, musste De’Unnero sich eingestehen, auch der einzige Grund, weshalb er sich nicht wieder in die reißende Bestie verwandelte und Hals über Kopf ein weiteres Mal in Micklins Dorf einfiel, um sein einmal begonnenes Werk zu vollenden. Denn die riesige und fürchterliche Katze lauerte noch immer ganz dicht unter der Oberfläche, bereit, sich jederzeit wieder gewaltsam zu befreien und De’Unneros Feinde mit Unheil und Vernichtung zu überziehen.
    »Wenn es wenigstens so wäre«, machte De’Unnero seiner Verzweiflung Luft, denn der Wertiger trat keineswegs nur in Erscheinung, um seine Feinde zu vernichten; vielmehr zeigte er sich, um ganz nach Belieben und wahllos zu töten.
    Die Männer dort unten in Micklins Dorf – nicht einmal dieser Rohling Micklin – hatten es nicht verdient, dem Zorn des Wertigers ausgesetzt zu werden. Möglicherweise hatte Micklin einen Dämpfer verdient; vielleicht hätte De’Unnero gut daran getan, dem Mann seine herkömmlichen Kampftechniken vorzuführen, ihm ordentlich eins zu verpassen, ihn zu Boden zu werfen und vor allen anderen zu demütigen. Aber genau da lag das Problem, erkannte der ehemalige Mönch. Er durfte nicht einmal mit dem Gedanken spielen, auf diese Weise seine Enttäuschungen abzureagieren, denn damit würde er dem stets auf der Lauer liegenden Tiger Tür und Tor öffnen – aber auch ohne diese Erlösung öffnete ihm De’Unneros stetig wachsende Verzweiflung alle Pforten.
    Damit befand er sich in einer ebenso unhaltbaren wie ausweglosen Situation, und ihm wurde in aller Schärfe bewusst, dass er jedes Dorf, in das er kam, allein durch seine Anwesenheit in tödliche Gefahr brachte.
    Das konnte er nicht tun. Nicht jetzt, wo er wusste, wie es in Wahrheit um den Kampf in seinem Innern stand, und er es sich auch eingestehen konnte.
    Die Bestie war stärker als der Mensch.
    Ein Dasein in Abgeschiedenheit, das Leben eines Einsiedlers vor Augen, ließ De’Unnero Micklins Dorf hinter sich, ging nach Westen statt nach Osten und entfernte sich immer weiter von den zivilisierten Regionen des Bärenreiches.
    Tagelang war Marcalo De’Unnero unterwegs; sich zu ernähren fiel ihm nicht weiter schwer, denn er unternahm erst gar nicht den Versuch, sich gegen die Triebe des Wertigers zu sperren. Bekam er Hunger, brauchte er der großen Katze nur freien Lauf zu lassen, und kurz darauf hatte er sich mühelos etwas zu fressen beschafft.
    Er wusste nicht, wie viele Meilen er zurückgelegt hatte oder wie viele Tage verstrichen waren, als er eines späten Nachmittags einen hoch gelegenen Hügelkamm entlang wandernd die Klänge eines Saiteninstruments im Herbstwind vorüberwehen hörte.
    Schließlich fiel eine Stimme in die Melodie ein, eine Stimme, die Marcalo De’Unnero sofort wiedererkannte.
    Getrieben sowohl vom Bedürfnis nach Unterhaltung als auch vom Hunger nach Rache, rannte er den Hügelkamm entlang und versuchte festzustellen, aus welcher Richtung die Melodie gekommen war.
    Er spielte schon mit dem

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