Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
einsetzen«, erwiderte Pony.
»Unsere Fischerboote wären der winterlichen See auf keinen Fall gewachsen, selbst wenn das Wetter ruhig bleibt«, erklärte der Prinz.
»Aber unsere Barkassen«, meldete sich Bruinhelde aus dem hinteren Teil des Raumes zu Wort.
Pony, Midalis und alle Übrigen wandten sich um, um den hünenhaften Alpinadoraner anzusehen, und machten dabei alle ein äußerst überraschtes Gesicht – alle mit Ausnahme Andacanavars, der unmittelbar neben seinem Freund Bruinhelde saß, die muskulösen Arme vor seinem Wolfspelzüberwurf verschränkt.
»Meiner Ansicht nach ist der Plan ausgezeichnet«, fuhr Bruinhelde fort. »Wir sind uns einig, dass wir König Aydrian an seinen schwächsten Punkten angreifen müssen. Und das ist einer.«
»Selbst wenn Jilseponie das gesamte Gebiet bis zum Rand des Golfs auskundschaftet, wird sie uns – wenn überhaupt gerade so viel ruhiges Wetter garantieren können, dass wir Pireth Dancard erreichen«, gab Midalis zu bedenken. »Während der gesamten Rückfahrt von einer Woche oder mehr wären wir den Unbilden des Wetters schutzlos ausgeliefert.«
»Die See vor der alpinadoranischen Küste war schon immer rau«, erwiderte Andacanavar, »und das Wasser stets lebensgefährlich kalt. Und doch fährt mein Volk schon zur See, solange unsere Erzählungen zurückreichen. Nehmt Bruinheldes freundschaftliches Angebot an – und versetzen wir diesem König Aydrian einen heftigen Schlag.«
Prinz Midalis ließ den Blick umherschweifen, und plötzlich begriff Pony, dass er Unterstützung suchte, jemanden, der in der Lage war, ihm einen Rat zu geben. Als sein Blick schließlich auf sie fiel, lächelte sie ihm zu und nickte entschlossen.
Prinz Midalis sah zu Bruinhelde. »Arbeitet einen Plan für unseren Transport mit Kapitän Al’u’met aus«, erklärte er. »Und denkt bitte daran, genügend Boote mitzunehmen, damit wir Pireth Dancard einen harten Schlag versetzen und genügend Männer mitnehmen können, um vielleicht sogar alle dort vor Anker liegenden Schiffe Aydrians zu kapern.« Zu seinem Freund Liam sagte er: »Ihr verlasst noch heute Nacht die Stadt. Sucht unsere besten Männer und die qualifiziertesten Seeleute, insbesondere jene, die vielleicht irgendwann einmal unter dem Herzog des Mirianischen Ozeans gedient haben und daher über eine gewisse Erfahrung mit großen Kriegsschiffen verfügen.«
Liam O’Blythe schien von alldem noch nicht restlos überzeugt zu sein. Er warf Pony einen letzten, kurzen Blick zu, ehe er sich schließlich mit einem Nicken geschlagen gab.
Prinz Midalis wandte sich an Abt Haney. »Wir werden Mönche benötigen, die mit Edelsteinen umzugehen wissen und die uns auf unserer Mission begleiten«, erklärte er.
»Unserer Mission?«, wiederholte der Abt. »Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass Ihr daran teilnehmt, mein Prinz.«
Midalis blickte Abt Haney ungläubig an. »Glaubt Ihr etwa ernsthaft, ich würde jemanden auf dieses Himmelfahrtskommando schicken, ohne selbst daran teilzunehmen?«
»Ihr seid die Säule des Widerstands gegen König Aydrian«, gab Abt Haney zu bedenken. »Und damit die einzige Institution, die unserem Widerstand Glaubwürdigkeit verleiht, mit Ausnahme der abellikanischen Kirche. Euer Leben zu riskieren –«
»Das ganze Leben ist ein Risiko, bester Abt«, fiel Pony ihm ins Wort und nahm ihm damit – und mit ihrer unbeugsamen Miene – den Wind aus den Segeln. Dann sah sie wieder zu ihrem Freund Midalis, dem Mann, der so sehr eine jüngere Version ihres toten Gemahls zu sein schien. »Wir beide, Ihr und ich, werden zusammen auf der Saudi Jacintha fahren«, sagte sie. »Wir werden die Streitmacht, die Pireth Dancard erobert hat, lähmen und aufs Trockene setzen, und wir werden diese Krieger wissen lassen, dass es Prinz Midalis war, der sie angegriffen und ihnen diese empfindliche Niederlage beigebracht hat.«
Aus dem entschlossenen Nicken, mit dem Prinz Midalis ihr antwortete, sprach aufrichtige Dankbarkeit.
Kurz darauf ging die Versammlung auseinander. Pony verweilte noch einige Augenblicke, um Prinz Midalis mit gesenkter Stimme Mut zuzusprechen, ehe sie ebenfalls ging. Kurz darauf hatte sie Bradwarden und Andacanavar draußen auf dem Flur eingeholt.
»Das rechte Wort zum rechten Augenblick, Mylady«, sagte der Hüter, ergriff Ponys Hand und küsste sie. »Ebenso hervorragend wie Euer schneller Entschluss, sofort Pireth Dancard aufzusuchen. Mich verwundert überhaupt nicht, dass dieser Aydrian so stark ist, wie
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