Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Auftritt hier nicht zur Folge haben, dass To-gai sich von uns und Brynn abwendet!«
»Es sind doch bloß Menschen«, erwiderte Pherol mit einem spöttischen Lachen. »To-gai-ru, Behreneser, lächerlich. Du tust, als gäbe es da einen Unterschied.«
»In diesem Fall gibt es den sehr wohl.«
»Nur für dich, kleiner Elfenmann«, erwiderte der Drache. »Für mich sind sie ein amüsanter Zeitvertreib, nicht mehr – es sei denn, wir reden hier von einer warmen Mahlzeit, mit der ich mir den Bauch voll schlagen kann.«
Juraviel sah zu Cazzira, die ihm einen sorgenvollen Blick zuwarf – ein Blick, der zugleich bewies, dass sie Verständnis für die Sicht des Drachen hatte.
»Du hast es mir versprochen, Pherol«, erinnerte er ihn. »Und ich nehme dich beim Wort.«
»Schweig endlich, Elfenmann, sonst kündige ich unsere Übereinkunft endgültig auf«, erwiderte der Drache. »Sie sind mit gezückten Waffen auf mich losgegangen. Abgesehen von euch beiden waren sie die ersten Lebewesen, die das tun durften und trotzdem Gelegenheit erhielten, es sich noch anders zu überlegen. Du solltest mich lieber für meine Beherrschung loben.«
Juraviel brauchte einige Augenblicke, um die volle Bedeutung der Bemerkungen des Drachen zu begreifen, seine Drohung, ihre Abmachung zu brechen, Juraviels einzige Rückversicherung, dass Pherol die Welt nicht mit dem gleichen grauenhaften Schrecken überziehen würde wie einst Bestesbulzibar. Und die letzte Bemerkung, das wurde ihm jetzt klar, war in Wahrheit eine Forderung.
»Es war schon richtig von dir, dass du keinen von ihnen umgebracht hast«, räumte Juraviel schließlich ein.
»Es war richtig von mir, dass ich endlich die Information beschafft habe, etwas, das ihr beide schon seit Wochen vergeblich versucht«, fügte Pherol frech hinzu.
Juraviel musste zugeben, dass sie tatsächlich ein gutes Stück vorangekommen waren und jetzt sehr viel klarer sahen, welche Möglichkeiten sie hatten und was zu tun war. Aber er wusste auch um die Einzigartigkeit der Begegnung mit den Rebellen hier draußen in der menschenleeren Steppe. Einen weiteren Ausbruch Pherols würden sie sich schwerlich leisten können, zumal sie dringend weitere Informationen brauchten.
Fürs Erste musste er sich Pherol jedoch geschlagen geben, denn der Drache hatte keine Bitte vorgetragen, sondern Forderungen gestellt.
Und Belli’mar Juraviel wusste sehr genau, dass es nicht in seiner Macht stand, Pherol irgendeine Forderung abzuschlagen.
6. Alte Feindschaft
Ihre Speerspitzen und Rüstungen funkelten in der gleißenden Sonne, als sie die glühend heiße Sandwüste durchquerten. Die berittenen Chezhou-Lei hatten die Führung übernommen, während die Soldaten aus Jacintha eine zweite Abteilung bildeten, hinter der noch ein gewaltiger Tross von Bediensteten folgte, darunter zahlreiche To-gai-ru-Sklaven, die sich mit den Rüstungen für die Pferde der Elitekrieger abzuschleppen hatten, sowie eine endlose Wagenkolonne mit Vorräten, um die marschierende Truppe auf ihrem Weg durch die sandige Ödnis zwischen den weit auseinander liegenden Städten zu versorgen. An der Spitze der Kolonne ritt, stolz und grimmig, Wan Atenn, der den neben ihm reitenden Mann, der selbst kein Krieger war, unscheinbar wirken ließ.
Bislang war es Merwan Ma nicht wirklich gelungen, sich mit den tagelangen Ritten dieses Feldzugs anzufreunden. Er hatte zuvor noch nie auf einem Pferd gesessen, als Chezru Douan ihn völlig überraschend dazu abkommandiert hatte, sich der Truppe anzuschließen und den glorreichen Feldzug als Berichterstatter zu begleiten, ein Befehl, der ihn wie alle anderen im Großen Tempel von Jacintha ziemlich verblüfft hatte, schließlich war es dem Leibdiener des Chezru-Häuptlings nur in seltenen Ausnahmen gestattet, den Tempel zu verlassen. Er sollte allerdings nicht bis ganz zu den Feuerbergen mitreiten; einem solchen Risiko hätte der Chezru-Häuptling einen so wichtigen Mann niemals ausgesetzt. Stattdessen hatte er den Befehl, die Truppen bis Gortha zu begleiten, der Hauptstadt von Yatol Peridan, von wo aus Peridans Privatschiff ihn nach Jacintha zurückbringen würde.
Merwan Ma versuchte das Beste aus dieser von Langeweile geprägten Zeit zu machen, indem er Wan Atenn während der sich endlos hinziehenden Tage immer wieder in ein Gespräch zu verwickeln versuchte. Anfangs war er damit stets auf höfliche, aber kühle Zurückhaltung gestoßen. Als er aber statt seiner unermüdlichen Lobpreisungen des ruhmreichen
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