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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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betrunkene Mann immer wütender wurde, konnte sehen, wie Micklin am ganzen Körper zu zittern begann, als sein Zorn sich dem Augenblick der Entladung näherte.
    »Also gut, dann eben vier!«, brüllte Micklin. »Habt ihr das alle mitbekommen? Hier spricht unser Held!«
    »Jetzt lass ihn schon in Ruhe, Micklin«, rief einer aus dem Hintergrund. »Was er getan hat, war doch gut für uns alle.«
    »Aber zeigen muss er es uns!«, fuhr Micklin ihn an. »Wir wollen alle so gut kämpfen lernen wie Bertram Dale!« Mit diesen Worten packte der Kerl De’Unnero bei den Schultern und zerrte ihn weg von der Wand – oder setzte zumindest dazu an, denn kaum hatte er ihn gepackt, zog Micklin seine Hände auch schon wieder zurück und schlug sie sich vor das Gesicht.
    Vor das, was davon noch übrig war.
    Marcalo De’Unnero hatte selbst kaum etwas mitbekommen; er starrte auf seine rechte Hand, auf seine Tigerpranke, an deren langen Krallen ein ziemlich großer Fetzen von Micklins Gesicht baumelte.
    Urplötzlich war sämtlicher Lärm im Raum verstummt; alle Augen richteten sich auf das Spektakel, und alle Anwesenden starrten fassungslos mit offenem Mund.
    Jetzt endlich begriff De’Unnero, was mit ihm geschah, was ihn hemmungslos und ohne die geringste Chance, sich dagegen zu wehren, mit aller Macht zu überwältigen drohte. Der Alkohol und die Drohungen hatten sein Aufnahmevermögen überfordert, waren viel zu verlockend für den Wertiger, als dass dieser dem Drängen auch nur ansatzweise hätte widerstehen können. Und auch De’Unnero wusste das; er begriff, was jeden Augenblick wieder einmal mit ihm geschehen würde. Er versuchte noch, den anderen Jägern zuzurufen, sie sollten Reißaus nehmen und sich in ihren stabilsten Hütten verbarrikadieren, zu den Waffen greifen und ihn kurzerhand erschlagen. Das alles wollte er ihnen noch zurufen, doch aus seinem Mund kam nichts als ein tiefes, katzenhaftes Knurren.
    Und dann setzten die Schmerzen und die Krämpfe ein, als sein Körper sich zu verwandeln begann. Er hörte sie noch rufen, hörte, wie sie sich erkundigten, was denn nicht stimme, und wie sie ihn anflehten, er solle endlich antworten. Er hörte, wie andere ihre Gefährten anschrien, sie sollten sich um Micklin kümmern, der sich wie von Sinnen auf dem Boden wand.
    Wenige Augenblicke später allerdings achtete keiner der Anwesenden mehr auf den armen Micklin. Sämtliche Augenpaare waren auf das Schauspiel des Bertram Dale gerichtet, auf den gewaltigen Tiger, in den er sich verwandelt hatte. Für ein paar Augenblicke, die den völlig entgeisterten Männern wie Minuten vorkamen, schien der Raum in völliger Regungslosigkeit zu verharren, es war der Moment der angespannten Stille, bevor das mächtige Raubtier zum Sprung ansetzte. Und dann brach die Hölle los; der Tiger sprang, schlug um sich, Blut spritzte an die Wände, man hörte Schreie und sah vergeblich um sich schlagende Glieder.
    Mehrere Männer schafften es noch, aus dem Schankraum zu fliehen, doch der Wertiger war ihnen augenblicklich auf den Fersen, hetzte sie über das Gelände, riss sie einen nach dem anderen zu Boden und zerfleischte sie entweder gleich oder zertrümmerte ihnen mit einem gezielten Biss die Kehle, um gleich darauf weiterzurasen und sie ersticken zu lassen. Zwei schafften es noch bis zu ihren Waffen, doch selbst so bewaffnet und mit Unterstützung einer weiteren Gruppe von drei Männern waren die Jäger der Raserei des Wertigers nicht gewachsen.
     
    Einige Zeit später kam Marcalo De’Unnero ein gutes Stück von Micklins Dorf im Wald wieder zu sich. An viele Einzelheiten und die entsetzlichen Geräusche vermochte er sich noch zu erinnern, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie viele der fünfzehn Dorfbewohner er getötet hatte.
    Am ganzen Körper zerschunden, im Kopf ein Wummern von der Sauferei des letzten Abends – welch eine Dummheit, ihn heimlich unter Alkohol zu setzen! – kam De’Unnero schwerfällig wieder auf die Beine und machte sich auf den Weg zurück ins Dorf. An einer verborgenen Stelle unweit der Hütten hatte er, aus Angst vor genau einem solchen Zwischenfall, ein geheimes Vorratslager mit persönlichen Dingen vergraben. Dort bewahrte er Kleidungsstücke, einen Wasserschlauch, ein kleines Messer und, am allerwichtigsten, ein Bündel Pergamentrollen auf, die er in St. Mere-Abelle hatte mitgehen lassen, als man ihn vor zehn Jahren fortgeschickt hatte, um Berichten über die Rotflecken-Pest in den Südlanden

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