Schattenelf - 4 - Feuerzauber
zurück und veranlasst, dass die Tore geöffnet werden«, sagte Brynn. »Und seid gewarnt, Gouverneur Pestle, sollte dies ein Trick sein, werde ich jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Dharielle niedermetzeln und Euch ebenso aufknüpfen lassen wie Yatol Grysh!«
Der Mann neigte sein Haupt, dann ließ er sein Pferd wenden und ritt zurück in die Stadt. Kurz darauf sah man eine lange Reihe von Flüchtlingen die Stadt verlassen.
Wenig später führte Brynn ihre Truppen in die Stadt und gab ihr erneut den Namen Dharielle. Die achttausend Krieger, die sie mitgebracht hatte, gingen sofort ans Werk und teilten die zurückgebliebenen Gefangenen in mögliche Kombattanten und offenkundige Zivilisten ein, ehe sie letztere durch das Osttor aus der Stadt geleiteten. Anschließend begann man mit den Vorbereitungen für die Verteidigung der Stadt: Katapulte und Wurfgeschütze wurden instandgesetzt, Öl wurde auf die Mauern geschleppt, wo es erhitzt und auf die Angreifer gegossen werden sollte; außerdem wurden unzählige Pfeilköcher aufgestellt.
Brynn und Pherol verfolgten all diese Vorbereitungen mit grimmiger Entschlossenheit.
»Nimm an den Kämpfen teil, solange du willst, aber anschließend möchte ich, dass du in dein Heim in den Bergen zurückkehrst«, sagte Brynn an den Drachen gewandt.
»Du hast mir Barden versprochen, die mir unendlich viele Geschichten erzählen, sowie eine ganze Karawane voller Schätze«, erinnerte sie der Drache.
»Und wenn ich kann, werde ich dieses Versprechen auch halten.«
Pherol schnaubte, wobei kleine Flammenwolken durch seine Nüstern entwichen.
»Wenn es dir lieber ist, kannst du auch gleich aufbrechen«, sagte Brynn.
»Ich hätte jederzeit gehen können, wenn mir danach zumute gewesen wäre. Aber ich habe mich entschieden zu bleiben, und das werde ich auch jetzt tun. Dies verspricht die größte Schlacht von allen zu werden, von der die Barden noch lange singen werden. Besser, ich nehme daran teil, damit die Lieder denen, die sie in künftigen Jahrhunderten hören werden, angenehmer in den Ohren klingen.«
Seine plötzliche Begeisterung zauberte ein Lächeln auf Brynns Gesicht. »Ich werde dir in der Schlacht keine Befehle erteilen«, sagte sie. »Ich verlasse mich darauf, dass du die verwundbarsten Stellen in den feindlichen Linien von alleine findest.«
Pherol, sichtlich erfreut, knurrte grinsend.
Vier Tage später verdunkelte sich der Horizont rings um Dharyan unter den aufmarschierenden Heerscharen von Yatol Bardoh und Shauntil.
»Die anrückenden Truppen sind uns fast um das Vierfache überlegen«, bemerkte einer der Kommandanten, nachdem die Anführer der To-gai-ru sich am Turm des Haupttors eingefunden hatten, um den nahenden Ansturm in Augenschein zu nehmen.
Brynns Erwiderung war ebenso knapp wie treffend. »Dann wird jeder von uns eben fünf töten müssen.«
Noch in derselben Nacht wurde Dharielle unter Beschuss genommen. Batterien von Katapulten schleuderten brennende Pechkugeln in den nächtlichen Himmel, bis sie im Innern der Stadt zerplatzten und alles in ihrer unmittelbaren Umgebung in Brand setzten. Die To-gai-ru antworteten ihrerseits mit Feuer, nur waren die Steppennomaden nicht an derartigen Waffen ausgebildet und ihre Ziele weiter gestreut, so dass sie im Gegenzug nur geringen Schaden anzurichten vermochten.
Pherol dagegen stieg auf, um anzugreifen, musste aber schon kurze Zeit später, offenbar von tausend Pfeilen getroffen, wieder umkehren.
All dies beobachtete Brynn mit wachsender Besorgnis. Diesmal waren die Behreneser auf sie vorbereitet; diesmal konnten sie nicht vom Schlachtfeld fliehen.
Es war der Ort, an dem ihr großer Traum zu Ende gehen würde. Die To-gai-ru würden viele Jahre brauchen, um sich von diesen ungeheuren Verlusten zu erholen.
Aber so sei es, entschied sie, als sie sich an Pagonels Worte erinnerte. Die Legende dieser Schlacht würde weiterexistieren und in zukünftigen Zeiten den Keim des Widerstands nähren. Jetzt aber war Brynn erst einmal entschlossen, den Behrenesern in dieser Schlacht einen hohen Blutzoll abzuverlangen.
Seite an Seite mit ihren unermüdlichen Kriegern versuchte sie die Flammen einzudämmen und die Bereitschaft aller für den großen Sturmangriff aufrechtzuerhalten, der sehr wahrscheinlich kurz nach der Morgendämmerung erfolgen würde.
19. Bis zum bitteren Ende
Die Westseite Dharyans lag noch in frühmorgendlicher Dunkelheit, als der Sturmangriff begann und der gewaltige Ring aus behrenesischen Kriegern
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