Schattenelf - 3 - Der Herr der Flammen
Pferchen tummelten sich über ein Dutzend Pferde, und sogar noch aus dieser Entfernung konnte sie drinnen noch weitere wiehern hören.
Den Mund schockiert und wütend aufgerissen, konnte Brynn nur hilflos den Kopf schütteln.
Sie brauchte lange, um den Mut aufzubringen, Nesty den Hang hinunter zur Ansiedlung gehen zu lassen. Als sie sich dem Tor näherten, fiel Brynn auf, dass sich zahlreiche Behreneser mit ihren charakteristischen hellen Gewändern und Turbanen in der Nähe aufhielten, von denen nicht gerade wenige sich mit argwöhnischer Miene zu ihr umdrehten. Die To-gai-ru, die sie erblickten, musterten sie mit ähnlicher Neugier, auch wenn in ihren Blicken weniger Ablehnung zu erkennen war.
Brynn befürchtete, es könnte vielleicht ein Fehler gewesen sein, hier ihren Überwurf, ihren Armschutz und vor allem das Barett und das fantastische Schwert zu tragen, das an Nestys Seite hing. Vielleicht hätte sie die nicht ganz rechtmäßig erworbenen Gegenstände besser ablegen und verpacken und als einfache To-gai-ru auf Wanderschaft auftreten sollen.
»Dafür ist es jetzt zu spät«, seufzte sie schulterzuckend und ließ Nesty in gemächlichem, jede Bedrohlichkeit vermeidendem Tempo weitergehen.
»Halt!«, ertönte, wie nicht anders zu erwarten, der Ruf eines der vier Posten, die in der Nähe des Tores herumstanden.
Brynn lehnte sich zurück und zupfte leicht an der Mähne ihres Ponys.
Die vier Posten, allesamt Behreneser, unter ihnen eine Frau in der unverwechselbaren Rüstung aus überlappenden Panzerschuppen der Chezhou-Lei, traten vor. Die drei gewöhnlichen behrenesischen Soldaten wirkten anfangs ein wenig nervös, was sich aber in Gegenwart ihrer eindrucksvollen Gefährtin von den Chezhou-Lei rasch legte.
Die Kriegerin betrachtete Brynn mit ernster Miene, brummte dann einem ihrer Gefährten etwas zu.
»Wer seid Ihr?«, fragte der Mann sofort – und ziemlich dienstbeflissen, wie Brynn fand.
»Ich bin Brynn Dharielle«, antwortete sie wahrheitsgetreu, da ihr kein Grund einfiel, weshalb sie den Namen, unter dem sie am besten bekannt war, verschweigen sollte – auch wenn es nicht ihr richtiger war.
»Und woher kommt Ihr?«
Brynn zuckte mit den Achseln und blickte über die Schulter zu den Bergen hinüber. »Von dort, aus den Vorbergen.«
Der Wachtposten übersetzte es rasch der Chezhou-Lei, woraufhin die beeindruckende Kriegerin Brynn noch eindringlicher aus ihren zu schmalen Schlitzen verengten Augen musterte. Sie sagte etwas auf Behrenesisch, das Brynn nicht verstand.
»In welchem Dorf seid Ihr zu Hause?«, fragte sie der Dolmetscher. »Und bei welchem Stamm?«
»Früher war ich aus Kayleen Kek«, antwortete Brynn, wiederum wahrheitsgemäß. »Aber das ist viele Jahre her.«
»Und jetzt?«
»Jetzt bin ich eine Wandernde.«
Der Mann neigte seinen Kopf zur Seite, als hätte er nicht recht verstanden.
»Eine Wandernde«, wiederholte Brynn. »Zu dieser Jahreszeit und in dieser Gegend, so nahe bei den Bergen, seid Ihr doch gewiss schon To-gai-ru auf Wanderschaft begegnet.« Der Mann schien immer noch nicht recht zu verstehen, und Brynn hatte beträchtliche Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. Auch in Behren gab es Nomaden; meist waren es Wüstenbanditen, die von einer Oase zur nächsten zogen; in To-gai dagegen wurden solche Leute Wandernde genannt, weil sie noch weniger sesshaft waren als die Stämme. Im Grunde waren sie eine durchaus alltägliche Erscheinung und genossen seitens der Stämme größten Respekt. Die Wandernden waren es, die Informationen weitertrugen, den Stämmen Nachrichten aus den anderen Lagern überbrachten und oftmals Jäger in Gebiete führten, wo bessere Aussicht auf Beute bestand. Brynn erinnerte sich noch gut, wie aufgeregt ihre Freunde reagiert hatten, sobald ein Wanderer sich Kayleen Kek näherte.
»Ihr seid noch ziemlich jung.«
»So jung nun auch wieder nicht«, erwiderte sie. »Aber ich bin müde und hätte für heute Nacht gern ein warmes Bett und eine ordentliche warme Mahlzeit.«
Der Behreneser übersetzte dies der Chezhou-Lei, die lange zögerte, ehe sie dem Mann zunickte.
»Dee’dahk möchte Euch nicht wieder fortschicken, Brynn Dharielle«, erläuterte der Mann. »Wenn die Ru Euch haben wollen, tretet ein. Aber seid gewarnt«, fügte er mit einem stechenden Blick auf Brynn und in ziemlich unfreundlichem Ton hinzu, »Kriegerin Dee’dahk duldet keine Frechheiten und wird ein wachsames Auge auf Euch haben.«
Brynn ließ sich nichts anmerken, vermied
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