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Schattenelf - 2 - Das Turnier

Schattenelf - 2 - Das Turnier

Titel: Schattenelf - 2 - Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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seinen Herausforderer, den muskelbepackten Chezhou-Lei-Krieger. Er sah die Entschlossenheit im Blick des Mannes; aus einigen alten Werken, die er an diesem Tag in der Bibliothek gelesen hatte, wusste er, dass die Chezhou-Lei diese Art des Wettstreits genauso ernst nahmen wie den echten Kampf. In jedem Kampf ging es um persönlichen Stolz und das Austesten der persönlichen Grenzen.
    Aydrian sah das ganz genauso.
    Abt Olin redete unaufhörlich weiter, sprach von den vielfältigen philosophischen Unterschieden innerhalb der Kulturen bezüglich Krieg und Kampftraining und der Rolle von Krieger und Kirche in der Gesellschaft. Hätte er genauer hingehört, Aydrian hätte ein paar wertvolle Erkenntnisse über die Enttäuschungen des alten Abts hinsichtlich des Abellikaner-Ordens gewinnen können, hätte sich ein klareres Bild machen können von den Vorstellungen, die der alte Olin verwirklicht sehen wollte. Denn anders als im Bärenreich waren die Yatol-Priester in Behren von Gott ausersehene Führer, die das Leben ihrer Untertanen bis ins Detail kontrollierten; sie waren wahre Hirten einer ihnen treu ergebenen Herde, während die Abellikaner ihre Macht mit dem weltlichen Thron teilen mussten.
    In diesem Moment jedoch verschwendete Aydrian keinen Gedanken auf diese Dinge, er hörte nicht einmal, was Olin sagte, und das galt offensichtlich auch für den Chezhou-Lei-Krieger. Der muskelbepackte Hüne senkte den Kopf, um seinem jungen Gegner seinen Respekt zu bezeugen; dabei bemerkte Aydrian eine Narbe, die sich quer durch das dichte Gestrüpp seiner schwarzen, krausen Haare zog.
    Der Mann war zweifelsohne kampferprobt.
    Aydrian nahm eine ähnliche Körperhaltung ein und nickte respektvoll. Er wartete auf ein Zeichen – er nahm an, von Olin –, dass der Kampf beginnen solle, aber offenbar war sein Nicken das Signal, auf das sein Gegner gewartet hatte.
    Der Chezhou-Lei stürzte sich voller Ingrimm auf ihn, sein prachtvolles Schwert vor dem Körper von einer Hand in die andere wechselnd und im Kreis herumwirbelnd, so dass die Klinge vor ihm eine liegende Acht zu beschreiben schien.
    Dieser allererste Ansturm, ein überfallartiger und brutaler Versuch, den Kampf zu beenden, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte, überraschte Aydrian in seiner Heftigkeit auf dem falschen Fuß und hätte ihn um ein Haar seinen Stolz und seine heile Haut gekostet. Erwartet hatte er irgendein Vorgeplänkel, eine wohl überlegte Attacke, gefolgt von einem ebensolchen Konter, damit jeder sich besser auf den Kampfstil des anderen einstellen konnte.
    Doch die Lehre der Chezhou-Lei verlangte, für Aydrian völlig fremd, einen Kampf nach Sekunden und nicht etwa Minuten zu beenden.
    So wäre es dann auch fast gekommen. Aydrian hatte es allein seinen blitzschnellen Reflexen zu verdanken, dass der Kampf damit noch nicht zu Ende war. Der junge Krieger wich aus und warf, der näher kommenden Klinge ein winziges Stück voraus, den Oberkörper von rechts nach links, dann plötzlich, mit einer Kombination aus zwei wild entschlossenen Paraden, die dem Angriff ein wenig von seiner Wucht nahmen, tauchte er ganz darunter hinweg.
    Nach dem nächsten Ausweichmanöver konnte er seine Füße endlich in einer einwandfreien Bilnelle-dasada-Stellung postieren, und sofort glitt er ohne erkennbare Bewegung des Oberkörpers blitzschnell zurück und nahm eine perfekt ausbalancierte Verteidigungshaltung ein.
    Der Chezhou-Lei setzte seine verwirrende Schwertarbeit fort, ließ seine Waffe dann hinter dem Rücken verschwinden, wechselte sie in die andere Hand und beendete das Manöver mit einem geraden Stoß nach vorn, der aber nur hätte funktionieren können, wenn Aydrian sich von dem Gefuchtel hinter seinem Rücken hätte beeindrucken lassen.
    Doch das war nicht der Fall. Bei den Elfen hatte er gelernt, Ablenkungsmanöver zu ignorieren und sich ausschließlich auf die Bewegungen zu konzentrieren, auf die es ankam. Also stieß er Sturmwind vor, als der stämmige Krieger sich mit gestrecktem Schwert nach vorne warf, und drückte dessen Klinge zur Seite.
    Und wieder retteten ihn seine überlegenen Reflexe; denn jetzt lernte er den Vorteil einer gekrümmten Klinge kennen, einer Klinge, die eine Parade allein dadurch abwehrte, dass sie sie mit einer leichten Drehung an sich abgleiten ließ.
    Aydrian riss sein Schwert augenblicklich vor den Körper, schlug sehr viel härter als sonst zur Seite aus, um die gekrümmte Klinge so weit wie möglich von seinem ungeschützten Körper

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