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Schattenelf - 4 - Feuerzauber

Schattenelf - 4 - Feuerzauber

Titel: Schattenelf - 4 - Feuerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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Symbol tiefgreifenden Verstehens. Derzeit tragen sie in der Wolkenfeste drei Personen, und von den anderen weit über einhundert wird im günstigsten Fall wohl nur eine Hand voll eines Tages den Grad der Erleuchtung erlangen, der sie zum Tragen dieser Schärpe berechtigt.«
    Ehrfurchtsvoll hob Brynn die Hand, um die Schärpe zu berühren, und erst da bemerkte sie, dass sie keineswegs vollkommen schwarz war, sondern aus feinen Fäden in allen Schattierungen der Farbenskala bestand.
    Sie lehnte sich zurück, als der Mystiker zurücktrat, um sich die Schärpe wieder um die Taille zu wickeln. Obwohl sie vorher gewusst hatte, was es mit diesem Mann namens Pagonel auf sich hatte, erschien ihr seine Bemerkung von eben ziemlich überheblich, so als wollte er ihre jahrelange Ausbildung durch die Touel’alfar herabwürdigen.
    »Was bedeutet angesichts dieser ungeheuren Leistung schon das Wunder des Orakels?«, fragte sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
    Pagonel lachte. »Es ist eine großartige Sache, eine kostbare Gabe und ein großer Schritt auf dem Weg zur Erleuchtung.«
    Verwirrung zeichnete sich auf Brynns Gesicht ab. »Ihr schient nicht sonderlich beeindruckt zu sein«, erwiderte sie.
    »Heute Morgen trifft sich eine Gruppe, die sich dem Wind hingeben wird«, sagte Pagonel. »Kommt mit, ich werde Euch unser Orakel zeigen.«
    »Sie geben sich dem Wind hin?«
    »Kommt«, wiederholte Pagonel und reichte ihr die Hand. »Ihr habt mich am Orakel teilhaben lassen, also werde ich Euch hieran teilhaben lassen.«
    Neugierig geworden, ergriff Brynn die Hand des Mystikers. Er geleitete sie aus dem Kloster durch eine Tür, die sie zuvor noch nicht bemerkt hatte und die auf der Rückseite des Gebäudes ins Freie führte. Vor ihnen lag ein schmaler Pfad, der sich den Berg hinaufwand. Sie schlugen ein derart forsches Tempo an, dass Brynn gelegentlich sogar in leichten Trab verfiel, um mit dem sie ziehenden Pagonel Schritt zu halten. Kurz darauf, es ging über einen kargen Felshang immer noch bergauf, erblickten die beiden weit über sich ein halbes Dutzend junger Ordensmitglieder in ihren orangefarbenen und roten Gewändern.
    »Es wird kalt«, bemerkte Brynn.
    »Genau darum geht es.«
    Brynn blieb so abrupt stehen, dass Pagonel sich aus ihrem Griff löste; dann blieb auch er stehen, drehte sich um und sah sie an.
    »Was soll das eigentlich?«
    »Immer voller Ungeduld«, bemerkte der Ordensbruder, stieß einen tiefen Seufzer aus und setzte ein noch strahlenderes Lächeln auf. »Dies ist eines der Rituale, die man bei seinem Aufenthalt im Orden der Jhesta Tu durchlaufen muss. Die meisten meiner Ordensbrüder und -Schwestern, die im Stande sind, sich dem Wind hinzugeben, sind zwar älter und erfahrener als Ihr, trotzdem denke ich, Ihr solltet es versuchen. Wenn Ihr die spirituelle Übung, die bei Euch Orakel heißt, gemeistert habt, dann habt Ihr, möchte ich vermuten, eine ausgezeichnete Ausbildung genossen.«
    »Und dies wäre nach dem Orakel dann der nächste Schritt?«, fragte Brynn, noch immer mit leicht sarkastischem Unterton, der Pagonel, wenn man seinem amüsierten Lachen glauben durfte, nicht entging.
    »Es ist wohl eher ein Schritt zur Seite als nach vorn«, erläuterte der Mystiker. »Dies ist unser Orakel – oder zumindest eine seiner Manifestationen.«
    Brynn enthielt sich der beißenden Erwiderung, die ihr bereits auf der Zunge lag. »Dann geht voran«, entschied sie einen Augenblick später und ergriff die ihr von Pagonel gereichte Hand.
    Fast eine volle Stunde stiegen sie weiter steil bergan und wurden dabei, je schwieriger das Gelände wurde, immer langsamer. Bald hatten sie die anderen Mystiker der Jhesta Tu erreicht. Pagonel schloss sich ihnen an, dicht gefolgt von Brynn. Sie hatte befürchtet, von den anderen vielleicht nicht akzeptiert zu werden, aber die anderen Mystiker schienen von ihr nicht einmal Notiz zu nehmen. Außerdem, machte sie sich klar, war Pagonel neben Meister Cheyes und Meisterin Dasa der Ranghöchste ihres Ordens, weshalb er die Regeln vermutlich mehr oder weniger nach Gutdünken auslegen konnte, insbesondere jene, die seinen Gast im Kloster betrafen.
    Am Nachmittag befand sich die Truppe, umtost von einem eisig kalten Wind, hoch oben auf einem Berghang, an dessen schattigen Stellen sich bereits die ersten dauerhaften Schneeflächen bildeten. Brynn wollte schon anmerken, sie sei für diese Witterungsbedingungen nicht angemessen gekleidet, behielt den Gedanken dann aber doch für sich, da die

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