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Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung

Titel: Schattenelf - 5 - Die Unterwerfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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der in unserem Rücken bläst und uns in den Abgrund zu wehen droht, desto strahlender das Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Sadye weiß, worauf es ankommt.
    König Aydrian Boudabras

10. Sein Einflussbereich wächst
    Seit Menschengedenken schon hatte das Flötenspiel des Waldgeistes die Wälder der Waldlande rings um die Ortschaften Dundalis, Weedy Meadow und Weltenend heimgesucht. Und so war es auch in dieser Nacht, als die zarte Melodie durch die Bäume wehte und dabei so völlig ein Teil der Nacht zu sein schien, dass viele Bürger von Dundalis sie überhaupt nicht mehr beachteten, es sei denn, ein Freund machte sie darauf aufmerksam.
    Die drei Besucher in der Stadt dagegen bemerkten das Flötenspiel des Waldgeistes sofort, als es von der abendlichen Brise herangetragen wurde, denn sie waren in der Hoffnung hergekommen, eben jenen Flötenspieler aufzuspüren.
    »Das ist Bradwarden«, sagte Roger Flinkfinger mit einem ehrfürchtigen Unterton in der Stimme. »Es tut gut, endlich wieder seine Musik zu hören.«
    »Ich denke, da wird dir Pony gewiss zustimmen«, bemerkte Dainsey schmunzelnd. Dabei sah sie zu Pony und lenkte dadurch auch Rogers Blick auf sie.
    Pony saß mit geschlossenen Augen auf der Veranda der Geselligen Runde, dem einzigen Gasthaus der Stadt, und wiegte sich sanft im Rhythmus der Musik.
    Roger und Dainsey wechselten einen Blick und lächelten, als sie sahen, dass in den gequälten Zügen von Ponys ehedem so schönem Gesicht wieder so etwas wie Ruhe eingekehrt war. Lange ließen sie sie dort sitzen und das Mondlicht und die Melodie genießen, bevor Roger schließlich sagte: »Bradwarden kann nicht weit sein.«
    Pony schlug schläfrig die Augen auf und sah zu den beiden hinüber.
    »Sollen wir aufbrechen?«, fragte Roger sie.
    Einen winzigen Augenblick zögerte Pony, dann schüttelte sie den Kopf. »Wir gehen nicht alle zusammen«, antwortete sie. »Ich möchte erst einmal alleine mit Bradwarden sprechen.«
    Roger gelang es, seine Gekränktheit zu unterdrücken, ehe man sie ihm zu deutlich im Gesicht ansehen konnte.
    »Aber natürlich!«, sagte Dainsey. »Aber dann solltest du jetzt gleich aufbrechen. Nach allem, was ich über ihn gehört habe, ist es nicht Bradwardens Art, sich lange an ein und demselben Ort aufzuhalten.«
    »Da hast du richtig gehört«, gab Pony ihr Recht, ehe sie sich von dem Holzstuhl erhob, ihre Kniehosen und die Jacke glatt strich und ganz bewusst den Beutel mit Edelsteinen zurechtrückte, der rechts an ihrer Hüfte am Gürtel hing. Sie nickte ihren beiden Freunden zu, dann machte sie sich auf den Weg und sprang die wenigen Stufen zur Hauptstraße des Weilers Dundalis hinunter. Ein letzter Blick auf das still daliegende, nächtliche Dundalis, dann marschierte sie los.
    Der nächtliche Wald umfing sie mit seiner nahezu undurchdringlichen Dunkelheit, doch Pony verspürte nicht das geringste Angstgefühl. Dies waren die Lieblingsplätze ihrer Kindheit, hier waren sie und Elbryan dieselben Pfade entlanggelaufen, auf denen sie auch jetzt ging. Ein gutes Stück außerhalb der Stadt, die Luft rings um sie her durchdrungen vom Klang der Musik, schien sie ihrem Ziel, Bradwarden zu finden, noch keinen Schritt näher zu sein als eben, da sie noch auf der Veranda gesessen hatte. Das war Teil von Bradwardens Magie. Sein Lied verschmolz mit der Gesamtheit aller nächtlichen Geräusche und kam anscheinend nie aus einer bestimmten Richtung. Es war einfach eine schöne Melodie, die von überallher zwischen den Bäumen hervorzudringen schien. Obwohl Pony stehen blieb und sich langsam im Kreis drehte, vermochte sie nicht einmal ansatzweise die Richtung des Flötenspielers auszumachen.
    Mit einem entschlossenen Nicken, eine Erinnerung an das, was Dasslerond ihr angetan hatte, griff sie in ihren Beutel mit den Edelsteinen und holte einen Hämatit, einen Seelenstein, hervor. Sie drückte ihn fest an ihre Brust, schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf das Gefühl sanfter Griffigkeit, das der graue Stein verströmte. Er vermittelte eine Intensität, die ihn von allen anderen verzauberten Edelsteinen abhob, eine einladende Reichhaltigkeit, in deren grauen Strudel Pony ihre Gedanken und schließlich ihr ganzes Sein eindringen ließ.
    Sie löste sich aus der sterblichen Hülle ihres Körpers und schwebte davon, sah sich noch einmal nach sich selbst um, wie sie völlig regungslos dastand, den Stein fest an ihre Brust gepresst, der zum Bindeglied zwischen ihrem Körper und ihrer Seele geworden

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