Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
ein Zwischenstopp dort geradezu zwingend.«
»Offenbar will er sicherstellen, dass Ihr, wenn überhaupt, über Land kommt«, überlegte Bradwarden.
»Oder aber er gönnt sich einen ungefährdeten Zwischenstopp, damit seine Flotte, für den Fall, dass er beschließt, Pireth Vanguard auf kürzestem Weg quer über den Golf zu attackieren, frische Kräfte tanken kann«, fügte Prinz Midalis hinzu.
»In beiden Fällen ist es eine starke Ausgangsposition«, sagte Kapitän Al’u’met.
»Die wir ihm deshalb wieder nehmen sollten«, erwiderte der Prinz.
»Dancard ist eine Festung, die man nicht unterschätzen darf«, gab Pony zu bedenken. »Von der Schlacht gegen ein Dutzend oder mehr der vortrefflichsten Kriegsschiffe des Bärenreiches ganz zu schweigen.«
»Die Schiffe liegen vor Anker?«, erkundigte sich Al’u’met.
»Sie haben dort über den Winter festgemacht«, antwortete Pony. »Außerdem sind sie nahezu unbemannt.«
»Weil sie genau wissen, dass wir vor dem Jahreszeitenwechsel nicht angreifen können«, überlegte Midalis.
»Vielleicht doch«, sagte Kapitän Al’u’met plötzlich und sah Pony dabei an.
Sie erwiderte sein Lächeln, denn sie wusste nur zu gut, was dem Kapitän soeben durch den Kopf gegangen war. Schließlich war sie bereits auf den gleichen Gedanken gekommen.
»Einen ganzen Flottenverband zu dieser Jahreszeit über das offene Meer segeln zu lassen wäre glatter Wahnsinn«, widersprach Prinz Midalis. »Ein Sturm könnte mit einem Schlag alles vernichten, was ich in die Waagschale zu werfen habe – und weniger als die gesamte Streitmacht loszuschicken würde die Hoffnung einer Eroberung der Festung Pireth Dancard auf ein Minimum reduzieren.«
»Selbst wenn Ihr Eure gesamten Truppen aufbieten würdet«, warf Pony ein, »wäre Pireth Dancard nur überaus schwierig zu erobern. Die Krieger, die sich dort unter Aydrians Banner eingenistet haben, sind gut ausgebildet und kampferprobt, außerdem befinden sich in ihren Reihen zahlreiche Allheart-Ritter.«
»Und vermutlich auch einige Ordensbrüder, die mit Edelsteinen umzugehen wissen«, fügte Abt Haney hinzu.
»Unter diesen Umständen dürften unsere Handlungsalternativen recht begrenzt sein«, sagte der Prinz. »Wir können entweder nach Palmaris marschieren oder uns hier eingraben und die Truppen bekämpfen, die König Aydrian vermutlich im Frühling auf dem Seeweg quer über den Golf transportieren wird.«
»Oder wir nehmen seinen in Pireth Dancard stationierten Truppen ihre Beweglichkeit«, erklärte Pony. »Und verstärken dabei gleichzeitig unsere eigene Flotte.«
Der Vorschlag wurde mit überraschten Blicken aufgenommen.
»Ich werde so schnell wie irgend möglich eine Gruppe von Seeleuten nach Pireth Dancard transportieren«, griff Kapitän Al’u’met ihren Gedanken auf. »Möglicherweise gelingt es uns unter Jilseponies Führung, Aydrian einige seiner Kriegsschiffe zu stehlen und die übrigen zu versenken.«
»Ein Wintersturm …«, setzte Midalis an.
»Nach Winterstürmen werden wir Ausschau halten«, fuhr Al’u’met in seiner Erklärung fort und sah dabei wieder zu Pony. »Sie kommen ausnahmslos aus westlicher oder nordwestlicher Richtung. Wenn es Euch gelungen ist, bis nach Pireth Dancard zu fliegen, dann schafft Ihr es ganz sicher auch bis zum Westrand des Golfes und darüber hinaus, sodass Ihr eine ruhige Wetterperiode für uns ausspähen könnt.«
»Ich kann Euch da nur zustimmen«, sagte Pony. Sie erhob sich und kniete vor dem sitzenden Midalis nieder. »Es wäre unsere erste große Chance«, erklärte sie. »Jetzt, mitten im Winter, werden sie nicht sonderlich auf der Hut sein. Wir könnten sie überraschen, blitzschnell und mit großer Härte zuschlagen und uns sofort wieder zurückziehen. Selbst wenn es uns gelänge, nur einige wenige Schiffe zu kapern und ein paar weitere zu versenken, würde ein solcher Überfall uns später, wenn das Wetter umschlägt, erheblich mehr Möglichkeiten offen lassen.«
»Aber wie viele Männer vermag die Saudi Jacintha an Bord zu nehmen?«, wandte Midalis ein. »Um mit einem der großen Kriegsschiffe des Bärenreiches in See zu stechen und aufs offene Meer hinauszufahren, braucht man eine Besatzung von wenigstens fünfzehn Mann. Selbst wenn wir die Saudi Jacintha beladen, bis sie bis zur Reling im Wasser liegt, könnte Kapitän Al’u’met kaum genügend Männer transportieren, um mehr als drei Schiffe zu kapern und zu segeln.«
»Dann müssen wir eben mehrere Schiffe
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