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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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seid Ihr von allen Verpflichtungen gegenüber den Chezru entbunden. So ist es immer gewesen, und so muss es auch in Zukunft bleiben.«
    »Alles, was mir lieb und teuer ist …«
    »Damit ist Euch der offizielle Beitritt bei den Chezru keineswegs versperrt«, fuhr Yakim fort. »Ich wäre tatsächlich sogar ernsthaft enttäuscht, wenn Ihr nicht dem Ruf der Frömmigkeit folgen würdet. Ihr werdet einen ausgezeichneten Yatol abgeben, mein Freund, und als solcher werdet Ihr dem nächsten Chezru-Häuptling eine wertvolle Hilfe sein. Ich habe sogar bereits einen ausführlichen Brief an meinen Nachfolger und den Yatol-Rat zu Papier gebracht, in dem ich meinen Glauben an Eure Fähigkeiten zum Ausdruck bringe.«
    Das schien Merwan Ma einigermaßen zu beruhigen; er errötete vor Verlegenheit und schlug die Augen nieder.
    Es war genau die Wirkung, die Yakim Douan sich erhofft hatte. Er war diesem jungen Mann aufrichtig zugetan und würde ihn zweifellos vermissen, wenn er bei seiner nächsten Wiedergeburt seine Bewusstwerdung erlangte. Trotzdem musste Yakim unbedingt an diesem Punkt des Rituals festhalten; einen so aufgeweckten jungen Mann wie Merwan zu lange in seiner Nähe zu dulden barg ein viel zu großes Risiko.
    Und übergroße Vertrautheit konnte ihm gefährlich werden.
     
    Merwan Ma bahnte sich einen Weg durch die prunkvollen, säulengestützten Hallen des luftigen Palastes. Das gesamte Gebäude war aus Stein errichtet, größtenteils aus rosafarbenem und weißem Marmor, sowie aus dem zartgelben Cosinnida-Marmor tief unten aus dem Süden. Die überaus zahlreichen gekehlten und verzierten Säulen entsprachen ganz dem im Nordwesten, in den Vorbergen des Großen Gürtels nahe des Grenzgebietes von Behren und To-gai, gebräuchlichen Stil. Ihr Stein war von reinstem, strahlendem Weiß, allerdings durchzogen von einer roten Maserung, sodass Merwan Ma fast den Eindruck hatte, sie wären der Länge nach mit roten Ranken überwuchert. Er glaubte beinahe, dicke Trauben an den Ranken zu sehen, die nur noch gepflückt und verspeist werden mussten.
    Merwans Sandalen waren aus Leder und hatten keine harten Sohlen, trotzdem hallten seine Schritte durch die endlosen Hallen des Palastes, wo jedes Deckengewölbe so kunstvoll gekrümmt war, dass es die Geräusche auffing und weitertrug. Es kam des Öfteren vor, dass der junge Diener sich auf diesen Spaziergängen verirrte, wenn er, vorbei an den die Phantasie anregenden Tapisserien und den in den Fußböden eingelassenen Mosaiken, durch die prunkvollen Flure wanderte. Auf diesen Wanderungen glaubte er sich allein im ganzen Universum und gleichzeitig eins mit ihm.
    Genau das brauchte er jetzt; dieses Trost spendende Gefühl, Teil von etwas zu sein, das größer war als er, größer als der menschliche Körper. Sein Herr und Meister hatte es wieder einmal getan, hatte ihm erneut ein Gespräch über den nahenden Tod der Stimme Gottes aufgezwungen. Wie war es nur möglich, dass der Chezru-Häuptling diesem Thema mit so viel Gelassenheit begegnete? Wie konnte er in so klaren, vernünftigen Worten über sein eigenes Ende sprechen?
    Merwan Ma stieß einen tiefen Seufzer aus; er war zutiefst neidisch auf seinen Herrn und überhaupt auf jeden, der seiner eigenen Sterblichkeit mit so viel Unbefangenheit begegnete. Merwan Ma war ein gottesfürchtiger und frommer Geistlicher, einen Rang über dem gewöhnlichen Chezru-Volk, aber einen unterhalb der Yatols. Er betete täglich und verfolgte gewissenhaft jedes Ritual und jede Vorschrift seiner Religion. Er glaubte an ein Leben nach dem Tod als Lohn für wohlgefälliges Verhalten, ganz fest sogar. Und doch, wie blass wirkte sein Glaube im Vergleich zu der inneren Ruhe, die Yakim Douan an den Tag legte!
    Vielleicht, so seine Hoffnung, würde es ihm im hohen Alter gelingen, diese innere Gelassenheit zu erreichen. Vielleicht würde auch er eines schönen Tages erkennen, dass er die Unausweichlichkeit seines Todes akzeptieren und darauf vertrauen konnte, dass eine Reise sich dem Ende zuneigte, damit eine andere ihren Anfang nehmen konnte.
    »Nein«, entfuhr es ihm laut, ehe er sich auf die Knie fallen ließ, die Hände vors Gesicht schlug und sich in einer Geste der Unterwerfung, des Gehorsams und der Sühne für seinen letzten, ketzerischen Gedanken der Länge nach zu Boden warf. Er würde niemals denselben Zustand der Zufriedenheit erreichen wie die Stimme Gottes! Nie würde er das Mysterium von Leben und Tod genauso begreifen lernen, wie der

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