Schattenelf - 4 - Feuerzauber
die Stadt durchquerten, bis sie am Fuß des Tempelhügels an das erste Wachhaus gelangten, das sie passieren mussten, was ihnen jedoch ohne größere Schwierigkeiten gelang, da Merwan Ma sämtliche für diesen ersten Kontrollpunkt benötigten Passwörter kannte. Kurz darauf hatten die beiden den Hügel erklommen und stiegen die Stufen des eigentlichen Tempels hinauf, bis sie durch das große, überwölbte Portal von Chom Deiru traten.
Unmittelbar dahinter kreuzte ein Wächterpaar seine Speere vor dem Eingang und befahl ihnen, stehen zu bleiben.
»Ich komme soeben aus dem Westen des Landes«, erklärte Merwan Ma, ehe er die übliche Losung aufsagte: »Selbst mit ihrem Untergang kann sich die Sonne dem Blick des Chezru nicht entziehen.«
Es war die für jeden zurückkehrenden Kundschafter gebräuchliche Wendung. Trotzdem entging Merwan Ma nicht, dass einer der Wächter seine Miene vollkommener Gelassenheit für einen winzigen Moment ablegte, so als blitze eine Art Wiedererkennen in seinen Augen auf.
»Euer Name lautet?«, fragte er.
»Ich bin …« Der Geistliche zögerte; plötzlich glaubte er zu spüren, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Der Wächter war ihm völlig unbekannt, trotzdem konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Mann ihn noch aus seiner Zeit als Douans Leibdiener kannte.
»Ich bitte um Vergebung, Gouverneur Pestle«, mischte sich Pagonel hinter seinem Rücken plötzlich ein. »Ich hätte mich viel früher darum kümmern müssen, dass Euer Kommen gebührend angekündigt wird.«
Die beiden Wächter wechselten einen Blick, und schließlich zog sich einer von ihnen hinter die Tür zurück.
Eine gewisse Zeit verstrich, während der das Schweigen immer unbehaglicher wurde. Schließlich wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, der Wächter streckte seinen Kopf heraus und raunte seinem Kameraden leise etwas zu.
»Willkommen in Chom Deiru, Gouverneur Carwan Pestle«, sagte der andere Wächter auf einmal, nachdem sein Kamerad abermals hinter der Tür verschwunden war. »Man wird Euer Kommen dem Chezru-Häuptling ankündigen, wann immer Ihr dies wünscht.« Als er geendet hatte, trat er zur Seite, zog die Tür auf und bedeutete den beiden Männern einzutreten.
Merwan Ma hätte bereits im Moment des Eintretens tot sein müssen, und so wäre es gewiss auch gekommen, hätte der Mystiker sich aufgrund seiner hervorragend trainierten Reflexe nicht von hinten gegen seine Beine geworfen, ihn zu Fall gebracht und so dafür gesorgt, dass der Speer des zweiten Wächters sein Ziel verfehlte.
Im Nu war Pagonel wieder auf den Beinen und fuhr herum, so dass er dem Speerträger genau gegenüberstand. Er warf sich nach vorne, sprang ab und rammte dem Wächter seinen Fuß mit voller Wucht ins Gesicht.
Der Mann taumelte ächzend zurück.
Pagonel landete leichtfüßig, fuhr blitzschnell herum und sah, wie sich der Wächter von draußen auf Merwan Ma stürzen wollte, während der benommene Geistliche mit dem Rücken zu ihm wieder vom Boden hochzukommen versuchte.
Die Speerspitze schoss vor, doch ein kurzer, gut gezielter Handkantenschlag des Mystikers machte dem ein Ende und zerbrach die Waffe in zwei Teile.
Pagonel packte den gebrochenen Schaft mit der linken Hand, trat einen Schritt vor und machte eine Rückwärtsdrehung, riss seinen rechten Ellbogen hoch und schlug ihn dem Mann ins Gesicht. Der Wächter fiel wie ein Stein zu Boden, versuchte aber sofort wieder auf die Beine zu kommen. Vergeblich. Pagonel zertrümmerte ihm mit seinen gestreckten Fingern den Kehlkopf.
Im nächsten Moment lief der Mystiker bereits zu Merwan Ma, riss ihn auf die Füße und zog ihn hinter sich her. Aus beiden Seitenkorridoren drangen hallende Geräusche, vermutlich andere Wächter, die herbeigeeilt kamen, um nachzusehen, was der Tumult zu bedeuten hatte.
»Wohin jetzt?«, fragte der Mystiker.
Der entsetzte Gesichtsausdruck Merwan Mas sprach Bände. »Ich muss unbedingt in den Saal der Ewigkeit«, erklärte der Geistliche. »Aber das ist ein weiter Weg, zumal das Geschrei unserer Verfolger jede Menge Wachen in die vor uns liegenden Flure locken dürfte!«
Der Mystiker blieb stehen, sah sich um und betrachtete die breiten Korridore und mächtigen Säulen. »Welche Richtung führt zum Saal der Ewigkeit?«
Merwan Ma blickte durch den Vorraum und die große, dahinter liegende Halle und deutete auf eine ferne Treppe ganz am anderen Ende. »Dort hinauf, und dann durch eine Reihe von Fluren.«
Pagonel nahm den noch
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