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Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen

Titel: Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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wäre er jetzt zu Hause gewesen, andererseits war Yatol Grysh ein Mann, der jede sich bietende Annehmlichkeit zu nutzen verstand. Die nächtliche Fahrt würde gewiss nicht ganz so unangenehm werden.
    Die Geschichten, die Yatol Grysh im Siedlerlager Douan Cal zu hören bekam, waren abzusehen gewesen. Banden von To-gai-Banditen hatten mehrfach die Ortschaft überfallen, das Vieh geraubt und dabei einen Hagel aus Wurfgeschossen und Verwünschungen auf sie herabprasseln lassen. Bislang war keiner der behrenesischen Siedler ums Leben gekommen, es hatte jedoch mehrere Verletzte gegeben, unter ihnen eine alte Frau, die von einem Stein am Kopf getroffen worden war.
    »Wie stark würdet Ihr unsere Feinde einschätzen?«, erkundigte sich Yatol Grysh später bei Carwan, als sie wieder allein waren – allein insofern, als niemand mehr anwesend war, der zählte, denn Yatol Gryshs Meinung von den jungen Mädchen, die ihn bedienten, war nicht hoch genug, um seine Worte in ihrer Gegenwart sorgsam abzuwägen.
    »Es sind junge Männer«, erwiderte Carwan nach kurzem Nachdenken. »Wahrscheinlich sind sie in der Regel nicht mal zwanzig. Die älteren To-gai-ru wären bei ihren Angriffen zielstrebiger und mit größerer Brutalität vorgegangen.«
    »Weil es den älteren To-gai-ru um mehr als nur das Vieh gegangen wäre«, sagte Yatol Grysh, was Carwan eifrig nickend bestätigte.
    »Mit ihrem kämpferischen Fanatismus haben die Älteren früher in ganz To-gai ziemlich großes Unheil angerichtet«, fuhr Carwan fort. »Sie haben ganze Dörfer hingemetzelt, ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder.«
    »Weil die älteren Banditen – Yatol sei Dank, dass nur noch wenige von ihnen leben – mit den Namen ihrer Götter auf den Lippen in den Kampf gezogen sind«, erklärte Yatol Grysh. »Sie waren überzeugt, ihre Schlachten und Morde würden ihnen den Weg zu jenem Ort ebnen, wo sie ihr Paradies vermuten. Männer, die mit ihrer Einstellung kämpfen, sind stets die gefährlichsten Gegner, mein junger Schüler.«
    »So wie die Chezhou-Lei bei uns?«, wagte Carwan einzuwerfen.
    »Und stets die besten Verbündeten«, erwiderte Yatol Grysh mit einem durchtriebenen Lächeln. »Verratet mir eins, wie sollen wir gegen die Plünderer vorgehen? Glaubt Ihr, wir werden sie in der offenen Steppe überhaupt finden?«
    Carwan lehnte sich zurück und dachte über das Problem nach. Wenn man ihren Prahlereien Glauben schenken konnte, dann waren die Vorpostensiedler, was die Orientierung in diesem Teil der Wüste betraf, mittlerweile recht bewandert; trotzdem kannte niemand das Gebiet so gut wie die To-gai-ru. Hier, inmitten der zerklüfteten Landschaft von Corcorca, taten sich unerwartet ganze Täler vor den eigenen Füßen auf, und steil aufragende Tafelberge verbanden sich zu einer Schwindel erregenden Vielfalt aus untereinander verbundenen Schluchten. Eine Verfolgung der Plünderer in diesem Gelände, ihrer angestammten Heimat, schien ein aussichtsloses Unterfangen.
    »Wir könnten sie nicht einmal dann aufspüren, wenn wir sie den ganzen Sommer über verfolgten«, fuhr Yatol Grysh fort, nachdem Carwans Gesichtsausdruck jeden Zweifel in dieser Frage ausgeräumt hatte. »Zumal sie zweifellos bei jeder sich bietenden Gelegenheit hinter unserem Rücken zuschlagen würden, wenn auch eher, um uns in Verlegenheit zu bringen als um ernsthaft Schaden anzurichten. Nichtsdestotrotz birgt diese unvermeidliche Peinlichkeit auch eine gewisse Gefahr. Seht Ihr sie auch? Wir würden eine Bande jugendlicher Diebe zu lebenden Legenden machen«, beantwortete er die Frage nach einer kurzen Pause selbst. »Und diese Legenden würden die To-gai-ru aus der Gegend in ihrer Hoffnung bestärken, der Einfluss Behrens auf ihr Land könnte wieder zurückgedrängt werden.«
    »Was sollen wir also tun, Yatol?«
    »Das jüngste Nomadenlager befindet sich nicht weit von hier«, erläuterte Yatol Grysh. »Ich denke, wir werden ihnen morgen früh einen Besuch abstatten und sehen, was sich in Erfahrung bringen lässt.«
    Etwas am Tonfall seiner Bemerkung bewirkte, dass sich Carwans Nackenhaare sträubten. Sein ganzes Gebaren in diesem Augenblick, sein Mienenspiel, sein verhaltenes Lächeln vielleicht, eher aber noch diese Mischung aus Selbstgefälligkeit und Entschlossenheit, sagte Carwan, dass sein Herr beabsichtigte, dieses überaus heikle Problem auf eine äußerst effektive Weise anzugehen.
    Was auch immer der Preis sein mochte.
     
    Am nächsten Tag blieb der größte Teil der Karawane bei

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