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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Gedanken, den Wertiger herauszulassen, da die große Katze sicher kaum Mühe haben würde, die Bardin aufzuspüren, verwarf den Gedanken aber augenblicklich wieder, denn seine Bedürfnisse an diesem Tag waren ganz anderer Art – er brauchte einfach Gesellschaft.
    Die Sonne sank im Westen bereits hinter den Horizont, als das Lied kurz abbrach, um gleich darauf wieder einzusetzen. Als De’Unnero abermals versuchte, die Richtung zu orten, stieß er auf den entscheidenden Hinweis: Er erblickte den Schein eines Lagerfeuers.
    Er unternahm gar nicht erst den Versuch sich anzuschleichen, sondern rannte los, so schnell er konnte. Kurz darauf hatte er Sadyes Lagerplatz erreicht, wo er sofort bis ans Feuer trat und gegenüber der völlig verdutzten Frau stehen blieb.
    Sie sprang auf, zog ihre Laute schützend vor den Körper und sah sich, einen angsterfüllten Ausdruck im Gesicht, nervös nach allen Seiten um. De’Unnero hatte erwartet, sie würde zu fliehen versuchen, aber dann, fast so, als wollte sie sich ins Unvermeidliche fügen, entspannte sich plötzlich ihr Körper, und sie brachte sogar ein hilfloses Lachen zustande.
    »Ich hätte Euch niemals für so hartnäckig gehalten, mich bis hierhin zu verfolgen«, sagte sie.
    »Das hat weder etwas mit Hartnäckigkeit noch mit Verfolgen zu tun«, erwiderte De’Unnero wahrheitsgemäß. »Ich bin ganz zufällig auf Euch gestoßen. Es war einfach Glück.«
    »Für die Bardin Sadye wohl eher ein Unglück«, entgegnete sie.
    De’Unnero zuckte nur mit den Achseln.
    »Ich war gerade dabei, ein neues Lied zu komponieren«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Ich werde es >Die Ode von De’Unnero< nennen.«
    De’Unnero machte ein verwirrtes Gesicht und sah sie durchdringend an.
    »Aber selbstverständlich seid Ihr es«, sagte sie lachend. »Schon Eure Bewegungen verraten den Abellikaner-Mönch – den ehemaligen Abellikaner-Mönch.«
    »Es gibt jede Menge ehemaliger Abellikaner-Mönche«, erwiderte De’Unnero.
    »Aber wie vielen von ihnen eilt der Ruf voraus, sie könnten sich in einen Tiger verwandeln?«, fragte die Frau, und ihr Lächeln war echt, denn ganz offenkundig hatte sie zwei und zwei zusammengezählt.
    De’Unneros Augen verengten sich zu bedrohlich schmalen Schlitzen.
    »Die Gerüchte von Baron Rochefort Bildeboroughs Ableben?«, fragte Sadye. »Gerüchte, die mit Bischof Marcalo De’Unnero in Verbindung gebracht werden.«
    »Ihr maßt Euch an, eine Menge zu wissen.«
    »Das ist schließlich mein Geschäft, oder etwa nicht?«, erwiderte Sadye. »Ich sammle Geschichten, schmücke sie aus und trage sie weiter – allerdings muss ich zugeben, dass die Geschichte von Marcalo De’Unnero kaum der Ausschmückung bedarf, wenn die Gerüchte stimmen.«
    »Sie stimmen«, bestätigte De’Unnero trocken. »Jedes Einzelne von ihnen.«
    »Dabei habt Ihr noch gar nicht jedes Einzelne gehört«, gab Sadye zu bedenken.
    »Aber ich weiß, es gibt so viele wahre Geschichten, dass Lügen überflüssig sind«, bekannte er.
    »Dann seid Ihr also tatsächlich Marcalo De’Unnero, der allen Bestrebungen der Witwe Wyndon zum Trotz noch lebt?«
    »Zur Witwe ist sie durch mich geworden«, erwiderte De’Unnero, und als Sadye daraufhin erstaunt die Brauen hochzog, fügte er hinzu: »Es stimmt, es war tatsächlich Marcalo De’Unnero, der Nachtvogel erschlagen hat – verflucht sei sein Name.«
    Sadye schüttelte langsam den Kopf; es fiel ihr schwer, die Nachricht zu verdauen, und sein Eingeständnis schien sie zu lähmen. »Aber warum solltet Ihr mir erzählen –«, begann sie.
    »Warum nicht?«, fiel De’Unnero ihr ins Wort. »All die Jahre musste ich meine Identität und meine Vorgeschichte verheimlichen. Was habe ich schon zu verlieren, wenn ich sie Euch verrate?«
    »Ihr wollt mich also töten?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Könnt Ihr mir, nach allem, was mir Eure Räuberbande angetan hat, vielleicht einen Grund nennen, warum nicht?«
    Sie zögerte und zuckte schließlich mit den Achseln. »Weil Ihr ohne mich allein wärt«, antwortete sie schlicht.
    »Nun, ich werde wahrscheinlich ohnehin bald alleine sein«, entgegnete er. »Ihr habt die Bestie ja gesehen, die in mir steckt.«
    Wieder entstand eine nachdenkliche Pause. »Dann stimmt die Geschichte über Euren letzten Kampf mit Jilseponie also«, sagte Sadye. »Es heißt, sie habe den Tiger aus Euch herausgelockt, um allen Bewohnern von Palmaris sowie Baron Tetrafel und seinen Soldaten die Wahrheit über Euch vor

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