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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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nicht. Wer bist du, Junge, und was führt dich den weiten Weg hierher?«
    Viele Worte drangen nicht bis zu Aydrian durch, was er jedoch verstand, waren der ruhige Tonfall und der sympathische Unterton in ihrer Stimme. »Ich bin Aydrian«, wiederholte er, schon ein wenig sicherer.
    »Und woher kommst du?«, wollte sie nach einer langen Pause wissen.
    Lächelnd blickte Aydrian über seine Schulter in die entgegengesetzte Richtung des Sonnenaufgangs, dann richtete er seinen Blick wieder auf Elene.
    »Von Westen?«, fragte sie ungläubig. »Da draußen im Westen gibt es doch nichts, bloß ein paar Jägersiedlungen …«
    »Er ist doch ein Bandit«, tuschelte Kazik; aber Aydrian bekam es mit, und obwohl er nicht recht wusste, was das Wort bedeutete, konnte er sich unschwer ausrechnen, dass es nichts Gutes verhieß.
    »Dann ist er ein verdammt ungeschickter«, erwiderte Elene lachend, wandte sich wieder Aydrian zu und winkte ihn zu sich. »Komm her, Junge«, sagte sie.
    Aydrian durchquerte den Bach und ging zu ihr. Kazik bedachte ihn stumm und herausfordernd mit einem unnachgiebigen Blick, Aydrian dagegen, der sich so sehr nach Gesellschaft sehnte, war klug genug, den Blick nicht zu erwidern. Täte er es, ließe er sich auf irgendeine Auseinandersetzung mit Kazik ein, so seine Überlegung, konnte diese schnell ausufern, und nach einem Kampf dürfte es schwierig werden, noch mit offenen Armen im Ort aufgenommen zu werden – vor allem wenn Kaziks Eltern um ihren Sohn trauerten.
    »Wo ist deine Familie?«, erkundigte sich Elene ruhig und hakte sich bei ihm ein.
    »Tot«, antwortete Aydrian. »Sie leben nicht mehr.«
    »Und wo hast du dann gewohnt?«, hakte die Frau nach.
    Aydrian drehte sich zum Wald um und antwortete: »Bäume.«
    »Ein großer Redner ist er nicht gerade, was?«, warf Kazik ein.
    »Ich glaube, er versteht nicht, was wir sagen«, meinte Elene. Sie wandte sich wieder Aydrian zu. »Gut, was immer du auf dem Herzen hast, Junge, du kommst jetzt erst einmal mit mir. Ich kann dir wenigstens eine ordentliche Mahlzeit und ein warmes Bett geben.« Sie schob ihn auf den Pfad, der zurück ins Dorf führte, und sagte ihm, er solle schon vorausgehen; sie selbst dagegen blieb mit Kazik noch einen Augenblick zurück.
    »Er ist ein Bandit«, wiederholte der Junge.
    »Wenn ja, dann ist es besser für uns, wenn wir ihn erst einmal im Auge behalten«, erwiderte Elene.
    Aydrian konnte jedes Wort hören und verstand die meisten auch. Trotzdem lächelte er bloß und fühlte sich ganz so, als hätte er soeben ein Zuhause gefunden.
    Die Reaktion der übrigen Dorfbewohner reichte von besorgt bis herzlich, und nur eine, Danye, bestand darauf, dass der seltsame junge Bursche sofort aus dem Dorf gewiesen wurde. Sein plötzliches, unerwartetes und nach wie vor ungeklärtes Auftauchen erregte natürlich einiges Aufsehen, und noch am selben Tag saß Aydrian bereits mit den Anführern des Dorfes, alles harte Männer und Frauen, an einem Tisch. Den ganzen Nachmittag über bis weit in den Abend nahmen sie ihn ins Kreuzverhör, und wann immer er eine Frage nicht verstand, formulierten sie diese mehrfach um, bis sie eine Antwort erhielten. Am meisten interessierte es sie, woher er denn nun gekommen sei, und als er darauf mit Tolwen antwortete, dem Elfenwort für »Westen«, sahen sie einander mit verwirrten Mienen an.
    »Tolwen, na klar, Tolwen«, rief plötzlich ein Mann. »Eine Jägersiedlung. Klar, von Tolwen hab ich schon gehört.«
    Aydrian sah den Mann fragend an, machte aber keine Anstalten, ihn zu korrigieren.
    Als die Gruppe daraufhin untereinander zu sprechen begann, lehnte Aydrian sich zurück und verabschiedete sich gedanklich aus der Unterhaltung. Er war sich darüber im Klaren, dass er zuallererst die Sprache besser lernen musste, und er hatte auch schon eine Idee, wie er das anstellen würde.
    Sie brachten ihn in einer kleinen Kammer über dem Schankraum des Dorfes unter, dem einzigen Gebäude der kleinen Gemeinde, das zwei Stockwerke hatte. Darüber hinaus besaß es, wie Aydrian rasch herausfand, als er Rumpar, dem Schankwirt, folgte, um sich sein Abendessen abzuholen, einen kleinen Keller, in dem die Lebensmittel frisch gehalten wurden.
    Noch vor dem Morgengrauen war Aydrian wieder bei dem Keller, stützte die außen liegende Falltür ab und krabbelte hinunter in die muffige Kammer. Mit Hilfe eines seiner magischen Steine, eines Diamanten, erzeugte er einen schwachen Lichtschein, aber als er seinen Platz eingenommen und seinen

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