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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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seinem Alter knieten am Ufer eines kleinen Baches und schlugen Wäschestücke auf den Felsen aus. Dabei unterhielten sie sich – wie gut es tat, menschliche Stimmen zu hören, nicht den eintönigen Singsang der hohen Elfenstimmen, sondern richtige Menschenstimmen. Auch wenn er von dem, was sie sagten, kaum ein Wort verstand, fühlte Aydrian sich hier heimischer als während der vielen Jahre in dem fremden Land Andur’Blough Inninness. Denn eins war ihm jetzt klar, als er dort hockte und die Menschen betrachtete: Das Land der Elfen war ihm fremd und würde es – zumindest gefühlsmäßig – immer bleiben. Um sich in Andur’Blough Inninness wirklich heimisch zu fühlen, das hatte Aydrian mittlerweile begriffen, musste man sich die elfische Weltsicht zu eigen machen, und das war für jemanden wie ihn, dessen Lebenserwartung nur ein Zehntel der der Elfen betrug, unerreichbar.
    Und nun saß er hier irgendwo weit östlich des Elfentals und drückte sich um eine kleine Gemeinde aus Bauernhöfen und kleinen Geschäften herum. Ihm war bekannt, dass es auch Jäger in der Ortschaft gab, denn er hatte sie bei mehreren Abstechern in den nahen Wald beschattet. Wie tölpelhaft kamen sie ihm vor, und wie laut! Wenn er sie die Pfade entlangstapfen und damit mehr Wild verscheuchen sah, als sie jemals hätten nach Hause tragen können, konnte Aydrian Lady Dassleronds Verachtung für die Menschen fast verstehen.
    Ansonsten aber machte es dem jungen Mann ziemlich viel Spaß, diesen ungeschickten Jägern bei der Arbeit zuzusehen, denn ihre Unbeholfenheit stimmte ihn nur umso zuversichtlicher, sich hier einen Namen machen zu können, so wie dies Brynn in den südlichen Königreichen To-gai und Behren ganz bestimmt gelingen würde.
    Er war an diesem Morgen in der Hoffnung hergekommen, den ersten Kontakt zu diesen Menschen herzustellen; mit Elene, der ältesten der Frauen, und vielleicht auch mit Kazik, dem jungen Burschen, denn die beiden waren jeden Tag hier draußen. Leider war an diesem Morgen auch Danye mit ihrer an einen Raubvogel erinnernden Hakennase und ihrem unausstehlichen Wesen mitgekommen. Ein paar Mal schon hatte er sie hier gesehen, und nicht ein einziges Mal war ihr auch nur der Anflug eines Lächelns über die Lippen gekommen, und nicht einmal hatte es länger als eine Viertelstunde gedauert, bis sie Kazik angeschrien hatte.
    Aydrian hockte da und beobachtete, denn er verspürte wenig Lust, Danye zu nahe zu kommen. Kurz darauf, gerade wollte er aufgeben und in den Wald zurückschlendern, im Grunde ziemlich froh darüber, dass ihm die Umstände noch einmal Aufschub gewährten, verabschiedete sich die Alte völlig unerwartet und ließ Elene und Kazik allein am Bach zurück.
    Damit hatte Aydrian keine Ausrede mehr, es noch länger hinauszuzögern. Nervös wie nie zuvor in seinem jungen Leben atmete er einmal tief durch, erhob sich, trat, bevor er es sich anders überlegen konnte, unter den Bäumen hervor und schlenderte die Böschung hinunter.
    »Hallo!«, begrüßte ihn Kazik, der ihn als Erster sah. Und dann, so als dämmerte dem jungen Burschen plötzlich, dass Aydrian niemand aus dem Dorf war, niemand den er kannte, nahm sein Gesicht einen neugierig fragenden Ausdruck an, und er tippte, ohne Aydrian aus den Augen zu lassen, der neben ihm stehende Elene gegen die Schulter. »Mum«, sagte er. »Das solltest du dir mal ansehen.«
    Aufgrund seiner begrenzten Sprachkenntnisse und des starken Dialekts hatte Aydrian Mühe, die Worte zu verstehen. Trotzdem ging er unbeirrt weiter, langsam und ohne irgendwelche Bewegungen, die man als bedrohlich hätte auslegen können.
    »Wer bist du?«, rief Kazik ihm entgegen und nahm, als Aydrian sich dem gegenüberliegenden Bachufer näherte, eine abwehrende Körperhaltung ein. Er sah sich um und entdeckte einen schweren Stock, den er in die Hand nahm. »Was willst du hier?«, fuhr er ihn herrisch an.
    Aydrians verdutzte Miene war nicht gespielt. Abwehrend hob er die Hände. »Aydrian«, sagte er. » Ni tul … Ich heiße Aydrian.« Um ein Haar wäre ihm auch noch sein Familienname herausgerutscht, aber als ihm dämmerte, dass man den Namen, wenn sein Vater auch nur annähernd so bedeutend war, wie die Touel’alfar hatten durchblicken lassen, wohl wiedererkennen würde, konnte er sich gerade noch zurückhalten. Denn das wollte er nicht – ohne recht zu wissen, warum.
    Nach einigen verlegenen Augenblicken stellte sich Elene vor Kazik und sagte: »Ach was, das ist doch kein Bandit, der

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