Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
außen dringen, kein Laut wird je aus seinem Wald erklingen. Kein Freund, kein Feind wird mein Zuhause kennen, bis mein und meiner Feinde Blut nicht mehr zu trennen.«
Damit brach sie ab und wirkte sehr zufrieden mit sich selbst, als sie den völlig verdutzten Aydrian betrachtete.
»Ich bin besiegt, Aydrian«, gestand sie mit einer Stimme, die in diesem Augenblick sehr schwach klang. Und dann schien ihr Körper zu schrumpfen, als die rote Hülle rings um sie her immer dichter und größer wurde. »Aber Andur’Blough Inninness wird dir auf ewig verwehrt bleiben.«
»Ich werde es finden«, knurrte Aydrian.
Doch Dasslerond lächelte nur, dann trat sie aus dem pulsierenden, tiefroten Nebel heraus und schien mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Sofort nahm der Dunst seine kreisende Bewegung wieder auf und erzeugte dabei einen Wind, der sämtliche Menschen bis auf Aydrian verängstigt zurückweichen ließ. Schneller und immer schneller drehte sich Dassleronds Windwirbel, bis er schließlich abhob, gen Himmel aufstieg und sich in westlicher Richtung entfernte.
»Nein«, knurrte Aydrian und befreite seinen Geist mit einem bloßen Gedanken an den in die Brustplatte seiner Rüstung eingelassenen Seelenstein aus seinem physischen Körper.
Er holte den rötlichen Nebel ein und folgte ihm, ließ ihn sogar, als er sich Andur’Blough Inninness näherte, ein Stück weit hinter sich. Und für einen winzigen Augenblick befand Aydrians Geist sich noch einmal innerhalb der magischen Grenzen des Elfentals, an jenem Ort, wo man ihn von klein auf großgezogen hatte.
Aber dann – um ein Haar wäre er dort drinnen in eine Falle getappt und vernichtet worden – musste er die Flucht ergreifen, denn Dassleronds Dunst ging über dem Tal nieder und breitete sich aus, um alles unter sich zu begraben.
Aus geringer Entfernung verfolgte Aydrians Geist, wie das Tal Andur’Blough Inninness in den Bann des Wind Wirbels geriet, wie der verzauberte Nebel, der diesen Ort vor allen Blicken verbarg, sich mit der tiefroten Wolke vermengte, sodass sogar die Bäume und der Erdboden in diesem Wirbel ihre feste Gestalt verloren.
Und dann war das Tal ebenso verschwunden wie Dasslerond selbst, und Aydrians Geist wurde in seinen Körper zurückgezogen.
Die Rückkehr erfolgte mit solcher Heftigkeit, dass es den jungen König beinahe von den Füßen riss. Das wäre wohl auch geschehen, wäre Sadye ihm nicht zu Hilfe geeilt, um ihn zu stützen. Als ihm langsam klar wurde, was sich tatsächlich soeben vor seinen Augen zugetragen, was Dasslerond in Wahrheit mit ihrem Zauber bewirkt hatte, hätte er fast noch einmal das Gleichgewicht verloren.
»Verdammtes Weib!«, brüllte Aydrian seine Wut in den mittlerweile leeren Wind. »Verflucht sollst du sein, Dasslerond!«
Sie hatte sich ihrem Zauber hingegeben und war endgültig aus der Welt geschieden. Doch Aydrian wusste, dass sein Sieg im Grunde wertlos war, denn mit ihrem Verschwinden hatte sie ihn aller Hoffnungen beraubt, Andur’Blough Inninness jemals zu erobern.
Und dieser Ort, das wusste er, bedeutete Lady Dasslerond mehr als ihr eigenes Leben.
Teil Zwei
Helden von einst Helden von heute
Die Krieger des Bärenreiches haben keinen Augenblick gezögert, das durch die Enthüllungen über Chezru-Häuptling Yakim Douan und seinen darauffolgenden Sturz entstandene Vakuum zu füllen. Während Behren im Chaos versinkt, ist Abt Olin an der Spitze eines vieltausendköpfigen Heeres aus Soldaten in Diensten des neuen Königs Aydrian vom Bärenreich aus einmarschiert. Auch ein nicht unbeträchtlicher Teil der mächtigen Flotte des Königreichs im Norden war daran beteiligt.
Ich sammle meine Informationen über dieses Königreich im Norden, wo immer ich sie bekommen kann, und das mit großem Interesse, denn dieser neue König, dieser junge, von den Touel’alfar ausgebildete Bursche namens Aydrian, macht mir Angst. Irgendwie ist es ihm gelungen, die Herrschaft über das mächtigste Königreich der Welt an sich zu reißen, und das mit einer Schnelligkeit, die es ihm erlaubt, bereits jetzt den Blick über seine Grenzen hinaus zu richten mit dem Ziel, seinen Herrschaftsbereich noch zu erweitern. Gelingt es ihm, Behren in seine Gewalt zu bringen – augenscheinlich seine feste Absicht und womöglich längst geschehen –, wird keine Macht der Welt ihn mehr aufhalten können.
Ich habe mich in Avaru Eesa mit verschiedenen Abellikaner-Mönchen unterhalten und dabei erfahren, dass ihre Kirche sich in Aufruhr
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