Schattenelf - 2 - Das Turnier
Gehilfen.
»Achte genau auf den Kampfstil des Herzogs«, raunte ihm Sadye zu.
Aydrian lachte nur und ging davon, so als interessiere ihn das nicht weiter. Außer Sichtweite ballte und entspannte er mehrmals seine rechte Hand; die brutale Wucht des letzten Zusammenstoßes hatte ihn schwerer am Gelenk verletzt, als er zuerst hatte wahrhaben wollen. Aydrian lenkte seine Gedanken in den in seine Rüstung eingelassenen Hämatit, und als er unmittelbar nach Kalas’ Sieg wieder auf den Kampfplatz trat, spürte er fast keine Schmerzen mehr.
»Zwei Anläufe«, rief Sadye ihm zu, während ein Helfer ihm abermals in den Sattel half. »Dabei hätte schon der erste den Gegner des Herzogs aus dem Sattel werfen müssen. Er war ziemlich gut.«
»Freut mich zu hören«, erwiderte Aydrian. »Es wäre doch ein Jammer, an einem solchen Tag des Triumphes nicht ein einziges Mal wirklich herausgefordert zu werden.«
Sein unerschütterliches Selbstvertrauen amüsierte Sadye, und getreu seiner eigenen Einschätzung trabte Aydrian hinaus auf den Turnierplatz und besiegte an diesem Tag den zweiten Ritter der Allhearts in Folge, indem er ihn bereits im ersten Anlauf aus dem Sattel warf und kurz darauf niederritt.
Somit waren nur noch zwei Kämpfer übrig.
»Ihr müsst Euch jetzt dem König präsentieren«, erklärte einer der Knappen. Als Aydrian sich daraufhin umdrehte, sah er, dass Herzog Kalas auf den Platz zurückgekehrt war und auf seinem kräftigen To-gai-Pony im Trab auf den Pavillon des Königs zuhielt.
Dort stieß Aydrian zu ihm; aber wie auch schon im Fall von Raubvogel würdigte er Kalas keines Blickes. Sein ganzes Augenmerk galt dem König und der Königin.
Danube erhob sich und setzte zu einer wortreichen Rede über diesen ruhmvollen Tag an, über die schwer erkämpften Siege und bitteren Niederlagen. Er beglückwünschte sämtliche Wettkämpfer und gab schließlich bekannt, dass diese beiden sich von allen als die stärksten erwiesen hätten.
Zuerst richtete er seinen Blick auf Herzog Kalas. »In wessen Namen reitet Ihr, Kämpe Herzog Kalas?«
»Ich bin ein Allheart!«, verkündete Kalas laut und vernehmlich. »Ich reite im Namen König Danubes! Für meinen König, mein Land und mein Leben!«
Die Menge jubelte.
»Und in wessen Namen reitet Ihr, Kämpe Tai’maqwilloq?«, fragte Danube, und bei der Nennung des Namens geriet die Menge völlig aus dem Häuschen.
Als die Zuschauer sich wieder beruhigt hatten, fügte Danube überraschend hinzu: »Ihr sagtet, Ihr seid gekommen, um Euch als würdig zu erweisen. Ich denke, das habt Ihr soeben getan.«
Wieder brach die Menge in Beifall aus, und diesmal mischte sich Gelächter unter den Jubel.
Aydrian wartete, bis er sich gelegt hatte. »Ich werde mich erst dann für würdig erklären, wenn ich einen würdigen Herausforderer gefunden habe«, verkündete Aydrian; und diese ebenso draufgängerische wie dreiste Bemerkung veranlasste die Menge zu wüstem Gejohle. »Bislang war dies noch nicht der Fall.«
Aydrian spürte, wie Kalas ihn mit Blicken durchbohrte.
»Ich reite nicht für Euch, König Danube!«, erklärte Aydrian unvermittelt mit einer Stimme, die über das gesamte Festgelände schallte. Danubes Augen weiteten sich, und ein erschrockenes Keuchen ging durch die Menge. Erstaunlich war nicht nur die Dreistigkeit einer solchen Erklärung ausgerechnet zur Geburtstagsfeier des Königs, sondern es war auch eine nicht geringe Verletzung der Etikette, dass Aydrian von »König Danube« sprach, statt ihn mit »mein König« anzureden.
»Ich werde ausschließlich im Namen Königin Jilseponies reiten!«, erklärte Aydrian, was abermals ein entsetztes Keuchen sowie ein wütendes Geknurre von Kalas zur Folge hatte; mehrere andere Adlige, die im königlichen Pavillon Platz genommen hatten, verzogen angewidert das Gesicht.
Allein König Danube schien von alldem nicht sonderlich beeindruckt. Er brach in schallendes Gelächter aus. »Sollte mein Kämpe den ihren tatsächlich niederstrecken, erwartet mich eine wahrlich höchst vergnügliche Nacht!«, rief er, was einen Heiterkeitsausbruch der Menge zur Folge hatte. »Und eine weitaus schlimmere voller Häme, sollte ihr junger Emporkömmling meinen Herzog besiegen!«
Und dann stimmten alle in das Gelächter mit ein, alle außer Herzog Kalas, der die Lippen in mühsam unterdrücktem Zorn zusammenpresste, alle außer Königin Jilseponie, die fassungslos dasaß, alle außer den übrigen Angehörigen des Adelsstandes, die Aydrian mit
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