Schattenelf - 4 - Feuerzauber
weiteren zerstörten Karawane hinunterblickten.
Yakim Douan ließ den Kopf in die Hände sinken und raufte sich sein schütter werdendes Haar. Er musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht laut aufzuschreien.
Avaru Eesa. Nicht genug, dass der Drache von To-gai Avaru Eesa erobert hatte, es war ihm gleich darauf auch noch gelungen, den Belagerungsring von Yatol Bardoh zu durchbrechen und zu entkommen!
Und nun zogen Bardoh und Shauntil mit über fünfundzwanzigtausend Mann durch die menschenleere Wüste und versuchten, diese Frau einzuholen, die sich ihnen ein ums andere Mal wie ein Spuk entzog, derweil die behrenesischen Heerscharen die Geschäfte jeder Stadt und Oase plünderten, in deren Nähe sie gerieten, und die Vorräte wagenladungsweise fortschleppten.
Douan war sich der Gefahren dieses Spiels bewusst. Jeder Tag, den die To-gai-ru nicht von ihren Häschern eingeholt wurden, war ganz nach ihrem Geschmack und machte sie noch dreister, während die Entschlossenheit seiner gewaltigen Armee mit jedem Tag dieser brutalen Hitze zwangsläufig geringer wurde.
»Ich werde sie alle miteinander nach To-gai schicken und dafür sorgen, dass auf ihrem Marsch nichts als verbrannte Erde zurückbleibt«, sagte er laut an seinen neuen Leibdiener gewandt, den elften seit Merwan Mas Weggang. Der schmächtige junge Mann verhielt sich weisungsgemäß. Er nickte weder, noch wagte er etwas zu erwidern. Er war da, um zuzuhören, mehr nicht. »Ja, das wird den Drachen von To-gai zwingen, in die Steppe zurückzukehren, um in einem letzten, verzweifelten Versuch wenigstens noch ein Stück seiner Heimat zu retten!«
Kaum hatte er geendet, schüttelte der Chezru-Häuptling den Kopf und gab ein missmutiges Knurren von sich. Das Gleiche hatte er bereits mit Shauntil versucht, und bereits der hatte kaum noch etwas vorgefunden, das er hätte verbrennen, hatte kaum noch To-gai-ru angetroffen, unter denen er hätte aufräumen können.
»Yatol möge sie verdammen!«, fluchte er und erhob sich so schnell, dass sein Leibdiener mit verängstigt aufgerissenen Augen zurückschreckte. Douan musterte ihn mit unverhohlenem Abscheu und brüllte: »Raus mit Euch, Idiot!«, ehe er ihn mit einer Handbewegung davonscheuchte. Der junge Mann überschlug sich förmlich, als er unter mehrfachen Verbeugungen den Raum verließ.
Allerdings nur, um kurz darauf mit einer Gruppe Abgesandter aus verschiedenen Bezirken Behrens zurückzukehren, größtenteils aus dem Süden und Westen. Einer, gesandt von Yatol De Hamman, beklagte sich über die zunehmenden Aktivitäten der Piraten und machte ausdrücklich Yatol Peridan dafür verantwortlich, weil er diese Kriminellen duldete. Ein anderer, von Peridan geschickt, berichtete von Söldnern, die die kleineren, abseits gelegenen Ortschaften seines Bezirks überfielen – Söldner, die vom Drachen von To-gai angeheuert worden waren und möglicherweise, wie er in seinem Bericht durchblicken ließ, von Yatol De Hamman unterstützt wurden.
Yakim Douan wusste, was es hieß, dass all diese Gesandten gleichzeitig vorsprachen. Ihr Auftritt kam einem gemeinschaftlichen, an eine Revolte grenzenden Protest gleich, eine Revolte, die das innere Gefüge Behrens zu bedrohen begann.
»Ihr alle werdet zu Euren Yatols zurückkehren, und zwar umgehend«, wies er sie an, nachdem er sie hatte ausreden lassen. »Bestellt Euren Yatols, sie sollen sich schnellstmöglich auf den Weg nach Jacintha machen, damit ich sie über meine Pläne zur Befreiung von diesem Drachen von To-gai unterrichten kann. Versichert ihnen, ich hätte mir ihre Erklärungen und Befürchtungen in vollem Umfang angehört, und dass sie, sobald wir das Blatt im Kampf gegen die To-gai-ru wenden – was unmittelbar bevorsteht, versichere ich Euch –, Gelegenheit erhalten werden, sich an all denen zu rächen, die ihnen Leid zugefügt haben. Und Ihr«, warnte er die Gesandten von De Hamman und Peridan, »Ihr werdet Euren Meistern bestellen, dass ich nicht erfreut bin über ihre Äußerungen – und Yatol natürlich auch nicht. Wenn wir bereits anfangen, untereinander zu streiten, machen wir den Drachen von To-gai nur zu einem noch weit gefährlicheren Gegner!«
Als die Gesandten kurz darauf den Raum verließen, dämmerte Yakim Douan, dass er vermutlich gut daran täte, schon bald mit dem versprochenen Plan zur Vertreibung des Drachen von To-gai aufzuwarten.
Ehrfurchtsvoll, beinahe ängstlich, nahm Yakim Douan den heiligen Kelch im Zeremoniensaal des
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