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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Spiegel im Regal an der gegenüberliegenden Wand aufgestellt hatte, löschte er das magische Schimmern sofort wieder, um seine Augen an das frühmorgendliche Licht zu gewöhnen.
    Und tatsächlich, die schattenhafte Gestalt im Spiegel erwartete ihn bereits und schien sofort zu wissen, was er brauchte. Als Aydrian dann, kurz nachdem die Sonne über dem östlichen Horizont aufgegangen war, wieder aus dem Keller hervorkletterte, fühlte er sich, was sein Verständnis sowohl der Sprache als auch des Dialekts der Bewohner von Festertool anbetraf, schon sehr viel sicherer.
    Den Tag verbrachte er in Gesellschaft einiger Anführer des Dorfes, die ihn wiederholt nach seiner Herkunft, dieser geheimnisvollen Ortschaft Tolwen und nach dem Verbleib seiner Familie ausfragten.
    Die ganze Zeit über gab sich Aydrian vage und manchmal geradezu geheimnisvoll und machte sich ihre unfreiwilligen Hinweise zunutze. Als er nach einer Weile fürchtete, ihm könnte wegen seiner immer größer werdenden Müdigkeit ein Fehler unterlaufen, kam ihm eine Idee. Er griff in seine Tasche und tastete nach dem kühlen, glatten Hämatit, dem Seelenstein. Fast augenblicklich gelang es ihm, die magische Verbindung herzustellen, woraufhin er mit seinen Gedanken in den Verstand einer der Oberen des Dorfes eindrang, einer Frau, die normalerweise die Jagdtrupps aus dem Dorf anführte. In ihren Gedanken angekommen, lauschte Aydrian aufmerksam. Sie war überzeugt, dass er aus einer Ortschaft namens Tolwen stammte, und hatte nicht die geringste Ahnung, dass Tolwen nichts anderes war als das Elfenwort für Westen. Des weiteren hatte die Frau eine Vorstellung der Ortschaft Tolwen in ihrem Kopf, ein Bild, das Aydrian sich mühelos zu eigen machte, um es gleich darauf seinen Befragern zu präsentieren. Amüsiert beobachtete er, wie die Frau nach jeder Einzelheit, die er zum Besten gab, bestätigend und zufrieden nickte.
    Aydrian bediente sich der Techniken des Gedankenlesens und des Informationsrückflusses und verließ den Raum an jenem Abend mit den besten Wünschen der Anführer Festertools. Er hatte seinen Test bestanden und wurde jetzt voll und ganz akzeptiert. Man brachte ihn bei Elene, einer Witwe, und Kazik unter, der, wie Aydrian herausfand, ihr einziges noch lebendes Kind war. Kazik wurde mit der Aufgabe betraut, dem Neuen seine Pflichten zu erklären – meist einfache Handarbeiten wie das Waschen der Wäsche im Bach und das Aufteilen des Feuerholzes auf die einzelnen Hütten des Dorfes. Kazik ging voller Eifer ans Werk, denn man hatte ihm versprochen, er dürfe, sobald Aydrian seine Aufgaben übernehmen konnte, wichtigere Arbeiten wie das Hüten der Tiere und das Fernhalten der Wölfe von den weiter außerhalb gelegenen Feldern übernehmen.
    Entschlossen sich einzugewöhnen und so viel wie möglich über diese Menschen und ihre Lebensweise in Erfahrung zu bringen, stürzte sich auch Aydrian begierig auf seine Arbeit. Jeden Abend und jeden Morgen bei Dämmerung suchte der junge Mann das Orakel auf, und jedes Mal erwartete ihn die schattenhafte Gestalt im Spiegel, um seine Kenntnisse auszuweiten. Innerhalb zweier Wochen beherrschte er die Sprache ebenso gut wie die Menschen, die sie von Kindesbeinen an gesprochen hatten; darüber hinaus hatte er gelernt, mit Hilfe seines Seelensteins die Gedanken seiner Gesprächspartner zu lesen, was ihm beim Verständnis dessen, was sie sagten, sehr zugute kam.
    Wiederum zwei Wochen später allerdings packte den jungen Aydrian eine innere Unruhe, und er begann sich zu langweilen.
    Er wusch Kleidungsstücke aus, er kochte und schleppte Holz herbei. Das waren im Großen und Ganzen die Arbeiten, mit denen er sich Essen und Unterkunft verdiente. Wollte er mehr, wollte er ein paar Münzen, um den oft durch Festertool ziehenden Karawanen etwas abzukaufen, musste er abends für Rumpar im Schankraum arbeiten. Dort fühlte Aydrian sich nicht nur am besten bezahlt, es war auch die Arbeit, die ihm am meisten zusagte. Denn mit dem Trinken begann man sich dort abends Geschichten zu erzählen. Im Schankraum erfuhr Aydrian nach und nach immer mehr über seine Herkunft, über die Gemeinschaft, der er sich gerade angeschlossen hatte, und über deren Vorgeschichte, die sie an diesen Ort geführt hatte.
    »Was ist, Junge, willst du etwa den ganzen Abend rumstehen und schwatzen?«, sagte Rumpar eines Abends, als Aydrian wie gebannt neben einem Tisch sich geräuschvoll unterhaltender Männer stand, von denen einer von seinen gefährlichen

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