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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Reden mit den Armen fuchtelnd, deutete er fort vom Tal der Elfen, ohne aber, wie er merkte, irgendeine bestimmte Richtung anzugeben. Denn in Wahrheit kam sich Aydrian all seiner gespielten Tapferkeit zum Trotz in diesem Augenblick ganz wie ein verlorener kleiner Junge vor. »Und den Spiegel behalte ich auch!«, schloss er in einem Anfall blanken Trotzes.
    »Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, versprach Lady Dasslerond. Dann drang sie tatsächlich erneut in ihren Smaragd ein, verwarf und komprimierte die Landschaft hinter sich und ließ sich von der Umkehrung forttragen, weit weg von Aydrian Wyndon.
    Aydrian stand vor Wut und Angst zitternd da, und als er sich kurz darauf in der großen weiten Welt umsah, in die er soeben eingetreten war, erschien sie ihm plötzlich sehr viel größer und weiter, als er es sich je vorgestellt hatte.
    »Wo soll ich nur hin?«, fragte er laut, doch diesmal gab es keine Stimme in seinem Kopf, die ihm geantwortet hätte.
    Er fror und fühlte sich einsam, denn sein vertrautes Leben war soeben schlagartig zu Ende gegangen.
    Dabei begriff er die Wirklichkeit des Lebens, in das er soeben eingetreten war, nicht einmal ansatzweise.
     
    Zurück in Andur’Blough Inninness, stand Lady Dasslerond neben jener kleinen Gruppe, die noch immer dabei war, sich um Briesendel zu kümmern. Glücklicherweise würde sie überleben, aber auf die Schönheit ihrer Elfenflügel würde sie für alle Zeit verzichten müssen.
    Im Augenblick hatte Dasslerond keinen rechten Blick für das Elend ihrer jüngeren Freundin.
    Sie war viel zu sehr mit der Flucht von Aydrian Wyndon beschäftigt. Wieder spürte sie seine Kraft in ihrer ganzen Schärfe, die gewaltiger und irregeleiteter war als alles, was sie, die mit dem Geflügelten gekämpft hatte, kannte.
    Ein Schauer kroch ihren Elfenrücken hinauf, sobald sie über die Rolle nachdachte, die sie bei der Erschaffung dieses Ungetüms gespielt hatte, dieses prächtigen und wahrlich Furcht erregenden Kriegers.

Teil Zwei
    Ein Sohn auf dem Weg nach oben
     
    Sie haben mir beigebracht, besser zu kämpfen als jeder andere. Sie haben mir beigebracht, die Welt mit philosophischen und spirituellen Augen zu sehen, Fragen zu stellen und zu lernen. Sie haben mir beigebracht, die schlichte Schönheit der Dinge zu würdigen, und dass alle Aspekte der Natur einander ergänzen. Sie haben mir viele wichtige Gaben mitgegeben; das alles kann ich nicht bestreiten.
    Und doch hasse ich sie von ganzem Herzen. Könnte ich morgen eine Armee aufstellen, ich würde gegen Andur’Blough Inninness marschieren und das Tal dem Erdboden gleichmachen. Ich würde dafür sorgen, dass Lady Dasslerond mitsamt ihrer überheblichen Sippe ins Gras beißt.
    In Wahrheit aber macht mir das Ausmaß meines Zorns auf sie Angst.
    Ich erinnere mich noch gut, wie ich Belli’mar Juraviel und To’el Dallia einmal über ihre jeweiligen Schützlinge reden hörte. Belli’mar erläuterte gerade die neueste Prüfung, die sie sich für Brynn Dharielle ausgedacht hatten, eine Spurensuche; er erklärte, er und Dasslerond hätten eine Reihe von Tests mit steigendem Schwierigkeitsgrad erdacht, bis hin zu einem Belastungsniveau, an dem sie ganz einfach scheitern müsse. Erst dann könnten sie ihre Möglichkeiten korrekt beurteilen, und sie würde begreifen, wo ihre Grenzen lägen.
    Für mich klang das nur logisch, denn noch unerfahren in meiner Macht über die Steine hatte ich eins bereits begriffen: Das Wichtigste für einen Krieger, das, was ihn am Leben erhält, ist seine Fähigkeit, seine Grenzen richtig einzuschätzen, und seine Klugheit, diese Grenzen niemals zu überschreiten. Wenn sich ein Krieger zum Kampf entscheidet, darf ihm kein Fehler unterlaufen, denn sonst ist er bald ein toter Krieger. In diesem Augenblick wusste ich die Touel’alfar und ihre Praktiken zu schätzen – weil sie aufrichtig und ehrlich zu uns waren und weil sie so hohe Erwartungen an uns stellten. Sie würden uns auf jenes Niveau führen, auf dem wir uns selbstbewusst und ohne jeden Selbstzweifel mit dem Titel eines Hüters schmücken konnten.
    Oder zumindest würde Erynn dies können.
    Denn anschließend hatte To’el, meine Lehrerin, Belli’mar Juraviel den Werdegang erläutert, den Lady Dasslerond für mich entworfen hatte, eine streng geregelte Abfolge von Prüfungen, gepaart mit der Erwartung, nein, der Forderung, ich dürfe bei keiner der Herausforderungen versagen. Ich könne gar nicht versagen, erklärte To’el, denn

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